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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen Becher mit Kakao. Und dann schlaf dich aus. Ich rufe Papa im Amt an und sage ihm, daß du gesund zurückgekommen bist. Er hat sich auch Sorgen gemacht. Aber eine Ansichtskarte hättest du doch schreiben können. Wir wollten doch wissen, wie es in England aussieht.«
    Am Abend wiederholte sich der Dialog. Auch Hubert Habicht mahnte bei seinem Sohn Robert die fehlenden Postkarten an.
    »Es war einfach nicht möglich«, wiederholte Robert. »Wir waren jeden Tag woanders. Zelte aufbauen, abbauen, aufbauen. Und dann die Besichtigungen, den ganzen Tag lang. Wir haben viel gesehen.«
    »Das ist vernünftig.« Habicht blickte seinen Sohn Robert wohlgefällig an. »Eine Bildungsreise ist eine Investition für das ganze Leben. Sie war dir sicherlich von Nutzen.«
    »Ja, Papa.« Robert, nun ausgeschlafen und mit einem Schnitzel und Blumenkohl verwöhnt, blickte an seinem Vater vorbei. Die Sehnsucht nach Ulrikes Hingabe glühte in ihm auf. »Ich habe viel gelernt … sehr viel. Für mein ganzes Leben …«
    Fassungslosen Eltern zu sagen, daß ihr Kind tot ist, gehört zum Schwersten, was man tun kann.
    Und fassungslos war die Familie Brunnmeier, als sich am Morgen herausstellte, daß ihre Tochter Lisa nicht in ihrem Bett lag. Elfriede, die Mutter, wollte sie wecken. Sie tat das immer mit dem Ruf: »Lisa, Liebling, aufstehen!« Und Lisa antwortete dann immer: »Ja, Mama. Gleich.« Aber dieses Mal gab es keine Antwort, das Bett war unberührt; Lisa war nicht nach Hause gekommen.
    »Da steckt ein Bursche dahinter!« schrie Josef Brunnmeier sofort, als Elfriede ihm die Nachricht brachte. »Wenn ich den Kerl erwische, kennt den keiner mehr wieder. Meine Tochter! Bleibt die Nacht über weg! Aber das ist deine Erziehung! Das Mädchen muß mehr Freiheit haben. Das Mädchen ist siebzehn! Mein Gott, so 'ne Disco ist doch harmlos, da gehen sie doch alle hin … Soll sie eine Hure werden? Bleibt einfach bei so einem Kerl! Na, laß die mal nach Hause kommen! Die kann was erleben!«
    Und dann standen zwei Männer von der Kriminalpolizei in der Tür, wiesen sich aus und sagten: »Wir haben eine schlechte Nachricht für Sie: Ihre Tochter ist tot.«
    Die Brunnmeiers sanken zusammen, jeder in einen Sessel, und starrten Reiber und Wortke an, als hätten diese in einer unbekannten Sprache gesprochen. Elfriede begriff es zuerst. Sie warf beide Hände vor das Gesicht und begann laut zu weinen. Josef Brunnmeier schüttelte den Kopf. Es war die einzige Bewegung, die er machen konnte, sonst saß er wie gelähmt da.
    »Tot?« fragte er. Es war eine völlig tonlose Stimme. »Tot? Wieso? Wo und wie? Das ist doch nicht möglich? – Mord? Das gibt es doch nicht …«
    »Es war kein Mord, Herr Brunnmeier.« Wortke stieß Reiber in die Seite. Nun mach du doch mal den Mund auf! Erklär es ihnen, hieß das. »Sie hat sich selbst umgebracht.«
    »Lisa? Unmöglich.« Brunnmeier starrte Reiber und Wortke an. Wer kann begreifen, daß sich ein junges fröhliches Mädchen selbst umbringt? Am allerwenigsten der Vater. So etwas wie Hoffnung glomm in Brunnmeiers Augen auf. »Ist … ist es auch wirklich Lisa? Liegt da kein Irrtum vor? Keine Verwechslung?«
    »Ihre Tochter hatte ihre Papiere bei sich.« Reiber trat einen Schritt näher. »Das Foto auf der Kennkarte stimmt mit dem Gesicht der Toten überein. Außerdem werden wir Sie bitten müssen, sie zu identifizieren. Nicht sofort …« Er blickte auf Elfriede Brunnmeier, die in dem Sessel zusammengesunken war. »Wenn Sie sich beruhigt haben. Sie sollten sich um Ihre Frau kümmern, Herr Brunnmeier. Wo kann ich ein Glas Wasser holen?«
    »Lisa …« Brunnmeier schüttelte wieder den Kopf. Er rührte sich noch immer nicht. Wortke ging durch das Haus, fand die Küche und kam mit einem Glas kalten Wassers zurück. Er hielt es Elfriede hin, aber sie schüttelte ebenfalls den Kopf und weinte hemmungslos weiter. »Lisa hatte doch gar keinen Grund …«
    »Es war ein Unfall, Herr Brunnmeier.«
    »Unfall? Also kein Selbstmord?«
    »Beides. Sie hat sich selbst getötet, indem sie den Unfall provozierte.«
    »Wo?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Ist sie überfahren worden?« Brunnmeier sprang auf. »Sie müssen doch wissen, wo Sie meine Tochter gefunden haben!«
    Es dauerte lange, bis Brunnmeier begriff, was mit Lisa geschehen war. Immer wieder sagte er: »Unmöglich. Das kann nicht sein. Das hätten wir doch merken müssen. So etwas tut Lisa doch nicht!« Aber als er endlich begriff, daß sie ein Drogenopfer geworden

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