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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Uhr.«
    »Preis?«
    »Ein Sonderpreis für Sie. Tausendfünfhundert Mark, einschließlich fünfzig Schuß Munition.«
    »Ich brauche höchstens drei – um sicherzugehen. Ich weiß nicht, ob ich in diesem Moment noch eine ruhige Hand habe.«
    Nachdem er Rutkin mit Handschlag verlassen hatte, stellte Habicht sich noch ein paar Minuten an die Bar. Er hatte Durst, außerdem spürte er in sich ein Zittern. Er bekam eine Pistole, zum erstenmal in seinem Leben würde er eine Waffe in der Hand halten, und er wußte gar nicht, wie man damit umgehen sollte. Er mußte also üben, in Frau Hellenkamps Zimmer. Und es sollte schnell gehen, schneller als aufkommende Skrupel, wenn er der Frau gegenüberstand. Ziehen, entsichern, abdrücken – das mußte eine Sekundenreaktion sein. Mit jeder Sekunde würde sein Arm mehr zittern, das wußte er.
    Jetzt ein Bier, das würde ihn beruhigen.
    Die Russin mit dem blonden Pony und der Kosakenuniform kam zu ihm und warf ihm ihr eingeübtes Lächeln zu. »Was kann ich für Sie tun?« fragte sie.
    »Ein Pils. Haben Sie ein Pils vom Faß?«
    »Wir haben vieles anzubieten, auch ein Pils vom Faß.«
    Sie hatte eine angenehme Stimme mit einem leicht singenden Tonfall, der einen besonderen Reiz ausmachte. Die Barhocker waren jetzt kaum besetzt, alles saß an den Tischen und starrte auf die Bühne. Dort war eine Arztpraxis aufgebaut, ein Arzt, nackt unter seinem weißen Kittel, behandelte eine ebenfalls nackte Patientin auf dem gynäkologischen Stuhl und zog gerade ein Plastikhuhn aus der Vagina. Das Publikum johlte und applaudierte. Die Nummer gehörte zum Standardprogramm des Taiga.
    Habicht riß sich von diesem ekelerregenden Anblick los. In München wäre so etwas unmöglich – in St. Pauli gehörte es zu den gemäßigten Darstellungen.
    »Sie mögen so was nicht?« hörte er eine Stimme in seinem Nacken. Die blonde Bardame schob ihm das schäumende Pils zu.
    »Nein. Woran merken Sie das?«
    »Sie haben nicht geklatscht.«
    »Es gibt ästhetische Sexszenen und widerliche Sexszenen. Die hier ist absolut widerlich.«
    »Warum sind Sie dann zu uns gekommen?«
    »Aus Neugier. Man muß alles einmal sehen.«
    »Sie sind selten in St. Pauli?«
    »Zum erstenmal.«
    »Und wie finden Sie uns?«
    »Ich kann mir noch kein Urteil bilden.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Aus dem Rheinland«, log Habicht.
    »Ein Rheinländer! Kölner?«
    »Bonner.«
    »Rheinländer mag ich. Die sind immer so lustig und kontaktfreudig. Und wenn sie Witze erzählen, platzt mir die Uniform.«
    »Ich bin leider gar kein guter Witzeerzähler … Ich vergesse sie immer und verderbe dann die Pointe. Aber Sie muß ich etwas fragen.«
    »Bitte?«
    Habicht beugte sich etwas über die Theke. »Ich werde vielleicht jetzt öfter ins Taiga kommen. Wie heißen Sie?«
    »Sissi Huber.«
    »Oha!« Habicht mußte lachen. »Ich denke, hier arbeiten nur Russinnen?«
    »Ich bin Halbrussin. Mein Vater war Österreicher, Alois Huber aus Wien. Aber meine Mutter war Russin … aus Charkow. Deshalb hat der Chef mich eingestellt. Sonst sind hier wirklich alle Mädchen Russinnen.« Sie schwieg, während Habicht das Pils in sich hineingoß wie ein Verdurstender. »Sie waren beim Chef …«
    »Haben Sie das gesehen?«
    »Hinter der Bar sieht man alles. Ich denke, Sie sind zum erstenmal hier?«
    »Ich kenne Herrn Rutkin als Kunsthändler.«
    »Ja, das ist er auch.«
    »Und ich will von ihm eine Ikone kaufen. 18. Jahrhundert, Nowgoroder Schule, einfach wunderschön. Aber wir feilschen noch um den Preis.«
    »Da müssen Sie einen langen Atem haben. Der Chef ist knallhart.« Sissi Huber zog das leere Glas an sich heran. »Noch ein Pils?«
    »Weil Sie so lieb lächeln … ja! Sie haben schönes blondes Haar. Es wird viele Männer geben, die Ihnen Angebote machen.«
    »Daran gewöhnt man sich.«
    »Und wie wehren Sie sie ab?«
    »Da spreche ich russisch: Njet! Oder Nitschewo! Meistens hilft das. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Ach, es war nur eine rhetorische Frage.«
    »Sind Sie ein Studierter?«
    »Woran erkennt man das?«
    »Die sprechen immer so. Remotorisch …«
    »Rhetorisch.« Habicht lachte und blickte ihr nach, wie sie das zweite Pils zapfte. Auf der Bühne lief die Sexshow weiter, Habicht blickte nicht mehr hin. Im Grunde waren es doch immer nur Variationen des gleichen Themas. So etwas dauernd anzusehen wurde langweilig. Sissi Huber kam mit dem Pils zurück.
    »Soll ich Ihnen ein Mädchen rufen?« fragte sie.
    »Ich wüßte nichts mit ihm

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