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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sohn Robert und meine Frau Gerda umgebracht.«
    »Schrecklich! Die Frau sieht so toll aus! Gar nicht wie eine Mörderin.«
    Und überall gab man Habicht aus Mitleid einen Drink aus. Viermal ließ er sich danach mit einem Taxi nach Hause bringen, betrunken und abgeschlafft. Wann war er jemals dem Alkohol unterlegen? Zuletzt als Student. Da wurde bis zum Umfallen gesoffen, aber schon als Referendar zog er sich aus der Kneipe zurück und orientierte sich am biederen Bürgertum. Selbst in die Münchner Biergärten konnte ihn nur Dr. Heimes entführen, und das selten genug. »Was soll ich unter schwitzenden, grölenden Männern?« hatte Habicht immer abgewehrt. »Dazu ist mir meine Zeit zu wertvoll.« Wie gerne hätte Gerda Habicht mal in einem Biergarten ein paar Weißwürste oder ein Eisbein mit Sauerkraut gegessen. Habicht hatte nie danach gefragt. Jetzt aber nahm er jeden Drink an, zumal er ihm geschenkt wurde.
    Zwangsläufig besuchte er auch das Toscana. Es stand ziemlich unten auf seiner alphabetischen Liste. Natürlich geriet er zunächst an Bolo, den Stier mit dem Gehirn eines Hahns. Bolos geübter Blick ordnete ihn sofort ein: Mittelalter, gepflegt, Ehemann auf Lusttour, Mäuse genug in der Tasche.
    Tür auf.
    Das barbusige Garderobenmädchen nahm Habicht den Mantel ab. Draußen war es feuchtkalt, richtiges Novemberwetter. Ohne Aufforderung legte Habicht dreißig Mark als Eintrittsgeld auf die Theke. Darin hatte er jetzt Erfahrung gesammelt.
    »Braun, rot oder blond?« fragte Bolo beflissen. »Deutsch, russisch oder thailändisch?«
    »Den Geschäftsführer, bitte.«
    Bolo zog den Kopf ein und eilte davon. Sein Instinkt sagte ihm, daß von dem neuen Gast kein großer Umsatz zu erwarten war. Habicht lehnte sich gegen die Wand und wartete. Er hatte in dieser Nacht schon vier Besuche hinter sich, das bedeutete vier Drinks. Er war in eine aufgeheizte Stimmung geraten. Auch im Toscana erwartete er keine Information; schon das entblößte Mädchen in der Garderobe schien zu beweisen, daß Robert in solchen Kreisen nicht verkehrt hatte. Habicht wollte schon wieder gehen und hatte seinen Mantel verlangt, als Salvatore durch die Schwingtür in den Vorraum kam.
    »Sie wollten mich sprechen, Signore?« fragte er höflich. »Ich bin der Geschäftsführer.«
    »Es hat sich, glaube ich, erledigt.« Bolo half Habicht in seinen Mantel. »Ich habe mich geirrt.«
    »Im Toscana irrt sich niemand, Signore. Wir haben für jeden Geschmack die richtige Speise. Wir kennen keinen unzufriedenen Gast.«
    »Es war ein Irrtum.«
    Salvatore blieb höflich und geschmeidig. Er hatte täglich Begegnungen mit komischen Käuzen, deren Wünsche manchmal ins Absurde abglitten. Er erinnerte sich an einen Gast, der ihm mit einem Tausendmarkschein vor der Nase herumgewedelt und gefragt hatte:
    »Hast du eine Zweizentner-Wumme mit grünen Haaren hier?«
    Natürlich hatte Salvatore so etwas nicht in seiner Kollektion, aber er hatte geantwortet: »Wir werden Ihren Wunsch erfüllen, Signore … nur ein wenig Geduld.« Und dann hatte er herumtelefoniert und präsentierte eine Dame mit 211 Pfund Gewicht, allerdings mit lila Haaren. Der Gast war trotzdem sehr zufrieden. Er war übrigens ein in München sehr bekannter Industrieller.
    »Sie suchen ein Lokal mit unzufriedenen Gästen?« sagte Salvatore jetzt. Verrückte muß man schonend behandeln. »Das wird ein Problem werden, Signore.«
    »Ich suche eine Frau.«
    »Eine unzufriedene Frau?«
    »Reden Sie nicht solch einen Blödsinn!« Habicht holte das Foto aus der Tasche. »Ich suche diese Frau. Aber da bin ich hier am falschen Platz.«
    Salvatore starrte auf Ulrikes Gesicht. Vorsicht! Vorsieht! Wer ist der Kerl? Ein Bulle tritt anders auf. Außerdem sucht die Polizei mit einem lächerlichen Phantombild. Hier aber ist ein Foto der wirklichen Ulla. Ein sehr gutes sogar.
    Salvatore spürte die Gefahr. Das muß der Chef entscheiden, dachte er. Ich gehe in Deckung und schraube schon mal den Schalldämpfer auf die Pistole.
    »Kennen Sie diese Frau?« fragte Habicht, wie so oft in den vergangenen Wochen.
    »Nie gesehen.«
    »Ich habe auch keine andere Antwort erwartet.« Hubert streckte die Hand aus, aber Salvatore gab das Foto nicht her.
    »Sie sollten das Foto mal dem Chef zeigen«, sagte er.
    »Sie sind nicht der Chef?«
    »Ich leite das Toscana, aber der Besitzer ist Signore von Gleichem.«
    »Ist er im Haus?«
    »Zufällig ja.«
    »Dann bringen Sie mich zu ihm.«
    »Ich werde sehen, ob das möglich

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