Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
Moment auf, sich zu identifizieren und sein Anliegen vorzutragen. Als er der Aufforderung nachkam, äußerte das System seine Bedenken, nur um im nächsten Moment durch die Person im Zimmer außer Kraft gesetzt zu werden. Die Tür glitt zur Seite, und Qiscep schritt beherzt hindurch, als wären Fluchtgedanken ihm so fremd wie die eitrige Oberfläche von Hivehom.
Ausgestreckt auf einem Sandsofa liegend, sah Voocim DDHJ mehr wie eine gewöhnliche Touristin aus denn wie die Kommandantin sämtlicher Militärkräfte auf der Kaiserlichen Außenpostenwelt Pyrassis. Weder ihre unförmliche Attitüde noch ihre dahingestreckte Positur, noch ihre verhältnismäßig geringe Körpergröße konnten Qiscep jedoch dazu verleiten, sich auch nur einen Zehntzeitteil gehen zu lassen. Voocim war dafür bekannt, dass sie nur durch ein paar wohl ausgeführte Gesten und ohne ein einziges Wort den härtesten Soldaten zum Zittern und Zähneknirschen bringen konnte. Qiscep nahm Haltung an und erstattete mit so schneidiger Stimme Bericht, als wäre er der Erste Kommunikationsoffizier auf einem Kriegsschiff an der Front.
»Sstehen Ssie bequem, Ssoldat.« Voocim glitt vom mandarinfarbenen Sand, setzte die Füße auf den Boden und streckte ihre Hand aus. »Geben Ssie her.«
Die Mitteilungskopie zwischen seinen längsten Krallenfingern haltend, überreichte ihr Qiscep die Informationen und trat zurück, in der Hoffnung auf rasche Entlassung. Doch die ließ auf sich warten. Stattdessen stand er da und schmorte, während die Kommandantin sich die Aufzeichnung ansah.
Dröhnende Stille legte sich über das Büro, während sich der Soldat auf die wechselnden dreidimensionalen Projektionen einer anziehend fremdartigen Landschaft konzentrierte, die die hintere Wand des Zimmers einnahm. Erst nachdem die Kommandantin wirklich jede Information der Nachricht studiert hatte, blickte sie wieder auf, immer noch ohne ein Wort zu sagen, und schien wie er die Multidekorationsprojektionen zu betrachten.
»Meissterhaft, nicht wahr? Die Texturen der Ssandfalle, der traurige Trott diesser Herde von Umparss, die natürliche Klarheit dess fremdländischen Himmelss.«
»Ssehr hübsch«, stimmte Qiscep ihr zu, da ihm irgendeine Art von Kommentar angebracht erschien.
»Ein Bokapp, der die Schluchten von Tohtych wiedergibt. Natürlich kein Original. Von dem Kaiserlichen Sold, den man als Kommandant eines Ortes wie Pyrassis bewilligt bekommt, kann man sich kein Original von Bokapp leisten.« Sie blickte den Soldaten abwartend an.
Zu Qisceps Ehrenrettung muss festgestellt werden, dass er sich entschied, gar nichts zu sagen. Vermutlich konnte unter diesen Umständen keine Antwort die richtige Antwort sein. Die Kommandantin machte mit der einen Hand eine Geste der Zufriedenheit vierten Grades, während sie ihm mit der anderen die Mitteilung entgegenhielt. Bunte Sandkörner rieselten aus dem unteren Saum ihrer Uniform zu Boden.
»Wass halten Ssie davon, Ssoldat Qiscep?«
Genau das, was er am meisten befürchtet hatte, war geschehen: Er wurde nach seiner Meinung gefragt. Da es weit und breit keine Rückzugsmöglichkeit gab, ergriff er die Flucht nach vorn.
»Nach ssorgfältiger Erwägung aller Umsstände, Kommandant, neige ich dazu, dass Dokument für glaubwürdig zu halten.«
»Fssassh«, fauchte sie. »Ich hasssse ess, mich mit Wissssenschaftlern herumschlagen zu müssssen. Für Leute, die von sich behaupten, dassss ihnen Gradlinigkeit über alless geht, können ssie mitunter unaussstehlich unaufrichtig ssein.« Sie fächelte sich mit der Mitteilungskopie Luft zu. »Sso sso, ssie haben alsso einen Spion gefasssst, will man ssoo etwass glauben? Und einen Menschen noch dazu! Ein Spion. Auf Pyrassis.« Sie vollführte eine komplizierte Gebärde, die gleichzeitig Ungläubigkeit, Resignation, Wut und Sarkasmus wiedergab. Ein großartiges Schauspiel. Mit Recht war Kommandantin Voocim berühmt für die Beredsamkeit ihrer Gliedmaßen.
»Ssagen Ssie mir, Ssoldat: Wass soll man mit sso einer Behauptung machen?«
Obschon noch immer reichlich nervös, fasste Qiscep in Anbetracht des spürbaren Spotts seiner Vorgesetzten neuen Mut. »Ess erscheint ungewöhnlich, Kommandant. Ich bin kein Taktikanalytiker, natürlich nicht, aber wenn ssich wirklich ein Mensch unbefugt in diessen Ssektor dess Kaisserreichss wagt, dann würde ich ihn nicht unbedingt für einen Spion halten.«
»Und warum nicht?« Obwohl ihr Blick abschweifte, wusste Qiscep, dass die Aufmerksamkeit der Kommandantin
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