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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Europa kennen, sagte er einmal zu sich selbst mit makabrem Sarkasmus. Und wird dazu auch noch gut bezahlt.
    Hua Dinh Son, man kann sich an alles gewöhnen – auch an die leichte Art des Tötens.
    Zehn Tage reichen aus, um zehn Himmel oder zehn Höllen zu erleben.
    Für Robert war es beides. Die nächtliche Hölle, wenn Ulrike ihren Dienst in der Toscana-Bar antrat und er allein in der Wohnung herumsaß, auf die Mattscheibe starrte, zwei Flaschen Bier trank und das Fell der Katze Lori streichelte. Sie hatte sich sofort an Robert gewöhnt, ließ sich kraulen, schlief zusammengeringelt auf seinem Schoß, spielte mit eingezogenen Krallen mit seinen Fingern oder rieb sich schnurrend an seinen Beinen. Dann sprach er manchmal zu ihr und sagte ihr, wie sehr er Ulrike liebe und daß es ihn zerreiße, wenn er daran denke, daß sie jetzt hinter der Bartheke stehe und jeder ihren kaum verdeckten Busen anstarren könne.
    Der Himmel begann, wenn Ulrike nach Hause kam, meistens so gegen drei Uhr morgens, sich schnell duschte und dann neben Robert ins Bett schlüpfte. Dabei kuschelte sie sich an ihn wie ein Kind, das Wärme und Geborgenheit suchte, und er schob seinen Arm unter ihren Nacken, küßte ihre geschlossenen Augen und schlief, von dem Duft ihrer Haut umhüllt, wieder ein.
    Am Morgen aber, meistens gegen neun Uhr, öffnete sich für ihn das Paradies. Es war die Zeit, in der Ulrike ausgeschlafen hatte, die Daunendecken wegstrampelte, ihre Hände über Roberts Körper gleiten ließ und zu ihm sagte:
    »Blick in den Spiegel. Sieh dir an, was die beiden miteinander treiben …«
    Es begann dann die Stunde der Ekstase, das Herunterfallen des Himmels auf zwei zuckende Körper. Im Spiegel wirkte es wie ein satanischer Tanz, bei dem die Glieder auseinandergerissen wurden, unter heftigen Bewegungen zusammensanken oder sich verschlangen.
    In den Pausen dieser ›Lehrstunden‹ griff Ulrike nach einer Zigarette, trank Orangensaft und manchmal auch eine Cola mit einem Schuß Wodka darin, lag auf dem Rücken, die Knie angezogen, und blies Robert den Rauch zu.
    »Ich glaube, ich könnte dich lieben«, sagte sie einmal mit träger Stimme.
    Er stützte sich auf die Ellbogen und küßte ihre Brust. »›Könnte‹ ist nicht ›ist‹ …«
    »Es ist immer das gleiche: Du weißt gar nichts von mir.«
    »Es gibt nichts zu wissen. Wir haben mit der Stunde null begonnen – und dafür weiß ich schon genug von dir.«
    »Ich bin ein schlechter Mensch, Bob.«
    »Du bist ein Zauberwesen.«
    »Du kennst nur meinen Körper. Das ist ein Gegenstand, wenn man so will. Ein Mensch ist aber mehr als ein Körper.« Sie drückte die Zigarette aus, nahm einen Schluck Wodka-Cola und setzte sich. Plötzlich fand sie ihr Spiegelbild häßlich. Zerzauste, schweißverklebte Haare, ein Gesicht mit der Schlaffheit der Erschöpfung. Mein Gott, dachte sie, ich bin mit 33 Jahren schon eine alte Frau! Ich schaffe nicht mehr einen neunzehnjährigen Geliebten! »Sieh mich an!« Es klang wie ein Befehl.
    »Ich tu' nichts anderes.«
    »Was siehst du?«
    »Eine Göttin.«
    »Kann es nicht auch eine böse Göttin sein?«
    »Für mich bist du immer ein Strahl der Sonne, ohne die es kein Leben gibt.«
    »Das klingt verdammt kitschig.«
    »Gibt es etwas Kitschigeres als einen Sonnenuntergang, wenn man ihn malt oder beschreibt? Und doch ist er Wahrheit. Kennst du das Violinkonzert von Max Bruch? Das ist Kitsch hoch zwei, werden viele sagen, aber man schließt die Augen, läßt sich wegtragen von der schwebenden, süßen Musik und weiß: Der Mann, der solche Töne niederschrieb, muß unendlich verliebt gewesen sein.«
    »Ich kenne diese Musik nicht.« Ulrike glitt aus dem Bett und vermied es, sich im Spiegel anzusehen, während sie nackt im Zimmer herumlief. Sie kämmte ihr Haar, band eine Schleife darum und griff nach ihrem durchsichtigen Morgenmantel. »Willst du Geld verdienen?« fragte sie plötzlich. »Viel Geld?«
    »Wer will das nicht?« Robert lachte und verschränkte die Arme hinter seinem Nacken. »Liegt es auf der Straße?«
    »So kann man es nennen. Es liegt wirklich auf der Straße.«
    »Sag mir die genaue Adresse«, erwiderte er belustigt. »Ich war immer ein begeisterter Pilzsammler … Da werde ich wohl auch Geld auflesen können.«
    »Ich meine es ernst, Bob.« Sie setzte sich neben ihn auf die Bettkante und zog die Daunendecke über seinen Unterleib. Es war die stumme Forderung: Schluß jetzt mit der Sexstunde. »Ich habe neben meiner Bartätigkeit noch einen

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