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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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plötzlich austrocknete.
    »Darf … darf ich eintreten?«
    »Aber ja. Komm herein.«
    Ulrike trat zur Seite, gab die Tür frei und warf sie hinter ihm wieder zu. Der Sicherheitsriegel ratschte in den Bügel. Robert streifte seinen Rucksack von den Schultern und ließ ihn auf den Boden fallen. Ein Parkettboden, auf dem ein kleiner Perserteppich lag. Es war eine kleine Diele mit einer eingebauten Garderobe und einem körperhohen Spiegel. Eine Kassettentür führte offensichtlich in das Gäste-WC.
    »Was … was willst du hier?« fragte Ulrike und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf.
    Robert ging an ihr vorbei ins Zimmer und schleifte den Rucksack hinter sich her.
    »Ich bin in England …«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Ich bin offiziell in England. Zehn Tage lang, mit einer Pfadfindergruppe. Zehn Tage, Ulrike! Wir haben zehn Tage für uns …«
    »Heißt das, du willst zehn Tage bei mir bleiben?«
    »So habe ich mir das gedacht.« Er ließ den Rucksack los, setzte sich in eine Ecke der Wohnlandschaft, eine Rundkonstruktion aus blaßrosa Leder auf einem dunkelroten großen Afghanteppich. Darauf standen ein breiter Glastisch auf weißen Marmorsäulen und zwei Stehlampen, sogenannte Deckenfluter, die abends ein weiches, indirektes Licht über die Decke streuten. An der Längswand befand sich ein geschnitzter Eichenschrank mit einem Fernsehfach. Die Gardinen an den beiden Fenstern waren gerafft und aus gelber Seide. »Schön hast du es hier. Nach deiner Schilderung hatte ich es mir anders vorgestellt.«
    »Primitiver?«
    »Einfacher.«
    »Es ist eine Eigentumswohnung. Ich habe sie mir damals als … Tänzerin gekauft. Damals konnte man so etwas noch bezahlen.« Ulrike blieb in ihrer kaum verhüllten Nacktheit vor ihm stehen und blickte auf ihn hinunter. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, hierher zu kommen?«
    »Ich habe mir gedacht, zehn Tage aus meiner Welt auszubrechen. Zehn Tage bei dir … Mehr habe ich eigentlich nicht gedacht.«
    »Und wenn man erfährt, daß du nicht in England, sondern bei mir bist?«
    »Wie soll man das erfahren?«
    »Ich könnte ja Besuch bekommen.«
    »Erwartest du Besuch?«
    »Nein. Aber …«
    »Wir sollten das Wort ›aber‹ aus unserem Vokabular streichen.« Robert lehnte sich in das Lederpolster zurück und umfaßte Ulrike mit einem langen Blick. »Du siehst wundervoll aus …«
    Als habe er etwas Frivoles gesagt, raffte sie den Morgenmantel zusammen. Es nützte nichts, der schleierartige Stoff konnte nichts verbergen. Sie schüttelte den Kopf, verließ das Zimmer durch eine andere Tür, die wohl in das Schlafzimmer führte, und kam nach wenigen Minuten in Rock und Bluse zurück.
    Robert hatte diese Minuten genutzt und sich in der Wohnung umgesehen. Vom Wohnzimmer führte eine zweite Tür in die Küche, eine moderne Küche mit allen elektrischen Geräten, sogar einem Mikrowellenherd, besser eingerichtet als die Küche im Haus der Habichts. Vor einem Foto in einem Mahagonirahmen blieb Robert stehen. Es zeigte einen sportlich wirkenden Mann mit angegrauten Schläfen, der in die Kamera lächelte. Er trug eine weiße Jacke, ein offenes gelbes Hemd und sah verdammt gut aus. Als Robert hörte, daß Ulrike zurückgekommen war, nahm er das Bild von der Wand.
    »Wer ist das?« fragte er.
    »Ich könnte sagen: mein Onkel. Aber das ist er nicht. Er ist ein Bekannter.«
    »Ein Liebhaber von dir?«
    »Robert, ich bin eine Frau von dreiunddreißig Jahren mit einem Vorleben.«
    »Ein Vorleben, das wir streichen wollen, streichen mit allen Erinnerungen. Auch dieser Mann hier ist gestrichen.« Er zog eine Schublade des Eichenschrankes auf und warf das Bild hinein. »Ab heute ist alles anders.«
    »Für zehn Tage.« Ulrikes Stimme klang spöttisch und abweisend zugleich. »Du hättest doch nach England fahren sollen!«
    »Du freust dich nicht, daß ich zu dir gekommen bin?«
    »Natürlich freue ich mich … Nur solche Überraschungen liebe ich nicht.« Und ganz bewußt sagte sie dann: »Ich hätte ja nicht allein sein können …«
    Er schüttelte den Kopf und ging zur Sitzecke zurück. »Ich möchte nicht, daß du so redest. Du bist für mich Ulrike … und nicht Ulla, die Vergangenheit.«
    »Ich bin jede Nacht Ulla hinter der Bartheke.«
    »Das ist ein Beruf, der aufhört, wenn du das Toscana verlassen hast. Wenn du durch diese Tür hier kommst, bist du Ulrike. So will ich das sehen.«
    Es hatte keinen Sinn, mit Robert darüber zu diskutieren. Ulrike sah es ein und fügte sich. Was sollte

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