Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
zu isolieren vermochte. Hektisch eine Reihe von Befehlen ausstoßend, gelang es ihm schließlich, den Kommandostring, der für den Verlust der Shuttle-Atmosphäre verantwortlich war, zu separieren und zu entfernen. Doch seine wütenden Versuche, Kontakt zur Teacher zu bekommen, fruchteten nichts. Bei einer Verbindung könnte er der wesentlich fortgeschritteneren KI die Anweisung geben, das Problem, dessen Existenz die Shuttle-Shell so beharrlich bestritt, zu beheben.
Doch alle Bemühungen waren vergeblich.
Unterdessen verabschiedete sich ein Bordsystem nach dem anderen oder verstrickte sich in Widersprüchen oder aber schmetterte jeden seiner Versuche, es von dem bösartigen Virus zu befreien, gnadenlos ab.
Und dieweil stürzte das Shuttle immer weiter auf die Oberfläche zu, in einem zwar durchaus vertretbaren Winkel, doch mit einer entschieden zu hohen Geschwindigkeit – und damit auf einem Flugvektor in den sicheren Tod.
Dessen ungeachtet fuhr die Bord-KI ungerührt fort, zu behaupten, dass alles in bester Ordnung sei, die Systeme ausnahmslos normal funktionierten und die Landung innerhalb der vorgesehenen Zeitspanne erfolge.
Doch das war es nicht, was Flinx Sorgen machte. Vielmehr bereitete ihm die immense Schnelligkeit Kummer, mit der die geplante Landung vonstatten gehen würde. Der Touchdown war dann ein tauglicher Touchdown, wenn alles, was darin involviert war, Beseeltes oder Unbeseeltes, seine spezifische Vollständigkeit behielt. Die so lang und heiß begehrte Sybdatei würde seinen zerfetzten und weithin verstreuten Überresten nicht mehr viel nützen.
Wie ein Keulenschlag traf ihn die Erkenntnis, dass, falls es ihm nicht gelang, innerhalb der nächsten Minuten mittels eines genialen Plans eine entscheidende Wende herbeizuführen, dies seine letzten Minuten sein würden.
7
Die KI des Shuttles blieb unerschütterlich, Flinx begann zu verzweifeln. In glückseliger Ahnungslosigkeit leugnete sie alle Indizien, die für den drohenden Crash sprachen.
Als Flinx das System anbettelte, doch endlich die Verbindung zur Master-KI an Bord der Teacher wiederherzustellen, behauptete es dreist, dass eine solche Verbindung ohne Einschränkung bestünde. Als er es mit allen Mitteln bewegen wollte, die Geschwindigkeit zu reduzieren, beharrte es stur darauf, dass sämtliche Landemodi optimal arbeiteten, und ließ sich auch durch die immer dichter, immer heißer werdende Atmosphäre draußen in keiner Weise beirren. Als er ihm befahl, eine vollständige interne Analyse und Bereinigung des Hauptsystems auszuführen, willigte es ein – nur um am Ende zu dem Schluss zu gelangen, dass alles bestens funktioniere, es keinen Anlass zur Sorge gebe und es sich bis zu ihrer sanften Landung auf dem Planeten nur noch um wenige Minuten handeln würde.
Währenddessen wurde das Ablassen gefährlicher Flüssigkeiten eingeleitet, fielen Anzeigegeräte aus, wurden Bildschirme schwarz, und das System wurde rund um seinen einzigen menschlichen Insassen Sektion um Sektion heruntergefahren. Während Flinx gegen einen Totalzusammenbruch ankämpfte und das hartnäckige Virus sich unaufhaltsam über das gesamte Shuttle ausbreitete, wurde ihm klar, dass er schnellstmöglich auf der Oberfläche aufsetzen musste, solange er wenigstens einen Hauch von Kontrolle über die rapide sinkende Landefähre besaß. Trotz seiner verzweifelten Lage entging ihm nicht die Ironie, die in dieser Feststellung lag. Wie schnell würde zu schnell sein? Wie stark durfte ein Aufprall sein, den er gerade noch überleben konnte?
Zumindest befand sich das Shuttle, wollte man den wenigen noch funktionierenden Instrumenten glauben, noch auf Kurs zu der vorgesehenen Landestelle. Und warum auch nicht? Es gab keinen Grund für den Eindringling, die Flugbahn zu ändern. Er konnte das Schiff überall zerschellen lassen, warum also nicht gleich an dessen ursprünglichem Zielpunkt?
Natürlich verfügte das Shuttle auch über manuelle Kontrollen, doch die stellten für Flinx völliges Neuland dar. Und da er im Augenblick nicht die Zeit hatte, sich in Ruhe die Handbücher zu Gemüte zu führen, machte er sich aufs Geratewohl daran, die Steuerung des Schiffs von der überwachenden KI zu lösen. Er hatte erst wenige manuelle Landungen vorgenommen, doch im Grunde war es bei reinem Herumprobieren geblieben. Jetzt würde sich zeigen, was davon hängen geblieben war.
Zwar konnte er die verwirrte KI nicht durch Reden überzeugen, aber er konnte sie abkoppeln. Als er die
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