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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Bronzegefäße gestanden. Der Palast hatte sich einst rühmen können, einige der bedeutendsten Kunstwerke auf der ganzen Welt zu enthalten, darunter Marmorstatuen, die unerreichte Meister wie Phidias und Praxiteles zur Zeit der griechischen Antike geschaffen hatten, lange vor Christi Geburt.
    Voll Scham hatte Palombara in der Stadt die Rauch – und Brandspuren gesehen, die vom Wüten der Kreuzfahrer zeugten. Auch hier im Palast sah er die auf die Verarmung der Stadt zurückgehenden Narben: Weder die Schäden an den Wandbehängen noch die an den Mosaiken, Säulen oder Pilastern hatte man ausgebessert. Was für Barbaren die Kreuzfahrer im tiefsten Herzen gewesen sein mussten, trotz ihrer Behauptung, dass sie Gott dienten! Es gab viele Arten von Unglauben.

    In einem herrlichen Audienzsaal, durch dessen Fenster der Blick auf das Goldene Horn fiel, wurden sie vor Michael Palaiologos geführt. Tief unter ihnen lag das riesige Panorama aus Dächern, Türmen, Schiffsmasten im Hafen und sich dicht aneinanderdrängenden Häusern am gegenüberliegenden Ufer.
    Der Boden des Saales bestand aus Marmor, und auf Porphyrsäulen ruhende Bögen, die mit Mosaiken geschmückt waren, in denen hier und da Gold aufblitzte, trugen die Decke. Während Palombara auf den Kaiser zuschritt, erfüllte ihn tiefes Staunen angesichts der Kraft, die dieser ausstrahlte. Wie nicht anders zu erwarten, waren die Seidengewänder des Herrschers reich bestickt und mit Edelsteinen besetzt. Zur üblichen Tunika und Dalmatika trug er als Zeichen seiner Würde eine Art von Goldfäden durchwirkten Kragen, der vorn in etwas auslief, was dem Brustgehänge eines Hohepriesters ähnlich sah. Auch er war mit Edelsteinen besetzt und an den Säumen mit Perlen bestickt. Bei diesem Anblick kam Palombara unwillkürlich der Gedanke, dass die Byzantiner ihren Kaiser als ›auf einer Stufe mit den Aposteln stehend‹ ansahen. Sicher wäre es äußerst töricht, diesen Mann zu unterschätzen, dem es als glänzendem Heerführer gelungen war, mit eigener Hand sein Reich zurückzuerobern und sein Volk nach harten Kämpfen aus dem Exil in seine angestammte Hauptstadt zurückzuführen.
    Der Kaiser begrüßte die beiden Abgesandten des Papstes mit allem herkömmlichen Zeremoniell und forderte sie auf, Platz zu nehmen. Alles war für die Unterzeichnung des Abkommens bereit, und es sah nicht so aus, als gebe es noch etwas zu besprechen, denn in dem Fall hätten sie es lediglich mit untergeordneten Hofbeamten zu tun gehabt.
    »Die Fürsten und Prälaten der orthodoxen Kirche sind sich der schwierigen Situation ebenso bewusst wie der uns offenen Wahlmöglichkeit«, sagte Michael ruhig und ließ den Blick zwischen Palombara und Vicenze wandern. »Der Preis ist für uns hoch, und nicht alle sind bereit, ihn zu zahlen.«
    » Wir sind hier, um Euch zu helfen, wo wir können, Majestät«, fühlte sich Vicenze zu sagen verpflichtet.
    »Das ist mir bekannt.« Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Kaisers. »Und Ihr, Bischof Palombara?«, fragte er. »Bietet auch Ihr uns Eure Unterstützung an? Oder spricht Bischof Vicenze für Euch beide?«
    Palombara spürte, wie sein Gesicht blutrot wurde. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass der Kaiser ohne weiteres einen Keil zwischen sie trieb.
    Kaiser Michaels schwarze Augen lachten. Er nickte. »Gut. Wir arbeiten also auf dasselbe Ziel hin, aber aus unterschiedlichen Gründen und wohl auch auf unterschiedliche Weise. Mir geht es um die Sicherheit meines Volkes, wenn nicht gar um das Überdauern meiner Stadt; Ihr hingegen wollt Euren Ehrgeiz befriedigen und auf keinen Fall mit leeren Händen nach Rom zurückkehren, denn bei einem Scheitern winkt kein Kardinalspurpur.«
    Palombara zuckte zusammen. Der Mann erschien ihm ein wenig zu pragmatisch, doch dürfte ihm das Leben kaum Gelegenheit gegeben haben, anders zu sein. Für den Zusammenschluss unter dem römischen Primat hatte er sich ausschließlich deshalb entschieden, weil er darin die einzige Möglichkeit zu überleben sah, keinesfalls aber, um die beiden Glaubensrichtungen zusammenzuführen. Das hatte er den Abgesandten des Papstes unmissverständlich zu verstehen gegeben, für den Fall, dass sie der Ansicht gewesen
sein sollten, sie könnten ihn zu ihrem Glauben bekehren. Zwar war er orthodox bis ins Mark, aber auch fest entschlossen zu überleben.
    »Ich verstehe, Majestät«, gab Palombara zurück. »Wir sehen uns schwierigen Entscheidungen gegenüber und werden versuchen, die

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