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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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her, warfen Blumen und drei Schaufeln Erde in das Grab und setzten sich dann in Habichts Bibliothek zu einer Flasche Bordeaux zusammen. Eine stille Gedenkfeier war es, bei der kaum ein Wort gesprochen wurde. Gerda lag noch auf der Intensivstation in einem nicht zu behebenden Koma. Die Nachricht, daß Robert Habicht begraben worden war, erschien als kleine Anzeige erst drei Tage später in den Münchner Zeitungen. Der große Auftrieb für die sensationslüsterne Presse blieb aus, sehr zum Ärger der Journalisten. Einer verlieh sogar seiner Enttäuschung mit der typischen Pressefrage Ausdruck: »Was soll hier vergraben werden? Die Mordkommission hüllt sich in Schweigen.«
    »Hyänen!« Habicht warf die Zeitungen in seinen Papierkorb. Er war in diesen Tagen ein anderer Mensch geworden, eine Verwandlung, die zuerst Dr. Heimes, der Freund und Arzt, bemerkte. Bisher hatte man in Dr. Habicht nur einen superkorrekten, etwas verknöcherten, unnahbaren Regierungsbeamten gesehen. Nun, nach diesem Schicksalsschlag, der einen Menschen für immer zerbrechen kann, wirkte er offener, zugänglicher, direkter und keineswegs mehr angestaubt. Wie eine Schlange schien er sich gehäutet zu haben und alles von sich abzuwerfen, woran er früher mit eisernen Prinzipien gehangen hatte. Dr. Heimes sah ihn deshalb auch erstaunt an, als Habicht eines Abends sagte:
    »Die Polizei benimmt sich wie ein Blinder ohne Blindenhund. Ich werde selbst in die Ermittlungen eingreifen.«
    »Wie willst du das denn anstellen? Was weißt du über Robert?«
    »Ich weiß jetzt, daß er uns alle getäuscht hat. Er hat ein Doppelleben geführt. Und dem will ich nachforschen! Er ist ein Opfer dieser Verirrung – nennen wir es einmal so – geworden, und ich bin es meinem Sohn Robert schuldig, Licht in dieses Dunkel zu bringen.«
    »Und wie? Hast du andere, bessere Möglichkeiten als die Polizei?«
    »Für sie ist es Routinearbeit … Für mich wird es mein Lebensinhalt werden. Ich lasse auf Robert nicht den Verdacht sitzen, daß er ein Verbrecher ist! Ein Mafioso! Welch ein Unsinn! Der Name Habicht soll und wird rein bleiben!«
    »Du verrennst dich da in eine Illusion, Hubert.« Dr. Heimes stellte erschrocken fest, daß Habicht einem Phantom nachjagte, dem er die Schuld zuschreiben wollte. »Es ist erwiesen: Robert hat Ecstasy genommen.«
    »Und jemand muß ihn zu dieser Droge geführt haben. Robert hätte nie von allein zu einer Droge gegriffen! Es muß eine dritte Person geben! Die Schlüsselfigur. Ich spüre, daß es sie gibt.«
    »Es gelten nur Fakten, Hubert. Mit Gefühlen kann man gar nichts anfangen.«
    »In diesem Fall doch! Ich kenne meinen Sohn Robert zu gut. Er ist verführt worden.«
    »Dann gibt es nur eine Erklärung: eine Frau.«
    Habicht nickte. »Es muß eine Frau sein. Aber Robert hat nie über eine Beziehung gesprochen. Niemand hat ihn mit einem Mädchen gesehen. Mir ist nie aufgefallen, daß er sich verändert hat: anderer Haarschnitt, flottere Hemden, gelockertes Benehmen …«
    »Dir ist nie etwas aufgefallen, außer daß eine Briefmarke eine Zacke zu wenig hat!« sagte Dr. Heimes bitter.
    »Ich weiß, ich weiß! Der Absturz der Kinder ist die Schuld der Eltern! Eine billige Schuldzuschreibung. Bei Robert kommt in mir kein Schuldgefühl hoch. Er war ein Musterknabe.«
    »Und das muß ihn auf die Dauer angekotzt haben!« sagte Dr. Heimes grob.
    »Er hatte alles, was er sich wünschen konnte!« rief Habicht voller Empörung. Ihm fehlte völlig die Einsicht, daß man in einem goldenen Käfig verhungern kann. Befohlene Vollkommenheit kann einen Menschen mehr peinigen als eine Gefängniszelle. »Ihm fehlte es an nichts!«
    »Und deshalb suchte er, ob es noch etwas anderes gibt!« Dr. Heimes nahm keine Rücksicht mehr auf den Schmerz, den Roberts Tod bei Habicht hervorgerufen hatte. Er kannte das Leben in diesem Hause zu gut, um jetzt noch über die bürgerliche Despotie hinwegzusehen. Oberregierungsrat Habicht war die Achse gewesen, um die sich seine kleine Welt gedreht hatte. Er nannte es schlicht Ordnung. Ohne Ordnung entsteht Chaos. Chaos ist Untergang. Eine einfache Formel, nach der er seine Familie regiert hatte. Es gab in seinen Augen nur eine gerade Straße, keine Nebenwege. Aber gerade an den Nebenwegen lagen oft die sonnigen Plätze.
    »Er hat eine Frau gewollt!« sagte Dr. Heimes, als Habicht verbissen schwieg. »Und mir scheint, er hat sie auch gefunden.«
    »Die falsche!« rief Habicht. »Die verderbliche!«
    »Es scheint so. Da gebe

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