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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mich nicht geknickt vorfinden, sondern fröhlich!«
    Dr. Heimes verabschiedete sich bald darauf. Mit Habicht war nicht mehr zu sprechen. Er war zum einsamen, hungrigen Wolf geworden.
    Das Phantombild, das Ulrike darstellen sollte, erschien in allen Zeitungen, flimmerte über alle Bildschirme. Auch Zimmermanns Sendung ›XY-ungelöst‹ schaltete sich ein. Das ganze deutsche Volk begann, diese Frau zu suchen.
    Franz von Gleichem saß in seinem Büro und lachte schallend. Auch Salvatore platzte fast vor Lachen, und Lok rief an und fragte:
    »Wie kann die deutsche Polizei so ein Bild veröffentlichen? Da stimmt doch gar nichts.«
    »Jubeln wir! Ich weiß nicht, wie die Polizei zu diesem Phantombild kommt, wer Ulrike da so geschildert hat, daß sie keiner wiedererkennt, aber mit diesem Bild kann die Polizei hundert Jahre lang suchen. Wie ist es bei Ihnen, Herr Lok?«
    »Unser Foto ist bereits in allen Händen, die uns nützlich sein können. Man soll die Kirschen ernten, ehe die Vögel sie fressen.«
    »Gibt es überhaupt eine Lebenssituation, für die Sie keinen Spruch haben?«
    »Ich glaube nicht.« Lok lachte kurz auf. »Die östliche Weisheit beschreibt Himmel und Erde, Tag und Nacht, Sonne und Finsternis, Blumen und Tiere. Und mit allem ist der Mensch verwachsen.«
    »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Herr Lok.«
    »Danke. Wir werden ihn haben.«
    Auch Dr. Habicht rief Dr. Heimes sofort an, als er die Zeitung am Morgen aufgeschlagen hatte. Seine Stimme überschlug sich fast.
    »Hast du den Blödsinn gesehen?« rief er.
    »Natürlich. Ich wollte dich auch schon anrufen.« Dr. Heimes schien Habichts Fröhlichkeit nicht zu teilen. »Das ist eine Tragödie …«
    »Ein Witz!«
    »Du willst die Polizei auf dieser falschen Fährte lassen?«
    »Etwas Besseres kann ich mir gar nicht ausdenken! Soll sie diesem Phantombild nachjagen. Es ist wirklich ein Phantom!«
    »Aber es beweist auch noch etwas anderes, Robert: Ein Zeuge hat diese Frau gekannt, nur falsch beschrieben! Er muß Robert mit ihr gesehen haben. Ein Augenzeuge. Mit schiefem Blick.«
    »Du solltest seinen Namen herausbekommen. Er weiß bestimmt mehr als das, was die Kripo herausgegeben hat.«
    »Er kann nicht mehr wissen als wir alle. Die Polizei würde diese Frau nicht suchen, wenn sie ihren Namen und die Adresse wüßte. Also nützt mir der Augenzeuge gar nichts.«
    »Aber wenn die Polizei das richtige Foto …«
    »Schluß!« Habicht legte auf. Das war kein Thema mehr.
    An diesem Abend trank er ein Pils und rauchte nach langer Zeit wieder eine Zigarre. Er genoß seinen Triumph, als einziger das richtige Foto zu haben.
    Ein halbes Jahr ist ein Zeitraum, der rasend schnell vergehen kann. Wo Blumen üppig blühten, liegt Schnee, und der ehemals sonnenheiße Asphalt glitzert vom Eis. Das Jahr geht zu Ende, und man meint, es habe gerade erst begonnen. Die Zeit verrinnt, das war schon immer so, nur hatte es Dr. Habicht bisher nicht so bewußt wahrgenommen.
    Nun ging es Weihnachten entgegen, und das Haus war still und leer. Kein Geruch nach Plätzchen, nach Zimt und Anis, Koriander und Rum erfüllte es mehr, Zutaten, aus denen Gerda sonst das Weihnachtsgebäck gebacken hatte, es in große bemalte Blechdosen gefüllt und an jedem Advent-Sonntag den Tisch mit Printen, Spekulatius, Vanillekipferln und Zimtringen gedeckt hatte. Kein Aussuchen des Weihnachtsbaumes mehr, natürlich immer eine Fichte, weil Habicht eine Edeltanne oder gar eine Blautanne zu teuer waren, kein Auspacken der bunten Glaskugeln und des mehrfach verwendeten, immer wieder glattgestrichenen Lamettas, kein Schmücken des Baumes, wobei Habicht im Sessel saß und kommandierte: »Links noch eine Kugel, rechts ist noch eine Lücke. Die Kerzen nicht so weit nach vorn, da biegen sich die Zweige durch! Warum zwei rote Kugeln nebeneinander? Da kann doch eine goldene hin! Man muß Gefühl für Farbkompositionen haben …«
    Nichts. Nichts. Stille, Einsamkeit, Leere, Verlassenheit. Ein Berg voller Erinnerungen, die jetzt zu Anklagen wurden. Kann man das Lied auch so sehen:
    ›Stille Nacht …‹?
    Die Stille, die wie ein Würgegriff ist …
    Die vergangenen Monate hatten Habicht auf keine Spur geführt. Er war nach einer Liste, die sämtliche Bars, Discos und andere Vergnügungsstätten enthielt, von Lokal zu Lokal gezogen. Überall, wo er das Foto zeigte – ein Kopfschütteln als Antwort. Unbekannt. Nie gesehen. War nie bei uns. Wer soll das sein?
    »Eine Mörderin«, gab Habicht zur Antwort. »Sie hat meinen

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