Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
grottenschlechten Tee. In dem kleinen Raum drängten sich zwei triefnasse Constables, die Polizistin, Darren Caldwell und Logan. Der Hausherr saß auf dem Sofa und schaute von Minute zu Minute unglücklicher drein.
»Wo ist er?«, fragte Logan noch einmal. »Sie werden es uns früher oder später sagen müssen . Also, warum nicht gleich?«
Darren blickte finster zu ihnen auf. »Ich hab ihn nicht gesehen. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Also schön«, erwiderte Logan und ließ sich auf der Armlehne des hellgrünen Kanapees nieder. »Wo waren Sie gestern Morgen um zehn Uhr?«
Darren seufzte theatralisch. »Ich habe gearbeitet!«
»Und das können Sie sicherlich beweisen?«
Ein gehässiges Lächeln machte sich auf Darrens Gesicht breit. »Das kann ich, da haben Sie verdammt Recht. Hier …« Er schnappte sich das Telefon, das auf dem niedrigen Couchtisch stand, drückte es Logan in die Hand und zog dann unter einem Stapel Hello! -Hefte die Gelben Seiten hervor. »Broadstane Garage«, sagte er, während er das dicke gelbe Verzeichnis aufschlug und mit ungehaltenen Bewegungen durchblätterte. »Rufen Sie in der Werkstatt an. Na los, sprechen Sie mit Ewan. Er ist mein Chef. Fragen Sie ihn, wo ich war. Na los doch.«
Während er das Telefon und die Gelben Seiten nahm, kam Logan ein unangenehmer Gedanke: Was, wenn Darren tatsächlich die Wahrheit sagte?
Die Broadstane Garage war mit einer gestalteten Anzeige vertreten – ein ziemlich stümperhaftes Machwerk mit grinsenden Schraubenschlüsseln und fröhlichen Schrauben und Muttern. »Rund um die Uhr geöffnet«, hieß es in der Anzeige, also wählte Logan die Nummer. Er hörte das Freizeichen – es läutete und läutete und läutete. Gerade wollte er auflegen, als eine mürrische Stimme ihm ein donnerndes »Broadstane Garage!« ins Ohr brüllte.
»Hallo?«, sagte Logan, als er wieder einigermaßen hören konnte. »Spreche ich mit Ewan?«
»Wer ist denn dran?«
»Hier spricht Detective Sergeant Logan McRae von der Grampian Police. Sind Sie der Arbeitgeber von Darren Caldwell?«
Die Stimme am anderen Ende bekam sofort einen argwöhnischen Klang. »Na, und wenn schon. Was hat er denn angestellt?«
»Können Sie mir sagen, wo Mr. Caldwell gestern Morgen zwischen neun und elf Uhr war?«
Darren lehnte sich auf dem Sofa zurück und grinste sein selbstgefälliges Grinsen, und Logan bekam wieder dieses flaue Gefühl im Magen.
»Er hat mir geholfen, ’nen Volvo neu zu verkabeln. Wieso?«
»Sind Sie sicher?«
Es trat eine kleine Pause ein. Dann: »Klar bin ich sicher, was denn sonst? Ich war doch da. Wenn er woanders gewesen wäre, hätte ich’s ja wohl gemerkt. Was soll denn das Ganze?«
Logan brauchte noch einmal fünf Minuten, bis er ihn endlich los war.
Er legte den Hörer auf und versuchte sich die Enttäuschung nicht an der Stimme anmerken zu lassen. »Offenbar müssen wir uns bei Ihnen entschuldigen, Mr. Caldwell.«
»Das können Sie laut sagen!« Darren stand auf und deutete in Richtung Haustür. »Und jetzt sehen Sie vielleicht mal zu, dass Sie Ihren Arsch hochkriegen und sich auf die Suche nach meinem Sohn machen!«
Er war noch so freundlich, die Tür hinter ihnen zuzuknallen.
Durch den Sprühregen stapften sie zu dem rostigen Vauxhall zurück, für den Logan unterschrieben hatte. Jetzt waren sie den ganzen Weg umsonst gekommen. Und gute Nachrichten für DI Insch hatte er auch nicht. Er konnte nur hoffen, dass die Aufführung ein Erfolg gewesen war. Dann wäre der Inspector vielleicht so guter Laune, dass er darauf verzichtete, Logan den Kopf oder andere wichtige Körperteile abzubeißen.
Der Constable am Steuer ließ den Motor laufen, während die Scheiben rapide beschlugen. Er drehte die Lüftung auf, allerdings mit eher bescheidenem Effekt. Schließlich nahm er seine Ansteckkrawatte ab und versuchte, damit die Windschutzscheibe freizubekommen. Es gelang ihm jedoch lediglich, den schmierigen Belag gleichmäßig zu verteilen.
Mit einem Seufzer lehnten sie sich zurück und warteten, während die kleinen Flecken unbeschlagenen Glases sich im Schneckentempo über die ganze Windschutzscheibe ausdehnten.
»Glauben Sie, dass sein Alibi wasserdicht ist?«, fragte die Polizistin von hinten.
Logan zuckte die Achseln. »Die Werkstatt ist rund um die Uhr geöffnet; wir schauen auf dem Weg zurück in die Stadt mal vorbei.« Doch er wusste bereits, dass das Alibi der Überprüfung standhalten würde. Darren Caldwell konnte seinen fünfjährigen
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