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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zuckenden Körper und in die von Lichtblitzen erhellten Gesichter. Und jung waren die Tanzenden, so jung, daß Robert sich betroffen fragte: Wie alt bist du denn? Gehörst du noch dazu? Was willst du in dieser fremden, dröhnenden Welt?
    Er zwängte sich an den Tanzenden und den an den Wänden stehenden Tischen vorbei und suchte eine Theke. Er fand sie an der Hinterwand, rustikal aus Holzbohlen gezimmert, an den Wänden Plakate von Techno-Bands, deren Namen Robert noch nie gehört hatte, und zog sich einen Stuhl heran. Am Tresen standen einige Jungen in seinem Alter, tranken Cola oder einen Fruchtcocktail, zwei von ihnen zitterten so stark, daß sie ihr Glas mit beiden Händen umklammern mußten, und das kam nicht vom Alkohol, denn nirgendwo entdeckte Robert die Regale mit den Alkoholflaschen, wie er sie im Toscana gesehen hatte.
    Die Jungen beachteten ihn nicht. Robert atmete auf. Er gehörte also doch zu ihnen, er fiel nicht auf.
    Bei einem mißmutig dreinblickenden Barkeeper bestellte er eine Cola. Er hatte gerade den ersten Schluck getrunken, als sich ein Mädchen an seine Seite schob. Es hatte einen Orangensaft in der Hand und war noch nicht so verschwitzt wie die Mädchen, die von der Tanzfläche zurückkamen. Aus den Augenwinkeln sah Robert sie an. Lange blonde Haare bis über die Schultern, ein runder Busen, der sich unter der Bluse abzeichnete, schmale Hüften und schlanke Beine in Sportschuhen mit flachen Absätzen. Ihr Gesicht, das ihn an amerikanische Illustriertengirls erinnerte, war ihm voll zugewandt. Sie hatte schmale Lippen und eine kindliche Nase. Sie lächelte jetzt, und in ihrem linken Mundwinkel blühte ein Grübchen auf. Hübsch, dachte Robert. Ein Puppengesicht. Und Haare wie goldene Seide.
    Er zuckte zusammen, als sie ihn plötzlich fragte: »Du bist neu hier?«
    »Seh' ich so aus?« fragte er zurück.
    »Ich habe dich noch nie hier gesehen.«
    »Bei dem Gewühl falle ich nicht auf, das wird es sein.«
    Sie lachte. Ihre Stimme war hell wie ihr Haar. »Du tanzt nicht?« fragte sie weiter.
    »Du tanzt doch auch nicht.«
    »Ich hab's heute im Rücken. Vom Sport, weißt du. Ich spiele Hockey.«
    »Das ist selten. Ich habe noch nie ein Mädchen getroffen, das Hockey spielt. Ich schwimme gern.«
    »Das ist mein zweitliebster Sport.«
    »Ich kann auch Turmspringen, und dabei bin ich vorgestern falsch aufs Wasser geknallt. Die linke Hüfte ist blau wie 'n Adriahimmel.«
    »Adriahimmel ist gut.« Sie lachte wieder, trank einen Schluck und stellte das Glas auf die Theke. »Dann können wir heute beide nicht tanzen.«
    »Das befürchte ich, leider.« Sie mußten sich anschreien, so laut war das Hämmern der Techno-Band. Roberts Interesse wuchs. Die Kleine hatte Augen wie dunkler Bernstein. Sie gaben dem Gesicht einen besonderen Reiz. Augen, die man erforschen mußte. »Ich heiße Robert«, sagte er. Er mußte es einfach sagen.
    »Ich bin Christa.«
    »Und was machen wir nun?« Er fühlte sich durch ihre Nähe plötzlich wohler in diesem rasenden Schuppen, der ›777‹ hieß … »Wir können nicht tanzen, wir sind beide Sport-Invaliden … Das ist schon ein Problem.«
    Das Turmspringen war natürlich gelogen; über das Einmeterbrett war Robert nie hinausgekommen und hatte nie Lust verspürt, sich aus großer Höhe ins Wasser zu stürzen. Wasser konnte verdammt hart sein. Dagegen glaubte er Christa das Hockeyspielen; er konnte sich gut vorstellen, wie sie über den Rasen rannte und den Schläger schwang.
    »Wir könnten auf der Stelle tanzen, Robert«, sagte sie. »So hin und her, weißt du?«
    »Das ist doch langweilig.«
    »Weißt du was Besseres?«
    »Wir könnten dem Krach hier entfliehen und draußen spazieren gehen. Es ist eine helle, warme Frühsommernacht.«
    »Bist du romantisch?«
    Bei dieser Frage legte sie den Kopf schief. Die Bernsteinaugen funkelten. Sie ist hübsch, dachte Robert. Wirklich, sie ist sogar verdammt hübsch.
    »Romantisch?« wiederholte er. »Ab und zu.«
    »Ist jetzt ab oder zu?«
    »Zu! Hinaus an die frische Luft. Hier kann man ja kaum noch atmen.«
    Sie verließen das ›777‹ und lehnten sich an die getünchte Außenmauer. Ein schimmernder Halbmond erhellte ein paar streifige Wolken, die träge im Wind davontrieben. Es war noch so warm, als atme die Erde die Sonne des Tages aus.
    »Bist du öfter hier?« fragte Robert, nachdem er vergebens gewartet hatte, daß Christa das erste Wort sagte.
    »Auch ab und zu.« Sie lachte wieder ihr helles Lachen und warf mit einem

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