Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
›dubios‹ könntest du weglassen. Es ist ein reelles Geschäft. Vom Schlafmittel bis zur Venensalbe wird tausenderlei frei verkauft … Wir bieten keinen Schlaf an, im Gegenteil, wir verkaufen Energie!«
    »Sogenannte Weckamine …«
    »Wie du gebildeter Mensch das nennst, ist wurscht! Aber überleg mal: Deine Klassenkameraden, deren Freunde, deine Pfadfindergruppen – sie alle klagen darüber, daß sie so wenig Taschengeld bekommen.«
    »Stimmt. Unter uns gibt es nur zwei Millionärssöhne.«
    »Das kann sich ändern.« Ulrike begann sich anzuziehen. Über München lag brütende Hitze, es war ein Frühsommertag, bei dem sich die Biergartenwirte die Hände rieben und die Straßen zu den umliegenden Seen verstopft waren. Ulrike entschloß sich für eine weite Bluse ohne BH, einen Minislip und einen so kurzen Rock, daß man die Hälfte ihrer schlanken Oberschenkel sah. Sie konnte sich das noch leisten, ihre glatte Haut zeigte keinerlei Ansätze von Cellulite. »Was hast du heute vor?«
    »Ich dachte, wir fahren zum Chiemsee, mieten ein Segelboot, werfen in der Mitte des Sees den Anker und lieben uns in der Sonne.«
    »An etwas anderes kannst du wohl nicht mehr denken?«
    »Nicht, wenn du vor mir stehst.«
    »Dann hast du heute Gedankenfreiheit. Ich fahre gleich weg. Allein. Ich habe eine Besprechung.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein!« Sie sagte es so hart, daß Robert zusammenzuckte.
    »Warum?« fragte er. Das Mißtrauen in seinen Augen amüsierte Ulrike.
    »Ich treffe mich mit einigen Männern. Kein Grund zur Eifersucht, Bob. Es ist rein geschäftlich.«
    »Deine Pillendreher?«
    »Nein, die Großhändler. Zufrieden?«
    »Nicht ganz.« Robert folgte ihr, als sie ins Wohnzimmer ging. Er blickte auf ihr bei jedem Schritt wippendes Gesäß und hielt an sich, nicht danach zu greifen. Seit der ›Lehrstunde‹ kreisten seine Gedanken nur noch um den Besitz von Ulrikes Körper, um das Erlebnis, in diesen warmen Körper einzudringen und die Explosion aller Gefühle zu genießen. Robert war sich darüber im klaren, daß er dieser Frau verfallen war, daß sie seinen Willen gebrochen hatte, daß seine Welt zusammengeschrumpft war auf einen vibrierenden Leib. Manchmal, an den einsamen Abenden, an denen er allein, mit der Katze Lori im Schoß, vor dem Fernseher saß und auf Ulrike wartete, sagte Robert zu sich: Du bist wahnsinnig. Du bist komplett wahnsinnig … Aber es ist ein wundervoller, seliger Wahnsinn, aus dem man nie erwachen möchte. Vielleicht ein tödlicher Wahnsinn, aber man kann ihm nicht mehr entfliehen.
    »Mir gefällt diese Pillengeschichte nicht!« sagte Robert jetzt. »Ulrike, halt dich da raus.«
    Sie hob als Antwort nur die Schultern, hängte sich ihre Tasche um und verließ die Wohnung. Auch als er ihr nachrief: »Überlege es dir noch mal!« reagierte sie nicht. Es war die erste Dissonanz in ihrem nun sechstägigen Zusammensein, und als Ulrike nach vier Stunden zurückkam, sprach sie kein Wort mit Robert, ging in die Küche und bereitete ein schnelles Mittagessen, mitgebrachte Hamburger und aufgewärmte Pommes frites.
    Erst viel später, nachdem sie eine neue Illustrierte durchgeblättert hatte, redete sie wieder mit Robert.
    »Hast du kein Vertrauen zu mir?« fragte sie.
    »Ich habe kein Vertrauen zu dieser Arznei.« Er war glücklich, daß das furchtbare Schweigen gebrochen war. »Zeig mir eine von den Schachteln.«
    Sie zögerte kurz und sagte dann: »Ich habe keine bei mir. Aber morgen bringe ich dir eine mit.«
    »Ich möchte eine von diesen Wunderpillen probieren.« Er bemerkte nicht ihren entsetzten Blick, sondern lachte mit zurückgeworfenem Kopf. »Eine Intelligenzpille? Mal sehen, vielleicht hilft sie mir bei der Mathematik!«
    Am neunten und am zehnten Abend, dem letzten, hatte Robert nach langem Bitten erreicht, daß er Ulrike zur Bar bringen und gegen drei Uhr morgens wieder abholen durfte. Er wartete gegenüber dem Toscana, beobachtete das Kommen und Gehen der Gäste und Dirnen, die nach einiger Zeit in Begleitung wieder herauskamen und mit Taxis oder Privatwagen davonfuhren.
    Natürlich fiel es Bolo auf, daß der Bar gegenüber Ulrikes Auto parkte und hinter dem Steuer ein Mann wartete. Er gab seine Beobachtung an Salvatore Brunelli weiter, der nur einen kurzen Blick durch die Türklappe zu werfen brauchte, um sich Klarheit zu verschaffen.
    »Haste dir nun doch den Kleinen gekrallt, Ulla?« fragte er und unterstrich seine Worte mit einem hämischen Grinsen.
    »Das geht dich einen Dreck an!«

Weitere Kostenlose Bücher