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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lächelte dabei, aber es war ein gefrorenes, maskenhaftes Lächeln.
    »Haben Sie die Zeitungen gelesen?« fragte Lok in freundlichem Ton.
    Von Gleichem empfand diese Höflichkeit wie ein Anspucken. »Warum halten wir uns mit dummen Vorreden auf?« erwiderte er grob. »Ihre Vorschläge!«
    »Liegen auf Ihrem Tisch.«
    »Waren diese Morde notwendig?«
    »Es waren keine Morde.« Lok lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Die deutsche Sprache ist so unelegant. So grob. Wir nennen das Bereinigung. Niemand würde sich beschweren, wenn man sein Haus sauber hält. Verjage das Ungeziefer, und du schläfst ruhiger. Die alten Weisheiten sind immer noch die besten Lebensregeln.« Er lächelte wieder. »Jetzt ist unser Haus rein.«
    »Sie wollen den Ecstasy-Markt?« fragte von Gleichem gepreßt. Loks Freundlichkeit zerrte an seinen Nerven.
    »Wir wollen – sagen wir es so – den Ecstasy-Markt schützen.«
    »Vor wem?«
    »Vor den wilden Händlern, die aus Amsterdam und Österreich kommen. Vor den Polen und Russen. Und vor den kleinen Küchen, in denen die Tabletten gebraut und gepreßt werden. Das ist eine große Aufgabe, Herr von Gleichem. Das erfordert eine straffe Organisation. Das macht auch einen Kapitaleinsatz notwendig.«
    »Präzise ausgedrückt: Ich zahle Schutzgeld.« Von Gleichem hob die Papiere hoch, die auf seinem Schreibtisch lagen. »Was mir hier übergeben wurde, ist ein normaler Versicherungsvertrag. Eine Hausratversicherung. Was soll der Unsinn?«
    »Ist das nicht dasselbe? Wir sichern Ihr Geschäft, Ihr Haus …«
    »Aber Sie wollen doch mehr!«
    »Dazu geben Sie mir Ihre Hand, das genügt. Ein Händedruck gilt bei uns als Vertrag. Vertrau deinem Nächsten wie dir selbst, und dein Leben ist wohlgetan.«
    »Vertrauen!« Von Gleichem rümpfte die Nase. »Gibt es das überhaupt?«
    »Bei uns.« Loks Maskenlächeln weichte nicht auf, obwohl er die verdeckte Beleidigung verstand. »Der Untreue ist wie faulendes Korn; es muß geschnitten werden.«
    »Sie haben wohl für alles einen alten Spruch!«
    »Nur die Tradition ist der Acker für neues Leben.«
    »Da dachte Mao anders.«
    »Was ist von ihm geblieben? Das neue China baut die alten Tempel wieder auf, die Mao zerstörte. Aber warum reden wir über China? Wir sollten über München reden.«
    »Konkret: Was wollen Sie wirklich?«
    »Eine Zweiteilung.«
    »Gebietsschutz. Auch für ganz Bayern?« Von Gleichem warf den Hausratversicherungsvertrag auf den Tisch zurück. »Wir nehmen eine Landkarte, ziehen einen Strich und dann: linke Seite du, rechte Seite ich. Sehe ich das richtig?«
    »Falsch. Sie sehen das völlig falsch, Herr von Gleichem.« Lok beugte sich im Sessel etwas vor. »Unsere Zusammenarbeit ist viel unproblematischer: Wir liefern die Ware, und Sie verkaufen sie. Dazu übernehmen wir auch noch den Schutz. Sie bleiben voll im Geschäft wie bisher, nur Ihre Gewinnspanne wird sich etwas reduzieren.«
    Von Gleichem mußte sich setzen. Diese Wendung hatte er nicht erwartet, das war ein völlig neuer Aspekt, mit dem er nie gerechnet hatte, weil er ihm undenkbar erschienen war. Es ging den Vietnamesen nicht um den Markt, sondern um die Lieferung. Es blieb alles beim alten, nur die Polen waren aus dem Geschäft.
    »Und weiter?« fragte Franz von Gleichem vorsichtig.
    »Kein weiter.«
    »Das wäre alles?«
    »Sie haben noch nicht nach unseren Bedingungen gefragt, Herr von Gleichem.«
    »Also frage ich: welche Bedingungen?«
    »Sie werden Ecstasy bei uns etwas teurer einkaufen müssen. Dafür bekommen Sie die reinste Ware, die möglich ist. Vom Umsatz führen Sie dreißig Prozent an uns ab. Ein wirklicher Freundschaftsbeweis.« Lok faltete die Hände über seinem hochgezogenen Knie. »Ein Weiser sagte einmal: Der Geldeintreiber wird nie den Himmel sehen.«
    »Diesen Spruch sollte man als Schild in jedes Finanzamt hängen!«
    »Doch nicht Sie, Herr von Gleichem.« Lok lachte kurz auf. »Wie heißt es: Wer den Reichen schenkt, ist ein Narr. Sie waren nie ein Narr. Wir sind es auch nicht.«
    »Und wann können Sie Ihr Ecstasy liefern?« Von Gleichem hatte keine Lust, mit Lok über die Steuern zu diskutieren. Der Drogenverkauf war ein Millionengeschäft am Finanzamt vorbei. Weltweit waren es Milliarden, mehr als der Staatshaushalt der USA ausmachte. Ecstasy spielte nur eine kleine Rolle, das große Geld brachten immer noch Heroin, Kokain und Hasch. Aber die Modedroge der Jugend hatte begonnen, überall einzusickern. In die Discos, die Bars, bei

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