Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
sicher von A nach B zu transportieren, war es für seine derzeitigen Bedürfnisse denkbar schlecht ausgestattet. Immerhin gelang es ihm, sich einen primitiven Rucksack zusammenzuschustern, in den er eine Wasserflasche für den Fall, dass sein Anzugdestillator versagte oder sich als unzureichend erwies, sowie ein paar Plastizinfolien verstaute, aus denen sich ein Schutzdach improvisieren ließ. Nachdem er sich schließlich noch vergewissert hatte, dass der abgeschirmte Notfallsignalgeber des Shuttles aktiviert war, sodass die Teacher, falls sie sich zu Nachforschungen bemüßigt fühlte, nicht den halben Planeten nach ihm absuchen musste, kletterte er durch die zerborstene vordere Sichtluke nach draußen. Die Hauptzugangsluke war hoffnungslos verklemmt.
Für einen jungen Mann seines Alters hatte er bereits bemerkenswert viele Erfahrungen mit verschiedenartigen Ökosystemen gemacht, angefangen bei den Regenwäldern Alaspins und Midworlds über die urbanen Zentren und hohen Gebirgsketten der Erde bis hin zu den unterirdischen Höhlensystemen der Welt Long Tunnel und ihrer von Stürmen zerklüfteten Kruste. Nicht zu vergessen seine Jugendjahre auf Moth, einem Kolonieplaneten, der gleich eine ganze Palette unterschiedlicher Umweltbedingungen bot. Doch erst ein einziges Mal hatte er eine nennenswerte Zeit auf einem Wüstenplaneten verbracht, und das war in Begleitung eines ergrauten, alten Prospektors namens Knigta Yakus gewesen.
Während er losstapfte, sich mit raschen Schritten von seinem havarierten Shuttle entfernte und von dem Tracker seines Anzugs ostwärts leiten ließ, rief Flinx sich alles ins Gedächtnis, was er über derartige klimatische Verhältnisse gelernt hatte.
Irgendwo dort hinter dem Sanddünenhorizont war die Besatzung des Commonwealth-Frachters Crotase mit gefährlichen, illegalen oder schändlichen Aktivitäten befasst, die Flinx nach wie vor schleierhaft waren. Es war ein ernüchternder Gedanke, dass, solange sich an seiner Situation nicht drastisch – und bald – etwas änderte, seine Überlebenshoffnungen sich an diese Eindringlinge knüpften.
Obwohl Pip die Hitze nicht viel ausmachte, würde sie irgendwann unter dem Mangel an Umgebungsfeuchtigkeit zu leiden beginnen. Er musste darauf achten, dass sie genug Flüssigkeit erhielt. Mit aufgesetztem Helm und zurückgeschobener Blende ließ es sich in dem Anzug einigermaßen aushalten. Konzipiert, um seinem Träger ein Überleben von bis zu zehn Tagen im freien Weltraum zu ermöglichen, würde die interne Energiequelle in der vergleichsweise freundlichen Umgebung einer bewohnbaren Welt zweifellos eine ganze Weile länger durchhalten. Während des Tages würde der Anzug ihn kühlen und in der Nacht warm halten, und falls Flinx es für angebracht hielt, konnte er seine Ressourcen noch zusätzlich strecken, indem er die Ökofunktionen des Anzugs abschaltete, wenn sie nicht benötigt wurden.
Im Moment hielt er sie allerdings aktiv, da er in der kräftezehrenden Hitze des Tages sonst nicht einmal annähernd so rasch vorwärtsgekommen wäre, wie er wollte. Und er musste den Landetrupp von der Crotase unbedingt ausfindig machen, bevor diese Leute ihre Arbeit abschlossen. Wenn er sie aus sicherer Entfernung beobachtete, würde ihn das nicht nur von seiner prekären Situation ablenken, sondern zudem vielleicht einige der Fragen beantworten, die ihn hierher geführt hatten. Sie ahnten nicht, dass sie von ihm verfolgt wurden. Somit gab es für sie auch keinen Grund, in ständiger Bewegung zu bleiben. Wahrscheinlich hatten sie sich sogar direkt an ihrem Landepunkt häuslich niedergelassen.
So sehr sich Flinx auch bemühte, er konnte sich nicht vorstellen, was für eine Verbindung zwischen dieser unwirtlichen Welt und dem schändlichen Tun der Meliorare-Eugeniker bestand. Über ihm und vor ihm schwang sich Pip auf den warmen Lüften in die Höhe, froh, der Enge des Überlebensanzugs entronnen zu sein. Mit ein wenig Glück würden sie sich schon in ein paar Tagen an das Feldlager der Crotase heranschleichen können.
Ob jemand von diesem Schiff den Sinkflug des Shuttles bemerkt und verfolgt hatte? Und wenn ja, würde es sie genügend beunruhigen, um ihre Pläne aufzugeben? Letzteres wagte Flinx zu bezweifeln. Sie waren bereits zu weit fortgeschritten, hatten zu viel Geld in diese Sache gesteckt, viel zu viel riskiert, um beim ersten Anzeichen von etwas Unerwartetem einen Rückzieher zu machen. Die Landung des Shuttles war rau und verheerend gewesen, aber es
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