Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
sich in die vergleichsweise balsamischen Gefilde des gemeinschaftlichen Sandsaals zurückziehen, um sich tief in die wohlriechenden Sandkörner zu schmiegen und von besseren Zeiten zu träumen.
Ess-uahh, murmelte er vor sich hin, als sich immer mehr Dokumentierungsmaterial vor seinen Augen zusammenfügte: ein weiterer Test. Ungewöhnlich, gleich zwei an einem Morgen. Aber es wäre nicht das erste Mal. Dieser war allerdings um einiges sorgfältiger ausgearbeitet als der vorherige, viel ausgefuchster. Schick den klar ersichtlichen zuerst und versuche dann, einem Soldaten mit einem raffinierteren ein Bein zu stellen. Qiscep HHBGHLT war äußerst zufrieden mit sich, so schnell dahintergekommen zu sein. Solch prompte und sichere Aufdeckung sollte ihm ein paar Lobesscherben einbringen.
Um nichts zu übersehen und nur ja keinen Fehler zu machen, schaute er sich das neue Dokument peinlichst genau an, klopfte es ab auf jegliche Art von versteckten, bürokratischen Fallstricken. Oberflächlich betrachtet erschien es völlig unspektakulär. Das sollte es wohl auch, sagte er sich, während er minutiös jede einzelne Formulierung durchging. Es war der Inhalt, der so gänzlich hanebüchen war. Und das war es auch, was ihn unsicher werden ließ. Für einen Test, dazu gedacht, jemanden bei einem Schläfchen im Dienst zu ertappen, ließ das Ganze einiges an Originalität vermissen.
Qiscep kamen Zweifel. Würde er Anerkennung ernten, wenn er ein bisschen Initiative zeigte, oder würde er sich zum Gespött seiner Kameraden machen, weil er eine epochale Leichtgläubigkeit offenbarte? Verstohlen blickte er sich in der Arbeitskammer um. Niemand beobachtete ihn. Jedenfalls nicht direkt. Sollte er die Sache hier und jetzt zu Ende bringen oder lieber erst einmal essen gehen und während der Mahlzeit seine Möglichkeiten überdenken? Die Vorstellung von etwas Schmackhaftem, reichlich Gesalzenem, das derzeit noch in seinem Pelz steckte, zerrte an seinen Gedanken.
Eine rasche Überprüfung ergab, dass die Meldung tatsächlich per Satellit übermittelt worden war – nicht von einem, sondern von zweien. Das passte zu dem weit entfernten Punkt, an dem sie ihre vermeintliche Ursache hatte. Die Art und Weise, in der sie abgefasst war, einschließlich der speziellen Beifügungen, welche die für die AAnn-Sprache so wichtigen Körpergesten ersetzten, ließ vermuten, dass sie nicht militärischen Ursprungs war. Keine Frage, wenn das hier ein Test war, dann war er jedenfalls weitaus schlauer ausgedacht als sein Vorläufer.
Wenn er die Meldung als Test behandelte und seine Analyse richtig war, würde er gewiss eine Belobigung erhalten. Wenn er aber schief lag, konnte das schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Wenn er andererseits mit ihr wie mit einer seriösen Nachricht verfuhr und schief lag, war mit kaum mehr als ein paar Peinlichkeiten und einem kleinen Aktenvermerk zu rechnen. Wenn er sie wiederum als seriös behandelte und nicht schief lag, würde er dafür, dass er in so rascher, urteilsfähiger und angemessener Weise seiner Pflicht nachgekommen war, an Ehre gewinnen. Stumm kauerte er vor der Projektion und jonglierte mit seinen Optionen.
Das Essen konnte warten. Nun, nachdem die Entscheidung – wenn auch nicht ohne einige Zweifel – getroffen war, stand er auf, aktivierte die Automatikfunktionen, die während seiner Abwesenheit einen geregelten Ablauf garantierten, legte sein Headset ab und verließ, eine schriftliche Kopie in der Hand, den Raum. Niemand vom Stammpersonal bemerkte seinen Aufbruch. Wofür er ausgesprochen dankbar war, denn so blieben ihm umständliche Erklärungen erspart.
Die Mitteilung war dem Stützpunktkommandanten unbedingt persönlich zu übergeben. Dies versetzte Qiscep in die unangenehme Situation, dem Kommandanten nicht nur seine Entscheidung, sondern auch sich selbst präsentieren zu müssen. Es war leichter, einen Tadel durch eine schriftliche Zurechtweisung als Auge in Auge entgegenzunehmen. Schon begann er sich zu fragen, ob er nicht ein wenig zu voreilig gewesen war, ob es vielleicht Faktoren gab, die er bei seiner Entscheidung außer Acht gelassen hatte. Noch konnte er es sich anders überlegen, konnte immer noch auf seinen Sandalen kehrtmachen und sich wieder trollen.
Dann, eher, als ihm lieb war, stand er vor der Tür des Kommandantenbüros. Unbarmherzig, wie es die Art von Maschinen war, und völlig gleichgültig gegenüber seiner instabilen Gemütsverfassung, forderte die Tür ihn im selben
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