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Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Titel: Die Durchschnittsfalle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Hengstschläger
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kann. Er muss ein Gefühl für seine Belastbarkeitsgrenzen entwickeln und muss seine Fehler sowie Mängel sehr gut kennen, um richtig mit ihnen umgehen zu können. Psychische Erkrankungen, vor allem Burnout, sind, so das allgemeine Verständnis, sehr oft einfach die Konsequenz mangelnder Selbstkenntnis und Selbstreflexion. Da ist ganz sicher etwas dran.
    Mut zum Risiko, Mut, Neuland zu betreten und einmal andere Strategien auszuprobieren und schließlich auch die Verantwortung für alle damit verbundenen Konsequenzen zu tragen, sind Dinge, die sich offensichtlich viele Bürger von Managern und Politikern gleichermaßen wünschen. Ich ergänze gleich noch den Mut zu individuellen Lösungskonzepten und weniger Durchschnittshörigkeit. Sie erinnern sich, dass ich gerade der Politik unterstellt habe, sich viel zu sehr am Durchschnitt der Wählerschaft zu orientieren mit aus meiner Sicht unbegründeter Hoffnung, dadurch bei der nächsten Wahl mehr Wähler mobilisieren zu können. Na ja, vielleicht bei der nächsten Wahl noch, aber bei der übernächsten sicher nicht mehr. Erinnern Sie sich an das Zitat von Hans-Dietrich Genscher, das ich weiter vorne im Buch gebracht habe?
    Zum Abschluss dieses kurzen Ausflugs möchte ich noch gerne ein spezifisches Talent von Politikern ansprechen, das einerseits offensichtlich von großer Bedeutung für ein erfolgreiches Politikerleben ist und andererseits durchaus biologische Komponenten zu haben scheint. Es dürfte für einen Politiker wichtig sein, jene Versprechen, die er vor der Wahl macht, nach der Wahl wieder schnell vergessen zu können. Eine ganz aktuelle Studie von Schweizer Genetikern hat gezeigt, dass das Gen CTNNBL1 die Aktivität in Hirnregionen steuert, die für das Gedächtnis wichtig sind. Dieses Gen ist also von großer Bedeutung für unsere Gabe, sich etwas merken zu können (Papassotiropoulos A. et al., Mol Psychiatry. 2011). Welche Varianten dieses Gens nun genau welche Rolle für eine stark vorhandene oder fehlende Informationsspeicherung in unserem Gehirn haben, muss aber noch gründlich erforscht werden. Vielleicht wäre es aber wissenschaftlich hilfreich, als Referenzgruppe für das eine (oder das andere) Politiker mit in das Untersuchungsklientel aufzunehmen? Das ist und bleibt ein Witz – auch wenn vielleicht nicht alle (Politiker) darüber lachen können.

Glück und soziale Begabungen
    Emotionale Intelligenz
    Wir haben bereits gehört, dass die Theorie der multiplen Intelligenzen von Howard Gardner, so populär sie auch ist, bestimmt auch ihre Gegner hat. Gardner postuliert, dass man durchaus auch nur in einer seiner Kategorien begabt sein kann und bei den anderen untalentiert. Das Konzept der allgemeinen Intelligenz argumentiert demgegenüber, dass man in allen Aspekten entweder begabt oder weniger begabt ist. Gardners Ansatz würde das auch zulassen, aber umgekehrt vertritt die Theorie der allgemeinen Intelligenz, dass Teil- beziehungsweise Spezialbegabungen eigentlich nicht möglich sind. Dennoch haben zwei von Gardner postulierte Intelligenzen, die intrapersonale und interpersonale, den Grundstein für die Idee der emotionalen Intelligenz nach John Mayer und Peter Salovey gelegt. Richtig populär wurde die Theorie der emotionalen Intelligenz schließlich durch die Bücher des US-Psychologen Daniel Goldman. Die Theorie basiert darauf, dass man (größere oder kleinere) Begabungen haben kann, Gefühle, Stimmungen, Motive, Schwächen und Stärken von sich selbst (intrapersonale) oder eben von anderen (interpersonale) zu erkennen. Dass solche besonderen Leistungsvoraussetzungen bei eigentlich allen Tätigkeiten beziehungsweise Berufen des Menschen von Bedeutung sind, leuchtet ein.
    Empathie, soziale Kompetenz
    Der Begriff Empathie steht dann eigentlich für interpersonale Intelligenz / Begabung und wird häufig auch als Einfühlungsvermögen (auf sein Gegenüber bezogen) bezeichnet. Der Begriff soziale Kompetenz (oft auch als Soft Skills bezeichnet) ist etwas weiter greifend, wenn er für die Begabungen und Einstellungen eines Menschen steht, seine Ziele mit den Werten einer Gruppe zu verknüpfen. Hier geht es also um soziale Interaktion in einem etwas größeren Rahmen.
    Wir haben uns unter anderem in diesem Buch die Aufgabe gestellt, den Versuch zu starten, den aktuellen Stand der Wissenschaft zur Frage „Genetik und Umwelt“ im Zusammenhang mit Begabungen zu beleuchten. Gerade in diesem so emotionalen Thema beeindruckt der Umstand, wie klar und

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