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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Arsch ist?« fragte er. »Den könnt ihr lecken.«
    »Dein Arsch ist wertlos.« Die Stimme blieb gleichmütig, ohne ein Zeichen von Ärger. »Aber wichtig ist dein Kopf.«
    Das war ein Satz, den Son sofort verstand. Da gab es kein Fragen mehr.
    Er wiederholte: »Übermorgen in Berlin, Hotel ›Gloria‹. Und in dem Brief steht alles.« Son holte tief Atem. »Woher kennt ihr mich?«
    »Wir kennen alle Landsleute, die für uns arbeiten können …«
    »Es ist also Arbeit?«
    »Eine leichte.«
    »Und die kann kein anderer tun?«
    »Du wirst sie tun! Warum fragst du noch?«
    »Ich kenne Berlin nicht.«
    »Du wirst auch wenig davon sehen. Nach deiner Arbeit fährst du sofort zurück nach Polen. Es liegen tausend Dollar für dich bereit. Hua Dinh Son, wir warten auf dich.«
    Das Gespräch war beendet. Son legte ebenfalls auf, und ein Gefühl überkam ihn wie damals in Saigon, als der Vietkong näherrückte und wie mit einer Sense die Menschen wegmähte. Noch einmal zu flüchten, noch einmal ins Ungewisse zu verschwinden, lehnte Son ab. Er hatte einen sicheren Lebensstandort erreicht, er besaß ein Sägewerk, ein großes Haus, die Achtung der Bürger von Wolomin. Er hatte ein Ziel erreicht und war nicht bereit, das alles aufzugeben.
    Warten wir ab, was mich in Berlin erwartet, sagte er sich. Es gibt keine Arbeit, die ich nicht ausführen könnte. Und tausend Dollar sind es wert, sich mit einem Angebot zu beschäftigen.
    Nur die Bedrohung seines Kopfes gefiel ihm nicht; sie deutete auf eine ungewöhnliche Arbeit hin.
    Zum erstenmal erfand Son die Erklärung, warum er dringend verreisen müsse. Marika fragte nicht lange; Aufträge für das Sägewerk hereinzuholen, sogar aus dem Ausland, fand sie selbstverständlich. Der Gedanke, daß mit Holz aus Wolomin in fremden Ländern gebaut werden sollte, erfüllte sie sogar mit Stolz. Son war ein guter Geschäftsmann; ihr Vater hätte jetzt allen Grund, auf seinen Schwiegersohn mit großem Wohlwollen zu blicken.
    Zwei Tage später fand in Berlin ein Spaziergänger in einem Gebüsch am Landwehrkanal eine Leiche. Die Berliner Mordkommission, einiges gewöhnt seit der Wende, nahm den neuen Fall routinemäßig auf.
    Mord mittels Durchtrennen der Kehle. Kein Raubmord, der Tote hatte Brieftasche, Geld und Ausweis bei sich. Ein Russe war es, illegal in Berlin.
    »Nummer fünf«, sagte der Kriminalrat nüchtern. »Natürlich sind die Papiere falsch, der Tote ist nicht zu identifizieren. Ein typischer Mafia-Mord. Eine Aktenleiche mehr. Es ist zum Kotzen. Wenn das so weitergeht, wird Berlin bald die europäische Metropole des Verbrechens sein. Was können wir in diesem neuen Fall tun, meine Herren? Nichts. Das sind Killer-Spezialisten, die keine Spuren hinterlassen. Sie kommen, morden und verschwinden. Es wird bald ein kriminelles Dreieck geben: Moskau - Palermo - Berlin.«
    Schon am dritten Tag kehrte Son nach Wolomin zurück.
    Zum erstenmal verschloß er fünfhundert Dollar in seinem Panzerschrank, war sehr einsilbig bei Marikas Fragen und ließ nur soviel verlauten, daß das Holzgeschäft, international gesehen, ein verdammt hartes Geschäft sei. Mit dem Berlin-Auftrag habe es nicht geklappt, aber man habe ihm weitere gute Kontakte versprochen.
    Genau besehen, war das Berlin-Geschäft leicht auszuführen gewesen. Alles Wissenswerte fand Son in dem Brief vor, den ihm der Portier des Hotels Gloria übergeben hatte.
    Name, Treffpunkt, Zeit und ein Foto, alles sofort zu vernichten. Tausend Dollar in einem Schließfach, abzuholen nach vollendeter Arbeit.
    So einfach kann man Geld verdienen.
    Son hatte auf der Rückfahrt Zeit genug, seine neue Situation zu überdenken. Ihm war bewußt, daß diesem Auftrag ein zweiter, dritter und immer mehr folgen würden. Mit diesem Tag in Berlin war er zum Vollstrecker einer Gruppe geworden, von der er nur eine Stimme kannte. Eine heimatliche Stimme aus Vietnam. Und immer wieder quälte ihn die Frage: Woher kennen die mich? Wie konnten sie von Wolomin wissen? Warum haben sie gerade mich ausgewählt? Habe ich irgendwo auf meinem Weg nach Polen eine Spur hinterlassen? Wo habe ich etwas falsch gemacht?
    Hua Dinh Son wartete ab. Wartete auf einen neuen Anruf, auf einen Hinweis, der ihn seinen Auftraggebern näher brachte.
    Es war eine dumme Hoffnung.
    Noch fünfmal rief die Stimme an, und es war immer das gleiche Muster: Ort, Zeit, Brief im Hotel, Dollars im Schließfach.
    Son fuhr nach Köln, Amsterdam, Paris und Frankfurt. Zuletzt nach München.
    So lernt man

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