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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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in einem Mordfall …« Weiter kam Logan nicht. Ihr bitterböser Blick verriet, dass sie ihn wiedererkannt hatte.
    »Ich kenne Sie! Sie sind doch der Typ, der gestern schon mal hier war! Sie haben den alten Mann zusammengeschlagen!«
    »Ich hab keine Zeit für solche Scherze. Wo ist er?«
    Sie verschränkte die Arme und funkelte ihn wieder böse an. »Wenn Sie nicht freiwillig gehen, rufe ich den Sicherheitsdienst.«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an. Dann werden wir schon sehen, wie Sie mit einer Anzeige wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen klarkommen. Okay?«
    Logan schob sich an ihr vorbei und schritt die Reihe der mit Vorhängen verschlossenen Abteile ab. Jammerlaute in lupenreinem Edinburgher Akzent drangen an sein Ohr und verrieten ihm, wo Anderson steckte.
    Der Mann saß auf der Kante der Untersuchungsliege, schaukelte mit dem Oberkörper vor und zurück und weinte vor sich hin, wobei ihm zwischen den Schluchzern dann und wann wirre Wortfetzen über die Lippen kamen. Logan schlüpfte durch den Vorhang hinein und setzte sich auf einen schwarzen Plastikstuhl, der neben der Liege stand. Watson folgte ihm und stellte sich unauffällig in die Ecke, Notizbuch im Anschlag.
    »Hallo, Mr. Anderson«, sagte Logan im freundlichsten Ton, zu dem er fähig war. »Oder darf ich Cameron sagen?«
    Der Mann hob nicht einmal den Kopf. Ein kleiner roter Fleck hatte sich auf dem Verband an seinem linken Handgelenk gebildet. Er konnte den Blick nicht davon wenden.
    »Cameron, ich habe da ein kleines Problem«, sagte Logan. »Es geht nämlich um diesen Typen, der aus Edinburgh hierher kam und als Leiche im Hafenbecken endete. Wir haben sein Foto in allen Zeitungen veröffentlicht und die Geschäfte mit Plakaten zugepflastert, aber es hat sich niemand gemeldet. Offenbar hat es den Leuten nicht behagt, wie dem Mann die Kniescheiben mit einer Machete abgehackt wurden.«
    Bei dem Wort »Machete« zuckte Mr. Anderson zusammen. Und bei »abgehackt« stöhnte er gequält auf.
    »Nun, was mich so stutzig macht, Cameron, ist die Tatsache, dass Sie uns nie angerufen haben. Ich meine, Sie müssen das Bild doch gesehen haben. Es war in den Nachrichten, es war überall.« Logan zog ein rechteckiges Stück Papier aus der Tasche und faltete es auseinander. Es war ein Foto von Geordie Stephenson, aufgenommen, als er noch unter den Lebenden weilte. Logan trug es bei sich, seit er die ganzen zwielichtigen Aberdeener Wettbüros abgeklappert hatte. Jetzt hielt er es dem weinenden Mann vors Gesicht. »Sie erkennen ihn doch wieder, oder nicht?«
    Andersons Blick streifte kurz das Foto und richtete sich gleich wieder auf den Blutfleck auf seinem Verband. Doch dieser flüchtige Blick genügte: Logan wusste, dass er richtig vermutet hatte. Cameron Anderson und Geordie Stephenson. Sie hatten nicht den gleichen Nachnamen, aber die gleichen groben Gesichtszüge, das gleiche volle Haar. Das Einzige, was bei Cameron fehlte, war der Pornostar-Schnauzbart.
    Anderson sagte etwas, aber so leise und undeutlich, dass man nichts verstehen konnte.
    Logan legte das Foto so auf den Boden, dass Geordies Augen zu dem Mann auf der Bettkante hinaufstarrten. »Warum haben Sie versucht, sich umzubringen, Cameron?«
    »Ich hab geglaubt, dass er es ist.« Wieder murmelte er die Worte nur, diesmal aber immerhin in vernehmlicher Lautstärke.
    »Wer – er?«
    Anderson begann zu zittern. »Er. Der alte Mann.«
    »Beschreiben Sie ihn.«
    »Alt. Grau.« Er fingerte mit krallenden Bewegungen an seinem Hals herum. »Tätowierungen. Ein Auge ist ganz weiß. Wie ein pochiertes Ei.«
    Logan lehnte sich zurück. »Wieso er, Cameron? Was sollte er von Ihnen wollen?«
    »Geordie war mein Bruder. Der alte Mann … Er …« Er hob eine Hand an den Mund und begann die Nägel einen nach dem anderen systematisch bis aufs Fleisch abzukauen. »Er ist in die Wohnung gekommen. Er hat Geordie gesagt, er hätte eine Botschaft für ihn. Von Mr. McLennan.«
    »Mr. McLennan? Malk the Knife?« Logan rutschte auf seinem Stuhl ein Stück nach vorn. »Wie lautete die Botschaft?«
    »Ich habe ihn hereingelassen, und er hat Geordie mit irgendwas geschlagen. Und dann hat er angefangen, ihm Fußtritte zu versetzen, als er schon am Boden lag.« Mit rot geränderten Augen blickte er Logan flehend an; Tränen rannen über seine bleichen Wangen. »Ich habe versucht, ihn daran zu hindern, aber er hat mich geschlagen …« Das erklärte sein blaues Auge an dem Tag, als er ihnen die Tür geöffnet hatte.
    »Wie

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