Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
gab es schon.« Jetzt lächelte sie gar nicht mehr, und etwas Finsteres gewann in ihren Emotionen die Oberhand, eine Bösartigkeit, die von keinerlei Mitgefühl gemäßigt wurde. »Letzten Endes konnten alle überredet werden, ihre jeweiligen Ansprüche fallen zu lassen. Einige erhielten eine finanzielle Entschädigung dafür. Andere machten es erforderlich, dass man sich auf gerichtlichem Wege mit ihnen befasste. Ein paar mussten auch zerstückelt werden«, fügte sie so unbeteiligt hinzu, als ob sie von einem Paar verlorener Ohrringe sprach. Das Lächeln kehrte zurück, doch diesmal war nicht das geringste Anzeichen von Humor darin zu erkennen.
»Du warst mir eine unerwartete Hilfe, wie es scheint. Erst viel später erfuhr ich, dass Teleen Rudenuaman auf Ulru-Ujurr ein höchst willkommenes Ende gefunden hat, aber leider konnten mir meine Quellen nicht berichten, auf welche Weise. Besten Dank für die Ergänzung dieses nebensächlichen, wiewohl interessanten Details. Nach ihrem Tod war der Weg zur völligen Kontrolle von Challis' Geschäften nicht mehr ganz so steinig.«
»Das macht dich noch lange nicht zu einer Verwandten von mir.«
»Glaub bloß nicht, dass ich es gern zugebe oder dass ich etwa stolz darauf bin. Ich mag dich nicht, Philip Lynx. Ich hab dich vom ersten Augenblick an nicht gemocht. Du stellst eine Gefahr, eine Bedrohung, ein Risiko für mich dar. Und das kann ich nun mal nicht ab.«
»So viel Hass.« Seine Stimme klang gedämpft, beschwichtigend. »So viel Zorn. Er klebt an dir wie eine giftige Wolke. Wenn du wirklich ein Adept bist wie ich, dann solltest du eigentlich spüren, dass ich es nicht böse mit dir meine, dass ich keine Gefahr für dich bin.«
Stirnrunzelnd sah sie ihn an. »Ich kann überhaupt nichts in dieser Richtung spüren. Es stimmt, dass wir beide Adepten sind. Aber wir sind verschieden, du und ich. Ähnlich und doch nicht ähnlich.« Ihr Gesichtsausdruck verzerrte sich zu einem hämischen Grinsen, und die Verbitterung, die sie ausströmte, drohte ihn beinahe zu überwältigen. »Das kommt dabei raus, wenn man versucht, neue Typen von ›Werkzeugen‹ zu entwickeln, hab ich recht? Zu dumm aber auch, wenn die Werkzeuge selbst darüber nicht vor Begeisterung im Dreieck springen. Niemand fragt sie nach ihrer Meinung, vor allem dann nicht, wenn die Sache höchst illegal ist, wie alles, was mit den Melioraren in irgendeinem Zusammenhang stand und steht.«
Da war es, endlich. Nun gab es keinen Grund mehr, seine ursprüngliche Vermutung in Frage zu stellen. Ja, die junge Frau, die da vor ihm stand, war ebenso wie er selbst ein Produkt verbotener Genmanipulationen. Ein Produkt der Eugenik, hervorgebracht von einer geächteten und verbotenen Gesellschaft, die für ihren Plan, die Menschheit eigenhändig ein Stück auf der Evolutionsleiter nach oben zu schubsen, Empörung, Beifall und schonungslose Kritik geerntet hatte. Restlos alles, was auch nur entfernt mit den Melioraren zu tun hatte, unterlag dem strengsten Kirchenedikt. Die Einsicht in die noch vorhandenen Unterlagen der Society war der Öffentlichkeit untersagt. Allein eigens autorisierte und peinlichst genau überprüfte Wissenschaftler erhielten Zugriff auf das übrig gebliebene Material.
Also auf ihn, grübelte Flinx. Das war er also – »übrig gebliebenes Material«. Und dasselbe traf für Mahnahmi zu, wollte man ihrer Aussage glauben. Doch deshalb, so versuchte er sich zu beruhigen, war diese missratene, liederliche, hübsche Göre noch lange nicht seine Schwester. Eine entfernte genetische Verwandte aufgrund durchgeführter Laborverfahren vielleicht, aber nicht seine Schwester. Und das sagte er ihr auch.
Breit grinsend schüttelte sie den Kopf, während sie ihn weiterhin unverwandt ansah. »Auf deine Art bist du wirklich bemerkenswert talentiert, Flinx. Aber du lässt dich durchs Leben treiben und stehst dir mit deinem reinen Gewissen nur selber im Weg. Die Dummheit klebt an dir wie Seepocken an einem Ozeanschiff. Ich für meinen Teil quäle mich nicht mit solchen Beschränkungen. Erlaube mir, dich zu erleuchten.«
Gegen diese Absicht ließen sich keine Einwände erheben. Nach Erleuchtung hatte er sein Leben lang gesucht.
»Und sieh zu, dass du deinen kleinen geflügelten Teufel da unter Kontrolle behältst. Ich hab nämlich keine Lust, dass er mir gleich ins Gesicht springt, wenn ich ein bisschen Feindseligkeit zeige. Das ist nun einmal meine Art, wie du vielleicht bemerkt hast.«
»Solange du mich nicht direkt
Weitere Kostenlose Bücher