Die Durchschnittsfalle (German Edition)
überraschend und „glücklicherweise“ sind Menschen in Demokratien glücklicher als in autoritär geführten Ländern, weil individuelle Freiheit einen großen Einfluss auf das persönliche Glücksempfinden hat.
Und eine besondere Leistungsvoraussetzung für das Glücklichsein? Die Glücksforschung geht heute davon aus, dass genetische Aspekte eine sehr große Rolle dabei spielen. Menschen sind von Natur aus unterschiedlich glücklich. Es gibt ganz klar so etwas wie eine besondere Leistungsvoraussetzung, eine Begabung für das Glücklichsein. Es gibt einfach positiver eingestellte Menschen, die selbst unter widrigen Umständen mit ihrem Leben im Großen und Ganzen zufrieden sind. Und es gibt demgegenüber Menschen, die vieles (alles) viel schwerer nehmen und nur schwer glücklich sein können, weil sie von ihrem Gemüt bereits grundsätzlich und immer eher negativ eingestellt sind.
Wenn wir uns in Erinnerung rufen, was wir über die biologischen Komponenten des Temperaments gesagt haben, so fällt es uns möglicherweise leichter, genetische Leistungsvoraussetzungen, Talente für das Glücklichsein zu diskutieren. Spätestens aber, wenn wir uns auch daran erinnern, dass Empathie sowie intra- und interpersonale Intelligenzen auch unter individuellen genetischen Einflüssen stehen, muss uns eigentlich klar sein, dass Glücklichsein gleichfalls seine biologischen Voraussetzungen hat, die es aber genauso gilt zu entdecken, zu verstehen und durch harte Arbeit in „Erfolg“ umzusetzen.
Der deutsche Psychiater und Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim, Prof. Andreas Meyer-Lindenberg, hat im November 2011 dazu in einem Zeitungsinterview gesagt: „Im Prinzip haben alle Eigenschaften eine erbliche Komponente. So sind etwa Augenfarbe und Körpergröße bis zu 90 Prozent erblich … Der genetische Anteil für Musikalität liegt zwischen 30 und 70 Prozent, für Sportlichkeit bei 50 Prozent. Deshalb ist der Mensch aber nicht automatisch gut in diesem Bereich. Jeder muss etwas aus seinem Talent machen … Charakterzüge wie Ängstlichkeit oder Aggressivität sind genetisch bis zu 40 Prozent bedingt. Ein Gute-Laune-Gen gibt es zwar nicht, dafür wird Optimismus mit einem Anteil von 15 bis 30 Prozent vererbt. Den Rest machen Umwelteinflüsse aus. Hier spielt die Erfahrung, die das Kind in der Familie macht, eine größere Rolle …“ (www.bild.de / ratgeber / … / gute-laune-vererbbar- 15180950.bild.html). Nicht Genetik oder Umwelt, sondern Genetik und Umwelt also – sogar beim Glücklichsein.
Natürlich hat das Glücklichsein eine enorme Auswirkung auf die Ausstrahlung, auf das Charisma eines Menschen. Obwohl wir in keiner Weise wissen, wie man Charisma wissenschaftlich erklären sollte – es fehlt an Definitionen –, ist die individuelle Ausstrahlung eines Menschen doch unumstritten starker Wind in den Segeln des Schiffes Richtung Erfolg. Der österreichische Journalist Helmut A. Gansterer schreibt in seinem Buch „Endlich alle Erfolgsgeheimnisse“ über Charisma: „Einer der seltsamsten Erfolgsfaktoren. Erstens ist er umstritten. Zweitens … ohnedies nicht erlernbar … Fazit: Charisma heißt im Wortstamm ‚charis = göttliche Gnade‘, das Suffix ‚ma = Geschenk‘. Es kann nicht angestrebt werden.“
Talente entdecken und fördern
Das Talent zum Fleiß
Die Zusammenfassung aus allem in diesem Buch bisher Gesagten kann nur lauten, dass „Üben, üben, üben“ allein nicht für jede Art von Erfolg garantieren kann. Jeder Mensch hat individuelle genetische Leistungsvoraussetzungen, und ich habe erläutert, dass die Biologie bei unseren körperlichen Leistungsvoraussetzungen (vom Sport bis zu unserer Stimme oder etwa dem Hören), unserer Kreativität, unseren intellektuellen Leistungsvoraussetzungen, der Empathie, dem Temperament und sogar dem Glücklichsein jedes Einzelnen ein nicht ignorierbares Wort mitzureden hat. Aber ganz klar ist auch, ohne „Üben, üben, üben“ geht gar nichts. Es geht also nicht um eine „Entweder-oder“-Frage, sondern es ist uneingeschränkt und immer eine „Sowohl-als-auch“-Angelegenheit! Die Untrennbarkeit von Umwelt und Genetik äußert sich außerdem darin, dass selbst die Frage, mit welchem Einsatz, mit welcher Konsequenz und Konstanz jeder Einzelne üben, üben, üben kann, auch wesentlich von seinem Temperament abhängt. Folglich gibt es sogar für das Üben(-Können) individuelle besondere biologische Leistungsvoraussetzungen!
Talente
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