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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Minuten schon erlebt, das Aufschreien, die Zusammenbrüche, das fassungslose, stumme Leiden, das haltlose Weinen, das Toben gegen das Schicksal … Und man konnte nicht helfen, nur zusehen, und wußte, daß alle Worte, die man sagen würde, sinnlos waren. Es gibt für diese Minuten keine Worte mehr. Keines vermag in solch einen Schmerz einzudringen.
    Habicht hob den Kopf. Seine Augen waren leer, sein Mund zitterte. »Wer … wer hat das getan?«
    »Um das zu ermitteln, sind wir da. Noch wissen wir nichts.«
    »Waren … waren Sie schon bei mir zu Hause?«
    »Nein, wir dachten, es sei besser, zuerst mit Ihnen zu sprechen.«
    »Ich danke Ihnen. Meine Frau hätte das nicht überlebt. Nur ich allein kann es ihr sagen.« Habicht atmete tief durch. Robert tot, ermordet. Unbegreiflich. »Bitte, sagen Sie mir alles. Ich bin stark genug, das zu ertragen.«
    »Es ist ein für uns bisher noch rätselhafter Tod.« Wortke blickte zu Reiber, der hinter Habicht stand und noch immer die Hand auf seine Schulter gelegt hatte. Er machte ein Zeichen: Theo, bring es ihm so sanft wie möglich bei. So stark ist er nicht, wie er meint. Er fällt mir vom Stuhl. »Es ist alles sehr eindeutig und doch sehr verworren.«
    »Reden Sie nicht darum herum, Herr Kommissar. Was genau ist passiert?«
    »Ihr Sohn wurde hinterrücks erschossen.«
    »Erschossen …«
    »Auf einer Wiese am Wörthsee, auf der wir vor drei Tagen die Leiche eines Mädchens gefunden haben, das durch Ecstasy, diese Modedroge, gestorben ist. Das hat die Obduktion ergeben. Sie hat dort mit einem Mann in einem Zelt übernachtet, und dieser Mann muß ihr die tödliche Droge gegeben haben. Wir wissen nun, und das ist sicher, daß dieser Mann Ihr Sohn war …«
    »Mein Sohn Robert hat niemals mit Drogen zu tun gehabt!« Dr. Habicht hob abwehrend beide Hände. »Unmöglich! Das wäre das Letzte, was man ihm nachsagen könnte.«
    »Wann haben Sie Ihren Sohn zuletzt gesehen?«
    »Vor etwa drei Wochen.«
    Wortke und Reiber warfen sich einen schnellen Blick zu. Da dringen wir jetzt in eine Familie ein, die immer als mustergültig galt. Das gute Bürgertum. Aber wie morsch war es oft hinter den Fassaden! Vor allem Reiber hatte darin Erfahrungen gesammelt; bei Rauschgiftrazzien stieß er immer wieder auf Töchter und Söhne aus bestem Haus, wo Reichtum oftmals Einsamkeit und Übersättigung erzeugte.
    »Vor drei Wochen?« wiederholte Wortke. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Mein Sohn Robert und ich hatten eine familiäre Auseinandersetzung. Er hat daraufhin unser Haus verlassen.«
    »Und wo hat er dann gewohnt?«
    »Das weiß ich nicht.« Habicht senkte wieder den Kopf. »Er hat gesagt, er will frei sein. Er wird in diesem Jahr neunzehn. Ich hatte keine Angst um ihn, er war immer ein guter Junge. Warten wir es ab, habe ich gedacht. Soll er bei einem Freund wohnen, er kommt bald wieder. Mein Sohn Robert tut nichts Böses.«
    »Er muß in Kreise gekommen sein, die ihn mit Drogen vollpumpten.« Reiber kam um Habicht herum. Er brauchte ihn nicht mehr festzuhalten. »Er muß in Mafia-Kreise hineingerutscht sein.«
    »Mafia?« Habichts Kopf schnellte empor. »Das ist doch absurd!«
    »Er wurde auf Mafia-Art getötet. Hinrichtung per Genickschuß.«
    »Mafia! Mafia! Mafia! Überall höre ich Mafia. Im Fernsehen, in allen Zeitungen … in Frankfurt, Hamburg, Berlin, München … überall Mafia!« Habicht sprang von seinem Stuhl auf. Sein ganzer Schmerz entlud sich jetzt in einem sich überschlagenden Schreien. »Russische, italienische, polnische Mafia … alles Fremde, alles Ausländer. Deutschland, der Himmel der Mafia! Und was tun Sie dagegen? Ja, auch Sie! Was tun Sie? Sie stehen herum und geben dämliche Erklärungen ab. Sie geben zu, daß die Polizei machtlos ist, daß die Mafia besser ausgerüstet ist, daß die internationalen Kontakte vorzüglich klappen, daß man mit einer Steigerung der kriminellen Tätigkeit rechnet – aber was tut man dagegen? Die Politiker stecken den Kopf in den Sand, neue härtere Gesetze scheitern am Parteienstreit. Die Ausländerpolitik ist wie ein Abführmittel – wer sie anfaßt, macht sich in die Hose! Mein Sohn Robert ist von der Mafia erschossen worden! Ich klage euch alle der passiven Mithilfe an. Euch, die Polizei – und alle Politiker!«
    Habicht faßte sich ans Herz, sank wieder auf den Stuhl und fiel in sich zusammen. Und plötzlich weinte er und preßte beide Hände vor die Augen.
    Wortke nickte Reiber zu. »Da hat er recht«, sagte er. »Nur die

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