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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier?‹ ›Was soll 'n das, der paßt doch nicht, ich brauche Körbchen C!‹ ›Fräulein, ich brauche was, das meine Brust hebt, nein, bei dem quillt was an der Seite raus.‹ ›Fräulein, ich warte nun schon eine Viertelstunde, daß mich jemand bedient!‹ ›Fräulein, ich suche die Strapse, die neulich im Fernsehen waren.‹ ›Fräulein, das kneift mich im Rücken …‹ Hundertmal derselbe Scheiß. Das nervt, sag' ich dir. Und dann biste abends zu Hause, und alles muffelt rum. Da kriegste Lust auf 'ne große Sause.«
    »Du bist also Verkäuferin.«
    »Kluger Junge. Im Kaufhaus, Abteilung Damen-Trikotagen. Und immer freundlich sein, der Kunde ist König. Sagen die da oben in der Geschäftsleitung. Haben die jemals 'ne zickige Kundin bedient?«
    »Verkaufen heißt Bedienen. Und Bedienen kommt von Dienen.«
    »Fang bloß nicht an, dämliche Sprüche zu klopfen.« Sie riß die Tür des Autos auf und lehnte sich dagegen. »Ich mag dich, Robert, aber hör auf, den Bildungsheini zu spielen.«
    »Wie alt bist du?« fragte er. Ihre Ansicht vom Leben klang, als habe sie Jahrzehnte von Enttäuschungen hinter sich.
    »Sechzehn. Und du?«
    »Etwas über achtzehn.«
    »Aber du benimmst dich, als wärste dreißig.«
    Dreißig schien für sie schon ein hohes Alter zu sein. Der Beginn zum Opa.
    Sie stieg in den Wagen, zog die Tür zu und wartete, bis Robert hinter dem Steuer Platz genommen hatte.
    Christas Rock war hochgerutscht und gab ihre schlanken Oberschenkel frei. Im fahlen Mondlicht schimmerte ihre Haut wie hellbraun getönte Seide. Sie lehnte sich im Sitz zurück, streckte die Beine von sich, zog den Ausschnitt ihres Kleides etwas höher und schob mit beiden Händen die seidigen Haare in den Nacken.
    »Ich mag dich auch!« sagte Robert plötzlich. Er sagte es ohne jenes Gefühl, das er bei Ulrike empfunden hatte. Aber er mußte es sagen.
    »Dann ist ja alles okay.« Sie lachte wieder ihr Glockenlachen. »Gib Gas, Robert.«
    »Wohin?«
    »Bring mich nach Gräfelfing. Ich sag' dann halt.«
    Sie sagte es in der Killerstraße, Ecke Schulstraße. Robert trat auf die Bremse.
    »Du lebst gefährlich«, scherzte er. »Killerstraße!«
    »Ich wohne nicht hier. In der Nähe.«
    »Schulstraße ist genauso tötend. Schule!«
    »Auch nicht. Woanders …«
    »Und warum willst du mir das nicht sagen? Wo soll ich dich abholen, wo treffen wir uns wieder?«
    »Im ›777‹. Bloß nicht bei mir. Mein Vater … ich sag' dir doch: Der steht mit der Stoppuhr am Fenster. Der reinste Frust, Bob.«
    Robert zuckte zusammen. Sein Gesicht bekam plötzlich harte Konturen. Etwas Kaltes, Erdrückendes legte sich aufsein Herz.
    »Nenn mich nicht Bob«, sagte er gepreßt. »Ich bin Robert.«
    »Bob gefällt mir besser. Warum nicht Bob?«
    »Das … das gefällt mir nicht.«
    »Bei dir kennt sich keiner aus.« Christa öffnete die Wagentür und stieg aus. »Robert, das klingt so verdammt spießig. Robert, der Oberförster vom Märchenwald.«
    »Es gibt aber auch eine Oper von Meyerbeer: Robert, der Teufel …«
    »Schon wieder dieser Bildungsscheiß! Verdammt, laß das sein!« Sie schlug die Tür zu, aber dann beugte sie sich vor und rief durch die Scheibe: »Ich bin am Freitag wieder im ›777‹. Tschüs …«
    Er blickte ihr nach, bis sie um die Straßenecke verschwunden war, ein tanzendes Püppchen im Mondlicht.
    Christa …
    Robert startete den Motor, wischte sich über die Augen und fuhr langsam nach Hause. Er mußte langsam fahren, tausend Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf und ließen sich nicht ordnen.
    Der Sitzungssaal des Landeskriminalamtes war voll besetzt, als Kriminalhauptkommissar Reiber an das Pult trat und sein Manuskript hinlegte.
    Sie waren alle gekommen, die Dezernatsleiter, die Experten, der Vizepräsident des LKA, der Polizeipräsident sogar, auch einige Politiker sah Reiber in den ersten Reihen, Stadträte und Landespolitiker. Auf sie freute er sich besonders … Wenn sie nachher den Saal verließen, sollte es in ihren Ohren klingeln.
    Reiber wartete, bis sich das Gemurmel der Geladenen gelegt hatte, und klopfte mit dem Finger an das Mikrofon. In Ordnung. Der Ton war da. Man soll der Technik nicht blindlings vertrauen. Das Klopfzeichen war aber auch ein Signal für die Zuhörer. Schweigen legte sich über den Saal.
    »Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen«, begann Reiber im üblichen Vortragston. Aber dann, schon beim ersten Satz, kündigte er an, was die Versammelten erwartete. »Dies hier ist kein

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