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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verwöhnen.«
    Es war die altchinesische Höflichkeit, so wie man sie sich in Europa vorstellt, wenn man China nur vom Film oder durch Bücher kennt. Aber es war die richtige Masche; Chinesen-Otto hatte mit solchen Reden immer Eindruck hinterlassen. Die Gäste waren geschmeichelt und kamen sich wie Mandarine vor.
    Habicht lächelte zurück. »Ich lasse mich überraschen«, antwortete er. »Sie sind mir von Sissi empfohlen worden.«
    »Vom Taiga? Eine ganz besondere Lotosblüte. Eine von den Göttern geküßte Blüte. Man könnte dauernd ihren Duft einatmen, aber sie läßt keinen an sich heran.«
    Die Karaffe mit dem Rotwein wurde gebracht, Otto goß selbst ein. »Eine gute Wahl, wirklich«, sagte er dabei. »Ein Tropfen vom Blut des Drachen.«
    Habicht nahm einen Schluck, sah Otto lächelnd an und stellte das Glas auf den Tisch.
    »Ein Kälterer See – und dann aus irgendeiner versteckten Ecke …«
    »Sie sind Fachmann? Weinkenner?« Chinesen-Otto wurde etwas verlegen. »Die kommen selten zu mir. Zu den normalen Gästen sage ich immer, der Wein ist von den sonnigen Hügeln von Jinan.«
    »Gibt es dort überhaupt Wein?« keifte Dr. Habicht.
    »Keine Ahnung. Ich hab mal auf eine Chinakarte geguckt, und da fiel mir der Ort Jinan ins Auge. Warum soll es in Jinan keinen Wein geben? Wer will das nachprüfen? Meine Gäste werden nie nach Jinan kommen. Die Hauptsache: Sie glauben es.« Otto blinzelte Habicht zu. »Ich habe aber auch einen guten Burgunder im Keller.«
    »Und der kommt aus einem spanischen Dorf …«
    »Ehrlich, es ist ein Burgunder.« Chinesen-Otto schien Gefallen an Habicht gefunden zu haben. So etwas gibt es: Man sieht einen Menschen und mag ihn sofort. Es muß die Ausstrahlung sein. Auch Habicht fand Chinesen-Otto sympathisch. Ein ausgekochtes Schlitzohr, dachte er. Aber wie er das an den Mann bringt, läßt sogar Fröhlichkeit aufkommen.
    Das Essen war nicht überragend, aber gut und der Burgunder wirklich ein Burgunder. Otto saß Habicht am Tisch gegenüber und erzählte Anekdoten aus St. Pauli, unter anderem von einem Mann, der nach einem Rudelbumsen nach Hause kommt und sich auszieht. Benebelt vom Alkohol hat er aber die Unterhose eines anderen Gastes angezogen. Seine Frau sieht ihn an und sagt dann: »Wie kommst du in die Unterhose von Willibald?« Willibald war der Nachbar.
    »Wie lange sind Sie schon in St. Pauli?« fragte Habicht. Otto hatte zum Nachtisch ein Porzellanschälchen mit warmem Pflaumenwein spendiert.
    »Ich bin hier geboren.«
    »Dann kennen Sie ja eine Menge Leute.«
    »Und alle kennen mich.« Das klang stolz. Wirklich, wer kannte Chinesen-Otto nicht?
    »Kennen Sie auch die Mädchen hinter den Bars?«
    »Unmöglich! Wissen Sie, wie viele wir davon haben?«
    »Ich kann es mir denken. Aber alle kennen Sie.«
    »Chinesen-Otto gehört zu St. Pauli wie die Davidswache«, erklärte der Wirt stolz.
    »Dann könnten Sie mir vielleicht helfen.« Habicht holte das Foto aus der Tasche und legte es vor Otto auf den Tisch. Otto betrachtete es, ohne es zu berühren.
    »Schön, schön. Tolle Frau. Ihre Frau?«
    »Nein, ich suche sie. Sie heißt Ulrike Sperling und ist Bardame.«
    »Hier in Hamburg?«
    »Sie ist von München nach Hamburg gezogen. Vor etwa einem halben Jahr.«
    Über Ottos Chinesengesicht zog ein breites Grinsen. »Ist sie Ihnen ausgerissen?« fragte er sachverständig. »Und jetzt laufen Sie ihr nach wie ein Kater? Ist das so? Mein lieber Mann …«
    »Ich heiße Hubert …«
    »Mein lieber Hubert, keine Frau ist es wert, daß man ihr nachläuft.«
    »Diese Frau ist es wert, Otto.«
    »Was die hat, haben Millionen andere auch.«
    »Es geht hier nicht um Sex.«
    »Um was sonst? Bei so einer Frau … Und Sie wissen genau, daß sie in Hamburg ist?«
    »Ganz sicher.«
    »Kein Sex?« Ottos Gedankenbreite war begrenzt. »Warum suchen Sie diese Ulrike dann?«
    »Sie hat meinen Sohn Robert und meine Frau umgebracht.«
    »Die? Das Marienköpfchen?«
    »So reagieren alle, die das Foto sehen. Aber sie hat es getan, und deshalb muß ich sie finden. Helfen Sie mir dabei, Otto? Bei Ihren Beziehungen in St. Pauli. Seit einem halben Jahr ist sie in Hamburg, sie muß also Bekannte haben. Und wenn sie wieder in einer Bar arbeitet, müßte man sie finden. Otto, helfen Sie mir, bitte. Diese Frau ist eine Mörderin!«
    Chinesen-Otto nahm nun doch das Foto in die Hand und zog es näher. Er las die Widmung und blickte zu Habicht hinüber. »Wir gehören zusammen … Wen meint sie damit?«
    »Meinen Sohn

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