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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vitaminpillen, und wer das Zeug kaufte, war selber schuld. Verbote gab es nicht. Aber schon damals warnten Pharmakologen und Mediziner vor Ecstasy, nur mit wenig Erfolg. Die Herstellerlobby war stärker und kapitalkräftiger. Man kennt das ja auch in der Politik.«
    Ein böser Satz. Die Politiker unter den Gästen grinsten verlegen … Sie nahmen die Worte als bloßes Bonmot hin.
    »Das lief lustig so weiter, bis es den ersten Toten gab, ein Junge von neunzehn Jahren. Hirnblutung. Unfallfolge nach einem Baseball-Spiel? Die Obduktion verriet: kein Unfall, kein geplatztes Hirnaneurysma, sondern ein Teil der Adern im Gehirn waren zerdünnt, die Aderwände lösten sich auf. Hinzu gekommen war ein Kreislaufkollaps. Die Nieren zeigten eine deutliche Insuffizienz. Der junge Mann hatte also drei Todesarten in sich, nur war das Gehirn bei diesem Wettlauf schneller gewesen. Das war für mich der Anlaß, mich mit Ecstasy zu beschäftigen. Die Gerichtsmediziner in den USA sprachen den Verdacht einer gefährlichen Droge aus.« Professor Eberlein holte tief Atem. »Seitdem hat sich viel geändert … und nicht zum Besten. Am besten sind die Ecstasy-Pillen geworden; damit ist gemeint: gefährlicher.«
    Eberlein machte eine Pause und nippte an einem Glas Mineralwasser, das auf dem Pult stand. Er hielt diese etwas langatmige Einleitung für notwendig zum Verständnis seiner folgenden Erklärungen.
    »Was ist nun Ecstasy?« fragte er. »Es ist ein Amphetamin-Derivat. Das sagt Ihnen gar nichts. Chemisch gesehen ist es Methylendioxymetamphetamin, abgekürzt MDMA, und nichts anderes als ein Appetitzügler. So etwas ist nicht verboten, das hat freie Fahrt. Nur wenn man das MDMA mit anderen Substanzen vermischt, wie zum Beispiel dem MDEA, das halluzinogen wirkt, oder Koffein hineingebraut, wird die Designerdroge zur Höllenpille. Es gibt sogar Pillen, die mit Heroin versetzt sind oder mit Speed … Dann wirkt das Heroin verstärkt und macht unrettbar abhängig. Ecstasy kann also auch eine Einstiegspille in härtere Drogen sein, denn es gibt kein einheitliches Ecstasyrezept. Jede Pillensorte ist anders. In Europa kennen wir bisher sechs Fabrikate: Smiley, Barney, Chanel, Zwerg Seppi, Playboy und Namenlos. Von ihnen ist Namenlos ein elendes Gemisch.«
    Eberlein trat vom Rednerpult zurück, ging zu einer großen Rolle, die an einem Haken an der Wand hing, löste die Verschnürung und entrollte ein Plakat. Es zeigte neben den verschiedenen Pillenformen auch einen schematisch gezeichneten menschlichen Körper mit den inneren Organen, den Hauptadern und Muskeln. Bevor Eberlein wieder an das Pult trat, nahm er noch einen großen Schluck Mineralwasser. Die kommenden Erklärungen würden lange dauern, und nichts behindert mehr beim Sprechen als ein trockener Hals.
    »Sehen wir uns die Pille ›Namenlos‹ an. Sie tauchte zuerst im Raum Hamburg auf. Der Zusammensetzung nach ist es eine Pille aus dem Osten, also aus Polen, mit starken Verunreinigungen und mit Amphetaminen und Koffein vermischt. Das macht sie besonders gefährlich. Der Körper reagiert darauf mit Herzrasen und einem Kreislaufkollaps, der zum Tode führen kann. In München ist ›Namenlos‹ – der Name wurde erfunden, weil die Pille keine Prägung hat wie die anderen Ecstasy-Präparate – bisher selten aufgetaucht. Man befürchtet aber, daß sie bald auch hier auf den Markt kommt, weil sie die billigste Pille ist. Die teuerste Tablette – Chanel – hat Deutschland und Österreich bereits erobert. Ihre Wirkung ist erschreckend: Sie baut die Kontrolle über den Körper ab! Der Drogenanteil von ›Chanel‹ ist besonders hoch. Dadurch schleicht er sich über die Blutbahn ins Gehirn und aktiviert jene Botenstoffe, die ein Glücksgefühl auslösen. Das normale Herzklopfen steigert sich zum Herzflattern, die Motorik wird maßlos übersteigert, aber dabei das Verlangen nach Flüssigkeit so weit unterdrückt, daß es im Zusammenwirken aller Organe zum Tode führen kann. Wir nennen das ›Multiples Organversagen‹. Anders ist es bei ›Barney‹, eine der viel gekauften Pillen. Sie enthält 115 Milligramm MDMA und kaum Verunreinigungen. Ihre Wirkung ist extrem: zuerst eine überschäumende Euphorie, der dann später schwere Depressionen folgen. Himmel und Hölle im Wechsel. Trotzdem gilt ›Barney‹ bei den Bayern als die klassische E-Tablette. Zuerst in Berlin auftauchend, also auch aus Polen stammend, hat sich die Pille ›Playboy‹ etabliert. In München ist sie gut auf dem Markt

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