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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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können, erfüllte ihn, und er wünschte sich, nie mehr zurückzukehren in eine andere Welt. Radikal, grausam, mit wildem Herzklopfen und einer bleiernen Schwere in den Gliedern erfolgten dann der Zusammenbruch und das Hinübergleiten in eine entsetzliche Depression.
    So lag Robert lange auf dem Bett, die Hände vor dem Gesicht, und fuhr erst hoch, als Ulrike ihm einen kalten, nassen Lappen auf die Brust legte. Er hob den Kopf, starrte sie an und sah die vielen Bißwunden auf ihrer nackten Haut.
    »Verzeih mir …«, stammelte er und streckte die Arme nach ihr aus. »Bitte, verzeih mir. Ich … ich konnte nicht anders …«
    Sie setzte sich neben ihn, rieb seine Brust mit dem nassen Tuch ab und wischte auch über sein zuckendes Gesicht. Wie gut das tat! Das Herzflimmern verflüchtigte sich, Roberts Atem wurde ruhiger, das bleierne Gefühl verschwand. Auch sein klares Denken kehrte langsam zurück, war aber immer noch behaftet mit dem vergangenen Glücksgefühl. Er fühlte sich wieder stark und hörte alle Geräusche wie durch einen Verstärker. Das Knirschen der Matratze zum Beispiel, wenn Ulrike sich bewegte, empfand er wie spitze Schreie.
    »Was hast du mit mir gemacht?« fragte Robert und umklammerte ihre Hand. »Ich habe mich noch nie so losgelöst, so glücklich, so stark gefühlt.«
    »Wir haben sieben Stunden getanzt und uns geliebt, ununterbrochen.« Sie erhob sich von der Bettkante und legte das nasse Tuch auf den Nachttisch.
    »Sieben Stunden? Das ist ja Wahnsinn …«
    »Ja, es war Wahnsinn.«
    »Wahnsinnig schön. – Wieviel Uhr ist es?«
    »Gleich halb elf …«
    »Ich muß nach Hause. Der Zug von Dover nach Paris und weiter nach München ist längst angekommen. Die … die England-Fahrt ist zu Ende. Ich muß weg, Ulrike, aber ich will nicht! Ich will bei dir bleiben! Ich will nicht mehr nach Hause. Nie mehr!«
    »Du mußt!« sagte sie nüchtern. »Du kannst nicht einfach hierbleiben.«
    »Ich werde jeden Tag bei dir sein …« Er ging unter die Dusche, zog sich dann an und packte seinen Rucksack. Eine Scheibe Toast mit Schinken schlang er hastig hinunter und spülte mit einer Tasse Kaffee nach.
    »Soll ich dich irgendwo hinbringen?« fragte sie.
    »Nein. Ich nehme ein Taxi.« Er kam von der Tür zu ihr zurück und umfaßte mit beiden Händen ihren Kopf. »Ich liebe dich … Und ich weiß jetzt, daß auch du mich liebst. Diese zehn Tage waren die schönsten meines Lebens.«
    »Du bist so jung … Es werden noch viele schöne Tage kommen.«
    »Mit dir. Nur mit dir.«
    »Wer weiß das jetzt schon?« Sie drängte ihn zur Tür und gab ihm einen flüchtigen Kuß. Sie trug wieder ihren durchsichtigen Morgenmantel; ihr Körper bekam dadurch etwas Geheimnisvolles und Aufreizendes. »Jetzt mußt du aber wirklich gehen …«
    »Ich bin morgen früh wieder da.«
    »Nein. Du bist in der Schule.«
    »Ich werde mich krankmelden. Und es ist sogar die Wahrheit. Ich bin krank. Krank nach dir. Du bist wie ein Fieber in mir.« Er hängte sich seinen Rucksack um und zögerte noch immer, die Wohnung zu verlassen. Erst als Ulrike die Tür aufriß und ihn in das Treppenhaus schob, setzte er sich in Bewegung, tat drei Schritte, drehte sich wieder um und wollte zurück. Sie streckte den Arm aus, zeigte auf die Treppe und sagte energisch: »Dort hinunter!«
    »Du stehst da wie der Engel Gabriel vor dem Paradies.«
    »Und ich laß dich auch nicht mehr herein.«
    Er nickte, stieg die Treppen hinunter und verließ das Haus.
    Eine Stunde später umarmte seine Mutter ihn voller Aufregung und mit Tränen in den Augen.
    »Endlich!« rief sie. »Endlich! Mein Junge, wo warst du bloß? Seit vier Stunden warten wir auf dich. Papa hat schon ein paarmal angerufen; er hat auch bei der Bahn angerufen, und die haben gesagt, der Zug aus Paris sei längst angekommen. Wo warst du denn so lange?«
    »Wir haben noch Abschied gefeiert, Mama. Du weißt doch, wie das so unter Kameraden ist.«
    »Und nicht eine Karte hast du aus England geschrieben. Keinen Gruß.«
    »Ach, Mama.« Er ging ins Wohnzimmer und warf sich auf die Couch. »Dazu hatten wir keine Zeit. Was wir alles gesehen und erlebt haben …«
    »War es schön?«
    »Wunderschön. Unvergeßliche Tage.«
    »Du siehst müde aus, Robert.«
    »Ist das ein Wunder?« Er versuchte ein Lachen, aber es klang sehr gepreßt. »Zehn Tage kreuz und quer durch England, das strengt an.«
    »Dann ruh dich jetzt aus.« Gerda Habichts Muttergefühl strömte über. »Leg dich ins Bett, Robert. Ich bringe dir

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