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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist.«
    Salvatore verschwand wieder hinter der Pendeltür. Aus dem Lokal wehte Musik heraus. Kein Jazz, keine progressive Hämmerei, sondern eher romantische Klänge. Wer in einer Nische mit einem hübschen willigen Mädchen sitzt, mag es zärtlich.
    Habicht brauchte nicht lange zu warten, Salvatore war schnell wieder da. Die Pistole steckte bereits hinten in seinem Hosenbund. Ein Toter mehr belastete nicht, im Gegenteil, er reinigte die Luft.
    »Kommen Sie mit, Signore«, sagte er, ging voran, führte Habicht durch die Bar mit den barbusigen Kellnerinnen, klopfte an die Tür des Büros und stieß sie auf. Hinter seinem Schreibtisch erhob sich von Gleichem. Der erste musternde Blick verriet ihm sofort, wer der Besucher war. Er wies auffordernd auf einen der Sessel.
    »Von Gleichem«, stellte er sich vor. »Bitte, nehmen Sie Platz, Herr …«
    »Habicht.«
    Also doch. Richtig geraten. Roberts Vater. Von Gleichem empfand die Situation als sehr außergewöhnlich und pikant. Der Vater eines Ermordeten sitzt dem Mordauftraggeber gegenüber und hat keine Ahnung. Und der Mörder steht hinter der Tür und wartet auf ein Signal.
    »Sie suchen eine Frau?« begann von Gleichem das Gespräch. »Sie haben ein Foto von ihr, sagt mein Mitarbeiter Brunelli. Kann ich es einmal sehen?«
    »Bitte.« Habicht holte das Foto aus der Tasche und reichte es von Gleichem über den Tisch.
    »Eine wunderschöne Frau«, sagte dieser. »Ein sehr gutes Foto. Warum suchen Sie diese Madonna?«
    »Sie hat zwei Menschen auf dem Gewissen.«
    »Aber nein!«
    »Meinen Sohn Robert und meine Frau Gerda.«
    »Unglaublich!« Von Gleichem drehte das Foto zwischen seinen Fingern. Zum erstenmal hörte er, daß Ulrike eine Frau getötet haben sollte. Er hielt das für unmöglich. Ulrike war vieles zuzutrauen, aber nie ein Mord. »Diese Frau hat Ihre Gattin erschossen?«
    »Ich habe nicht gesagt, erschossen, sondern getötet. Meine Frau starb an dem Schock, den der Tod unseres Sohnes Robert auslöste. Es war ein indirekter Mord.«
    Von Gleichem atmete auf. »Ich habe von der Tragödie Ihres Sohnes in der Zeitung gelesen«, sagte er und gab seiner Stimme einen bedauernden Klang. »Mein Beileid. Es muß für Sie fürchterlich gewesen sein.«
    »Ich habe das Gestern abgestreift …«
    »Darf ich Ihnen einen Cognac anbieten, Herr Habicht?« Von Gleichem holte die Flasche aus seinem Schreibtisch. »Ein dreißig Jahre alter Prince de Polignac.«
    »Ich sage nicht nein.« Habicht zeigte auf das Foto, das auf dem Tisch lag. »Sie haben diese Frau noch nie gesehen?«
    »Da muß ich passen.« Von Gleichem goß den Cognac ein. Er nahm das Foto wieder in die Hand und blickte Ulrike an. Ja, das ist sie. Ein sehr gutes Bild, viel besser als die Aufnahme, die Lok in ganz Deutschland verteilt hatte. »Dieser Frau traut man alles zu, nur keinen Mord. Vor allem nicht nach einer solchen Widmung: Wir gehören zusammen. Das ist eine Liebeserklärung für die Ewigkeit.«
    »Eine bewußte Täuschung. Eine Lüge. Sie hat meinen Sohn Robert mit Ecstasy vollgepumpt, zum willenlosen Hampelmann gemacht, dann muß es Streit gegeben haben, weil eine neue Freundin Ecstasy genommen hat und daran gestorben ist. Mein Sohn Robert wird dieser Frau hier mit Enthüllungen gedroht haben, und da sah sie als einzigen Ausweg den Mord! So hat es die Kriminalpolizei rekonstruiert, und auch ich glaube an diese Version.«
    »Und nun suchen Sie diese Frau? Warum?«
    »Können Sie sich diese Frage nicht selbst beantworten?« Habicht stürzte den Cognac in einem Zug hinunter.
    »Sie sehen nicht aus wie ein blutiger Rächer, Herr Habicht.«
    »Mein Äußeres mag geblieben sein, aber innerlich bin ich ein neuer Mensch.«
    Von Gleichem legte das Foto wieder auf den Tisch. Es ist das einzige wirklich deutliche Bild von Ulrike. Nur wer dieses Foto besitzt, hat eine Chance, sie zu finden. Ein Foto, das unbedingt in die Hand von Lok gehörte.
    »Ich könnte Ihnen vielleicht helfen«, sagte Franz von Gleichem.
    »Aber Sie sagten eben …«
    »Nein, ich kenne sie nicht … Aber außer dem Toscana besitze ich in München und Umgebung vierzehn Nachtlokale. Da könnte ich das Foto herumwandern lassen. Vielleicht kennt eines der Mädchen oder die Bedienung diese Frau. Lassen Sie mir das Foto hier.«
    »Nein.« Habicht griff schnell nach der Fotografie und steckte sie ein. »Ich gebe es nicht aus der Hand. Geben Sie mir die Adressen Ihrer Lokale, ich frage selbst nach. Seit fünf Monaten tue ich nichts anderes. Niemand kennt

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