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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwung ihre langen Haare aus dem Gesicht. »Ich bin kein richtiger Techno-Typ. Ich tu' nur so.«
    »Und warum gehst du hin?«
    »Um aus dem Alltagsmief herauszukommen. Du, das Leben ist irgendwie beschissen. Immer nur fernsehen, das dumme Genörgel und Gesülze zu Hause – da muß man doch flüchten. Hier ist wenigstens was los. Hier triffst du Typen, die dich verstehen. Die genau wie du das große Kotzen haben und die 'ne richtige Randale machen wollen. So was braucht man einfach mal. Den Putz abkloppen.« Sie blickte zu Robert hoch. »Wie ist das bei dir?«
    Einen Augenblick war er betroffen gewesen, als er Christas Redeweise hörte. Sie paßte so gar nicht zu ihrem Äußeren, ihrer Puppenhaftigkeit.
    »Randale, sagst du?« Robert legte den Arm um ihre Schulter. Sie duldete es ohne das geringste Zusammenzucken. »Bist du eine von den militanten Extremisten, die bei keiner Demo fehlen und alles kurz und klein schlagen, Autos anstecken, Geschäfte plündern, Polizisten mit Molotow-Cocktails bewerfen, Straßen aufreißen …«
    »Habe ich das gesagt? Ich habe nur gesagt, daß das Leben stinklangweilig ist. Du hängst nur noch rum.«
    »Es gibt Kinos, Christa.«
    »Immer der gleiche Mist.«
    »Besuch mal ein Konzert.«
    »Bloß das nicht! Da schlafe ich ein.«
    »Lies ein Buch.«
    »Bist du bekloppt? Ein Buch? Lesen? Ich bin doch kein Selbstverstümmler!« Sie reckte den Kopf zu ihm hoch. »Liest du Bücher?«
    »Ja. Gern.«
    »Krimis?«
    »Weniger.«
    »Pornos?«
    »Auch nicht. Bücher über Raumfahrt und mögliche ferne Welten.«
    »Aha! Du liest von den kleinen grünen Männchen.« Sie lachte wieder. »Hast du dich ins ›777‹ verirrt?« Sie zeigte zu dem Halbmond hinauf und schmiegte sich enger an Robert. »Was denkst du, wenn du den Mond ansiehst?«
    »Er ist 384.403 Kilometer von uns entfernt. Sein Durchmesser beträgt 3.480 Kilometer. Die Schwerkraft auf der Mondoberfläche beträgt ein Sechstel der irdischen Schwerkraft.«
    »Und das ist alles?«
    »Was noch?«
    »Wo lebt der Mann im Mond?«
    »Es gibt keinen Mann im Mond.«
    »Siehst du, und ich glaube, daß es ihn gibt! Ich bin doch romantischer als du.«
    Diese Antwort entwaffnete ihn. Dagegen gab es kein Argument mehr. »Du hast recht«, sagte er und fühlte sich immer wohler, je näher er Christas hübschen Körper spürte. »Glauben wir an den Mann im Mond. Aber jetzt schläft er.«
    »Wieso schläft er?«
    »Weil es Halbmond ist. Er schläft auf der dunklen Seite des Mondes. Ist doch klar!«
    »Völlig klar.« Ihre Hand tastete nach der von Robert, umklammerte sie und hielt sie fest. »Robert … Bis auf deine grünen Männchen bist du ein netter Kerl.«
    »Und du ein nettes Mädel.«
    »Werde ich dich wiedertreffen?«
    »Christa, das klingt, als wolltest du weggehen.«
    »Es ist jetzt 23 Uhr. Ich muß pünktlich zu Hause sein. Mein Alter steht mit der Stoppuhr am Fenster.«
    »Wie kommst du heim?«
    »Mit der S-Bahn.«
    »Darf ich dich in meinem Auto mitnehmen?«
    »Du darfst. Du hast ein Auto? Was für eins?«
    »Eine Ente.«
    »Klasse!« Sie hob sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Robert, du bist 'n toller Typ …«
    »Hast du keinen Freund?« Er fragte es, weil ihm plötzlich auffiel, daß sie allein ins ›777‹ gekommen war.
    »Freunde? Genug. Schon vom Hockey her. Aber so 'n festen Freund, wie das heißt, den habe ich nicht. Alle sind 'n bißchen doof. Wennste mit denen drei Colas trinkst, wollen sie dich begrapschen. Das mag ich nicht.«
    »Und hier im Techno-Schuppen packt dich keiner an?« fragte Robert zweifelnd.
    »Hier wird getanzt, bis man verrückt wird. Hier knallt einem der Sound auf die Birne, da fängt dein Body an, von selbst durchzustarten, da kannste nichts dagegen tun. Das ist einfach Spitze.«
    Sie gingen zum Parkplatz, und es war wie selbstverständlich, daß jeder den Arm um die Taille des anderen gelegt hatte. Erst vor dem Wagen ließen sie sich los.
    »Warum findest du das Leben so zum Kotzen?« fragte Robert. »Du hast doch alles. Was willst du noch?«
    »Was hab ich denn?« Ihre goldschimmernden Augen blitzten ihn wieder an. In diesem Blick funkelte Auflehnung.
    »Deinen Hockeyclub …«
    »Jeden Samstag nachmittag. Öfter kann ich ja nicht.«
    »Wegen der Arbeit?«
    »Genau. Hast du mal acht Stunden in Kaufhausluft gestanden? Dieser Mief! Wennste als Käufer kommst, merkste das nicht, aber acht Stunden da zu stehen … Tausende Menschen kommen und gehen. ›He, Fräulein, bedienen Sie

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