Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Rauch fauchend durch die Nase entweichen. »Das kleine Arschloch kann es kaum erwarten, sich aus dem Staub zu machen, wie? Da setzt er ein Kind in die Welt und lässt es ohne Vater aufwachsen, und dann verpisst er sich bei der erstbesten Gelegenheit nach Dundee!« Sie nahm noch einen tiefen Zug. »Sollte echt verboten sein, so was.«
Logan wies sie nicht darauf hin, dass es schließlich keine Rolle spielte, wo Darren Caldwell wohnte, wenn es ihm ohnehin nicht erlaubt war, seinen Sohn zu sehen. Stattdessen fragte er Miss Erskine, ob er das Foto behalten dürfe.
»Von mir aus können Sie’s verbrennen«, war ihre ganze Antwort.
Logan ging und zog die Haustür hinter sich zu.
Draußen goss es immer noch in Strömen, und der leicht angeschimmelt aussehende BMW parkte immer noch auf seinem Beobachtungsposten. Mit gesenktem Kopf sprintete Logan auf seinen Dienstwagen zu. Er drehte die Heizung auf, schaltete die Lüftung auf die höchste Stufe und machte sich auf den Weg zurück ins Präsidium.
Vor dem riesigen Klotz aus Glas und Beton stand ein Knäuel von Fernsehkameras, und die meisten davon waren auf ernst dreinblickende Fernsehreporter gerichtet, die in ernsten Worten die Arbeit der Grampian Police kommentierten. Die Polizistin, mit der Logan telefoniert hatte, hatte nicht übertrieben. Sandy die Schlange hatte wirklich einen Sturm entfesselt.
Logan stellte den Wagen auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude ab und machte auf seinem Weg zur Soko-Zentrale einen möglichst großen Bogen um den Empfangsbereich.
Wieder herrschte in der Zentrale hektische Betriebsamkeit. Aber diesmal konzentrierte sich der Trubel auf eine gehetzt wirkende Beamtin von der Pressestelle, die ein Klemmbrett an die Brust gedrückt hielt und sich verzweifelt bemühte, den vier anwesenden Kriminalbeamten irgendwelche Details zu entlocken, während sämtliche Telefone im Raum gleichzeitig läuteten. Kaum hatte sie Logan erspäht, hellten sich ihre Züge auf. Endlich jemand, bei dem sie ihren Stress abladen konnte.
»Sergeant …«, setzte sie an, doch Logan hob die Hand und schnappte sich eines der wenigen vorübergehend stummen Telefone.
»Einen Augenblick«, sagte er, während er die Nummer der Zulassungsstelle wählte.
Am anderen Ende der Leitung wurde der Hörer nahezu sofort abgenommen.
»Ich brauche Informationen über einen gewissen Darren Caldwell«, sagte er, während er im Kopf rasch ein paar Berechnungen anstellte. Darren hatte Miss Erskine geschwängert, als sie fünfzehn gewesen war, plus neun Monate Schwangerschaft, plus fünf Jahre, die das Kind heute alt war. Wenn man annahm, dass sie in dieselbe Klasse gegangen waren, als ihre »ewige Liebe« konkretere Formen angenommen hatte, dann musste Darren heute zwanzig oder einundzwanzig sein, plus/minus ein paar Monate. »Er ist Anfang zwanzig und wohnt angeblich in Dundee …« Logan nickte, als der Beamte am anderen Ende die Angaben wiederholte. »Ja, korrekt. Wie schnell können Sie mir die Info besorgen? Okay, okay, ich bleibe dran.«
Die Pressefrau stand vor ihm und zappelte, als hätte ihr jemand einen lebenden Hering in die Hose gesteckt. »Die Medien machen uns die Hölle heiß!«, klagte sie, während Logan auf das Ergebnis seiner Anfrage wartete. »Dieser Sandy, dieser schleimige Anwalts-Widerling, lässt kein gutes Haar an uns!« Ihr Gesicht war hochrot, ein wahrer Rote-Bete-Teint, der sich wie ein Sonnenbrand von ihrem blonden Pony bis zum Hals hinunterzog. »Haben wir irgendetwas, was wir ihnen sagen können? Was auch immer – einfach irgendwas, womit wir den Anschein erwecken können, dass wir Fortschritte machen?«
Logan legte eine Hand über die Sprechmuschel und erklärte ihr, dass die Ermittlungen derzeit noch in verschiedene Richtungen gingen.
»Kommen Sie mir nicht damit!« Sie explodierte fast. »Das ist genau der Bockmist, den ich den Leuten auftische, wenn wir nicht den geringsten Schimmer haben! Das kann ich ihnen nicht sagen!«
»Hören Sie«, sagte er, »ich kann ja schließlich auch keine Verhaftung aus dem Hut … hallo?«
Die Stimme am anderen Ende war wieder da. »Also, ich habe fünfzehn Darren Caldwells hier im Nordosten. Allerdings wohnt nur einer von denen in Dundee, und der ist Ende dreißig.«
Logan fluchte.
»Aber ich habe einen Darren Caldwell, einundzwanzig, wohnhaft in Portlethen.«
»Portlethen?« Das war eine Kleinstadt rund acht Kilometer südlich von Aberdeen.
»Genau. Fährt einen dunkelroten Renault Clio. Soll ich Ihnen das
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