Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
zu tun gehabt. Immerhin war das hier nichts weiter als ein verlassenes Schiff. Er ließ den leeren Kommandosessel links liegen und machte es sich auf einem der anderen Sitze bequem.
Die KI des Frachters zeigte sich im Leitstand nicht weniger zugänglich, als sie es in der Außenschleuse gewesen war. Prompt beantwortete sie seine Anfragen, als er die Informationen aus ihr herauszukitzeln versuchte, derentwegen er den weiten Weg hierher gemacht hatte. Leider fiel ihre bewundernswert rasche Reaktion jedoch nicht so aus, wie Flinx es sich gewünscht hätte.
»Die angeforderten Daten sind Teil eines unter Edikt stehenden Sybfiles.«
»Das ist mir bekannt.« Es kostete Flinx einige Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Pip, der dies nicht entging, begann sich unter dem Stoff seines Überlebensanzugs zu regen. »Ich will ja gar nicht, dass du es öffnest. Ein simpler Transfer der Datei auf einen freien Speicherchyp würde mir reichen.« Er versuchte seiner Anfrage Nachdruck zu verleihen, indem er mit dem Finger über das Annäherungskontrollelement zur Aktivierung strich, das in die Armlehne seines Sessels integriert war.
»Transfer kann nicht ausgeführt werden.« Die Stimme der Crotase klang gleichmütig und unnachgiebig.
»Warum nicht?«, fragt Flinx scharf. »Fehlt irgendeine Befehlszeile? Definiere die Art des Problems.«
»Das Problem ist sehr einfach«, erklärte die KI. »Die betreffende Sybdatei befindet sich nicht mehr in meinem Kortex. Sie wurde verschoben, und es existiert keine Kopie.«
Langsam zog Flinx die Luft ein. Er war nicht unverschämt viele Parsecs weit gereist, um sich nun genau das Gleiche anzuhören, was er sich schon auf der Erde hatte anhören müssen. »Wohin wurde sie verschoben? Alle Logs und Spuren auswerten.«
»Das wird nicht erforderlich sein.« Die Gewissheit, die in der synthetischen Stimme mitschwang, hatte etwas Beruhigendes. Endlich ein Lichtblick! »Die angeforderte Sybdatei wurde in die Speichereinheit des persönlichen Datenaufzeichnungsgeräts DNP-466EX transferiert.«
Neue Hoffnung und Zuversicht schöpfend, setzte Flinx seine Verfolgungsjagd fort. »Wo ist dieser Rekorder jetzt? Was ist seine augenblickliche Position?« Offenbar musste er, wollte er an die Sybdatei gelangen, erst an dem Crewmitglied vorbei, in dessen Besitz sie sich zurzeit befand. Während er sich bereits seine nächste Frage überlegte, kam ihm der Gedanke, ob der betreffende Mensch sich überhaupt darüber im Klaren war, welch brisante Informationen er da mit sich herumschleppte.
Zur Abwechslung überraschte ihn die Antwort der KI diesmal nicht. »Nach dem jüngsten Ausschiffungsprotokoll ist die gesamte Besatzung mit einem Shuttle zur Oberfläche der Welt mit der Bezeichnung Pyrassis aufgebrochen. Derzeitige Position –«
»Ich weiß, wo Pyrassis ist«, unterbrach Flinx die KI barsch. »Ich kann den Planeten hier durch die Sichtluke sehen. Ich brauche genaue Angaben. Landekoordinaten.« Er versteifte sich ein wenig. »Geschah die Ausschiffung freiwillig oder unter Zwang?«
»Freiwillig«, erwiderte die Crotase ohne Zögern.
Ein Teil der Anspannung fiel von ihm ab. Was immer die Crewmitglieder auf der Oberfläche der wasserarmen, abgelegenen Welt auch vorhatten, egal, in was sie verwickelt waren, sie waren jedenfalls nicht von den AAnn entführt worden. Das erhöhte seine Chancen erheblich, an die Informationen, die er suchte, heranzukommen, auch wenn er im Moment noch nicht genau wusste, wie. Aber es beantwortete nach wie vor nicht die eigentliche Frage, was diese Menschen hier überhaupt machten.
Zeit für eine noch viel heiklere Frage. Unabhängig davon, wer sie waren und was sie hier verloren hatten, eines würde der Landungstrupp auf keinen Fall riskieren: die Verbindung zu seinem Schiff zu verlieren. Folglich stand er in regelmäßigem Kontakt mit der Crotase.
»Du verfügst über die Koordinaten aller abwesenden Crewmitglieder, einschließlich die jener Person, die sich im Besitz des Datenrekorders befindet, der die fragliche Sybdatei enthält?«
»Die Position des Landetrupps wird von mir permanent überwacht«, gab das Schiff bereitwillig Auskunft. »Allerdings kontrolliere ich die Elektronik nicht auf einer personenbezogenen Ebene. Es besteht daher keine Garantie, dass die Person, die den fraglichen Datenrekorder mit sich führte, sich auch jetzt noch im Besitz desselben befindet. Es ist nicht auszuschließen, dass er inzwischen einer anderen Person übergeben wurde.«
Das
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