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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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sich wieder mal die Seele aus dem Leib hustete – ein gurgelndes, rasselndes Bellen, das darin gipfelte, dass ein Klumpen dunklen Schleims in der Bettpfanne landete.
    »Ich hab rausgekriegt, dass Geordie bei seinem schwulen Halbbruder in Rosemount wohnt. Also schau ich da vorbei. Statte ihnen ’nen kleinen Besuch ab. Geordie versucht zuerst, den starken Mann zu markieren. Er ist der große Macker, ich bin bloß ein alter Tattergreis. ›Mach dich vom Acker, Opa, sonst schmeiß ich deine Gehhilfe aus dem Fenster …‹« Das zahnlose Lächeln mündete in einen Lachanfall, der nahtlos in den nächsten Hustenkrampf überging. Doug sank auf den Berg von gestärkten Krankenhauskissen zurück und rang schwer nach Luft. »Und da hab ich ihn mal ordentlich in die Mangel genommen. Gleich dort im Wohnzimmer. Und auf einmal kommt sein Bruder, diese blöde Schwuchtel, in seinem rosa Frottee-Bademantel aus dem Schlafzimmer reingeplatzt. Ich kümmer mich nicht weiter drum – ich denk mir, der will vielleicht bloß ’n Schaumbad nehmen oder so. Aber da hör ich plötzlich was – klingt, als ob da ’n Kind heult.« Er schüttelte den Kopf, als er sich an die Szene erinnerte. »Dieser Wichser steht da und brüllt mich an: ›Sie können hier nicht rein! Das dürfen Sie nicht!‹ Als ob mich das irgendwie juckt. Und im Hintergrund hör ich immer noch dieses Heulen. Ich will also hin und sehen, was da los ist, aber die Tunte stellt sich mir in den Weg: ›Sie haben kein Recht …‹« Doug ließ die rechte Faust in die linke Handfläche klatschen. »Zack! Und im Schlafzimmer seh ich dann dieses kleine Mädchen rumstehen. Hat keinen Faden am Leib, bloß eine von diesen albernen Mickymaus-Mützen auf dem Kopf. Du weißt schon, die mit den riesigen Ohren?« Er sah Logan an, als ob er auf eine Reaktion wartete, aber Logan war zu geschockt, um zu antworten. »Ich steh also da und seh dieses pudelnackte kleine Mädchen, und dann dieses perverse Schwein, das selber kaum was anhat …« Er zog eine Grimasse. »Ich also nix wie hin und ihm auch ’ne Abreibung verpasst. Dieses kranke Arschloch.«
    Logan hatte sich endlich so weit gefangen, dass er fragen konnte: »Was ist mit dem Mädchen passiert?«
    Desperate Doug MacDuff senkte den Blick auf seine Hände, die gekrümmt in seinem Schoß lagen wie verdorrte Klauen. Die Arthritis hatte schon begonnen, seine Gelenke in geschwollene, schmerzende Knoten zu verwandeln. »Ja. Das Mädchen …« Er räusperte sich. »Sie … Sie ist reingekommen, als ich das perverse Schwein grad vermöbelt hab. Und ich hör, dass sie nicht von hier ist. ’n Ausländerkind, weißt du, deutsch oder norwegisch oder was weiß ich. Irgend so was in der Art. Und sie guckt mit ihren großen braunen Augen zu mir hoch, mit ihrem verheulten Gesicht, und fängt an, irgendwelchen Schweinkram zu plappern: ›Ich lutsch deinen Schwanz.‹ ›Fick mich in den Arsch …‹ Lauter so ’n Zeug.« Der alte Mann holte stockend Luft und wurde vom nächsten Hustenanfall überwältigt, der das ganze Bett erzittern ließ. Als er endlich wieder zur Ruhe kam, war er kreidebleich im Gesicht. »Sie … Sie klammert sich an mein Bein, splitternackt wie sie ist, heult Rotz und Wasser und sabbert mir die Hose voll, und sagt dabei, dass ich sie in den Arsch ficken soll. Ich … Ich hab sie weggestoßen …« Er senkte die Stimme. »Ist gegen den Kamin gefallen. Zack – voll mit dem Kopf auf die Steinkante.«
    Wieder schwiegen sie eine Weile; Doug in Gedanken versunken, Logan und Watson bemüht zu fassen, was sie da gerade gehört hatten. Es war Doug, der als Erster wieder das Wort ergriff.
    »Ich schnapp mir also Geordie, nehm ihn mit an ein nettes ruhiges Örtchen und mach ihn fertig. Du hättest hören sollen, wie er geschrien hat, als ich ihm die Knie abgehackt hab. Dreckiger Bastard.«
    Logan räusperte sich. »Und wieso hast du seinen Bruder am Leben gelassen?«
    Doug wandte ihm sein zerklüftetes Gesicht zu und sah ihn traurig an. »Ich hatte ’nen Job zu erledigen. Musste ’ne Botschaft überbringen. Am nächsten Tag wollte ich wieder hin. Wollte ihm zeigen, was so perversen Schweinen blüht, wie er eins ist. Mit ’nem Teppichmesser, du weißt schon … Aber als ich hinkomme, wimmelt’s da nur so von Bullenschweinen. Und am nächsten Tag auch, und am übernächsten …«
    Logan nickte. Bei dem ersten Polizeibesuch musste es sich um sein Team gehandelt haben, das Norman Chalmers verhaftet hatte. Das andere waren wohl die Beamten

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