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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ausufernde Ersatzwelt schaffen. Und das gelingt ihnen jetzt mit Ecstasy, wie es ihnen in den sechziger Jahren mit LSD gelungen ist. Mit anderen Worten: Hoffen wir nicht auf Hinweise aus der Szene.«
    »Ich werde diesen Fall auf klassische Art aufrollen!« sagte Wortke, und es klang wie ein Schwur. Dabei blickte er auf die Stelle, wo das Mädchen gelegen hatte. »Elternhaus, Erziehung, Bildung, Umfeld, Freunde, Hobbys, Vorlieben, auffällige Eigenschaften … Ich garantiere dir: Irgendwo finde ich das Ende eines Fadens und rolle das Knäuel auf. Ich kann noch logisch denken, diese Techno-Kids kaum noch. Sie zerlöchern ihr Gehirn.«
    Als sie wieder nach oben kamen, waren bis auf einen Mannschaftswagen der Polizei und Wortkes Auto alle anderen bereits abgefahren. Ein Kriminalbeamter aus Wortkes Dezernat reichte ihm die neben der Leiche gefundene Umhängetasche des Mädchens mit dem üblichen Inhalt: zwei Lippenstifte, eine verbeulte Puderdose, ein Taschentuch, ein Schlüsselbund, eine alte Kinokarte, ein Drehbleistift, ein Kamm mit zwei fehlenden Zinken, eine runde Haarbürste, ein Portemonnaie mit 42,50 Mark Inhalt, eine Klarsichthülle mit dem Foto von Vater und Mutter sowie eine Dreierpackung Präservative.
    »Eins wissen wir jetzt«, sagte Wortke zynisch und blätterte die in einem Sonderetui steckenden Papiere durch. »Jungfrau war die nicht mehr. Wie heißt sie? Lisa Brunnmeier. Typisch bayerischer Name, Brunnmeier. Alter: Wie du geschätzt hast, siebzehn Jahre. Wohnhaft in Menzing … Das ist weit weg von hier und dem Keller.«
    Wortke steckte alles in die Umhängetasche zurück. Er atmete tief durch. »Ich habe nun etwas zu tun, was du nie nötig hast: Ich muß die Eltern besuchen und ihnen mein Beileid aussprechen. Weißt du, was das für verdammte Minuten sind? Da stehst du vor zwei ahnungslosen Menschen, stellst dich vor: ›Ich bin Theo Wortke von der Mordkommission München‹, und dann siehst du das Entsetzen in ihre Augen springen und nickst und sagst: ›Ja, es tut mir leid … Ihre Tochter Lisa ist tot.‹ Was kannst du dann noch mehr sagen? Glaub mir, das sind immer die schlimmsten Minuten in meinem Beruf. Und deshalb hasse ich jeden Täter. Hasse ihn abgrundtief!« Er sah Reiber an, als habe man ihn angeschossen. »Kommst du mit?«
    »Wenn ich dir helfen kann, Theo.«
    »Du könntest den Eltern erklären, was Ecstasy ist. Das kannst du besser als ich. Vielleicht können uns die Eltern einen Hinweis geben – auf Freunde, auf Discos, was sie beobachtet haben, ohne sich Gedanken darüber zu machen.«
    »Okay. Ich komme mit.«
    »Danke. Manchmal bist du wirklich ein Freund – aber nur manchmal!«
    Das war wieder der Wortke, wie Reiber ihn kannte und liebte.
    Der Rausch, dieser wahnwitzige Rausch hielt bis gegen zehn Uhr an. Dann fiel Robert auf dem Bett zusammen, warf die Hände vor das Gesicht und versank in einer lähmenden Dumpfheit.
    Was er von drei Uhr morgens bis jetzt, zehn Uhr, durchlebt hatte, diese sieben Stunden eines von einer unbremsbaren Motorik angetriebenen Lebens, blieb in der Erinnerung zurück als eine Art glücksgetränkter Ekstase.
    Zuerst war es Schwerelosigkeit gewesen, die Robert wie auf Flügeln durch Ulrikes Wohnung schweben ließ. Er hatte den Plattenspieler angestellt, eine von Ulrikes Rockscheiben aufgelegt, und dann hatte er mit ihr getanzt, mit den wildesten Verrenkungen und ohne eine Spur von Müdigkeit. Platte um Platte hatte er laufen lassen, und Ulrike hatte das Licht gelöscht bis auf drei Kerzen in einem gläsernen Leuchter, der im matten Schein hellviolett schimmerte.
    Plötzlich drängten in Robert andere Gefühle hoch, eine Lust, ein Drang, ein Zwang, seinen Körper, den er im Tanz wiegte und zucken ließ, auf den anderen Körper ihm gegenüber zu werfen, und er griff nach Ulrike, riß ihr den Slip vom Leib, warf sie auf den Boden und fiel über sie her mit einer so kraftvollen Gewalt, daß sie aufschrie und mit den Fäusten auf seine Brust trommelte.
    Als er von ihr abließ, sie hochzog und zwang, weiter mit ihm zu tanzen, war ihr Körper von seinen Bissen gerötet, es gab keine Stelle, die nicht gezeichnet war, aber als sie schon fürchtete, Robert könne sie umbringen, und mit Händen und Füßen nach ihm schlug, fiel er plötzlich in sich zusammen und begann zu weinen.
    Doch auch diese Phase war nur kurz. Er sprang wieder auf, warf sich in einen Sessel, streckte die Beine von sich, und ein unendliches Glücksgefühl, von dem er fast meinte, es greifen zu

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