Die Edda - Die Edda
Loki,
und wahnbetört,
da du Gefjons Groll erweckst:
denn der Welt Schicksal,
mein ich, weiß sie alles
ebenso wie ich.
22 Loki:
Schweig doch, Odin!
Gar schlecht verteiltest du
zwischen Kriegern das Kampfeslos:
gabst du doch oft,
dem du nicht geben solltest,
dem Feigeren Erfolg.
23 Odin:
Wisse, wenn ich gab,
dem ich nicht geben sollte,
dem Feigeren Erfolg,
acht Winter
warst unter der Erde du
als Melkerin und Magd,
da hast du Buben geboren,
das dünkt mich des Argen Art.
24 Loki:
Doch von dir erzählt man,
daß du gezaubert hast
und zu Samsey Seidwerk triebst:
in Zauberers Gestalt
zogst du durchs Volk;
das dünkt mich des Argen Art.
25 Frigg:
Euer einstig Schicksal
ließest den andern ihr
besser verborgen sein,
was vor Urzeiten
ihr zwei Asen triebt -
nicht soll man Altes aufrühren.
26 Loki:
Schweig doch, Frigg!
Du bist des Fjörgynn Tochter
und warst lüstern nach Liebe stets
We und Wili
hast du, Widrirs Gattin,
beide an die Brust gedrückt.
27 Frigg:
Wisse, säße mir ein Sohn
im Saale Ägirs
auf der Bank, ein Baldergleicher,
nicht kämst du hinaus
von den Kindern der Asen,
man böte dir Keckem Kampf.
28 Loki:
Du willst es, Frigg,
daß ich weiter noch
Hohnreden halten soll:
mein Werk war’s,
daß du nach Walhall reiten
den Sohn nicht mehr siehst.
29 Freyja:
Von Sinnen bist du, Loki,
da du selbst erzählst
deine schlimmen Schandtaten:
kund ist Frigg
das künftige all,
wenn sie’s auch selbst nicht sagt.
30 Loki:
Schweig doch, Freyja!
Zuviel von dir weiß ich,
kein Fehl ist dir fremd:
mit den Asen und Alben
hast du allen gebuhlt,
die im Saal hier sind.
31 Freyja:
Bös ist deine Zunge;
doch bald, mein ich, wirst du
dir Unheil anschwatzen:
grimm sind dir die Asen
und die Asinnen;
du wirst übel abziehen.
32 Loki:
Schweig doch, Freyja!
Eine Frevlerin bist du
und mit Argem angefüllt:
da beim Bruder dich ertappten
die trauten Gebieter,
da entwich dir wohl ein Wind.
33 Njörd:
Wenig macht’s,
ob ein Weib einen Mann,
Buhlen oder beides wählt;
doch schmählich ist’s,
daß der Schamlose herkam,
der Bastarde gebar.
34 Loki:
Schweig doch, Njörd!
Geschickt warst du ostwärts
als Geisel fürs Götterreich;
in den Mund machten
dir die Mädchen Hymirs
und nahmen zum Nachttopf
dich.
35 Njörd:
Der Gewinn ward mir,
da man weit mich sandte
als Geisel fürs Götterreich:
da zeugte ich den Sohn,
ihm zürnt keiner,
er ist der Himmlischen Hort.
36 Loki:
Hör auf, Njörd!
Den Übermut laß!
Heute verhehl ich’s nicht:
mit deiner Schwester
zeugtest du diesen Sohn,
wie es zu erwarten war.
37 Tyr:
Freyr ist der hehrste
aller Heldenreiter
in der Rater Reich;
keine Maid kränkt er
noch eines Mannes Weib
und befreit Gefesselte.
38 Loki:
Schweig doch, Tyr!
Gar schlecht konntest du
eines Bundes Bürge sein:
deiner Hand, der rechten,
muß ich hier gedenken,
die dem Fenrir verfiel.
39 Tyr:
Die Hand misse ich,
du den herrlichen Wolf,
böse dünkt beides mich;
nicht gut hat’s der Wolf,
da der Götterdämmrung
Fenrir in Fesseln harrt.
40 Loki:
Schweig doch, Tyr!
Es geschah deinem Weib,
daß sie einen Buben mir gebar;
nicht Elle noch Pfennig
ward für den Unglimpf dir,
armer Wicht, gewährt.
41 Freyr:
Gefesselt liegt Fenrir
an der Flußmündung,
bis die Götter vergehn;
nicht anders wirst du,
wenn du nicht endlich schweigst,
gebunden, Bosheitschmied.
42 Loki:
Gymirs Tochter
hast du mit Gold gekauft
und verschenkt dein Schwert;
doch wenn Muspills Söhne
über den Myrkwid reiten,
hast du, Wicht, keine Wehr.
43 Byggwir:
Wisse, wär ich edel
wie Yngwi-Freyr
und so herrlich mein Hof,
zu Brei zermalmt ich
die Bosheitskrähe
und zerbräche all ihr Gebein.
44 Loki:
Wer ist das kleine,
das ich da krabbeln seh
und das schnappgierig schnappt?
Immer wirst du Freyr
in den Ohren liegen,
krächzen bei der Kornmühle.
45 Byggwir:
Byggwir heiß ich,
doch hurtig bin ich
bei Asen und Irdischen;
drum ehrt man mich hier,
wo Odins Söhne
alle Äl trinken.
46 Loki:
Schweig doch, Byggwir!
Gar schlecht verteiltest du
unter Männern das Mahl;
im Stroh unter der Bank
verstecktest du dich,
zogen Krieger zum Kampf.
47 Heimdall:
Trunken bist du, Loki,
du verlorst den Verstand;
warum läßt du’s nicht, Loki?
Trunkes Unmaß
betört einen jeden,
daß er seine Worte nicht weiß.
48 Loki:
Schweig doch, Heimdall!
Dir ward ein häßlich Geschick
in der Urzeit auferlegt,
da mit nassem
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