Die Edda - Die Edda
Buckel
du nächtlich stehn
und Walhall bewachen mußt.
49 Skadi:
Lustig bist du, Loki;
doch nicht lange sollst du
schlagen mit dem Schweif:
bald fesseln mit den Därmen
deines frostkalten Sohns
auf den Grat die Götter dich.
50 Loki:
Wisse, fesseln mit den Därmen
meines frostkalten Sohns
auf den Grat die Götter mich:
der erste und letzte
war ich beim Lebensraub
als wir Thjazi töteten.
51 Skadi:
Wisse, wenn der erste und letzte
du beim Lebensraub warst,
als ihr Thiazi tötetet:
von meinem Haus und Hof
wird heilloser Anschlag
dich verfolgen hinfort.
52 Loki:
Lieblicher sprachst du
zu der Laufey Sohn,
als du in dein Bett mich entbotst:
nicht darf ich’s verschweigen,
wenn unsre Schandtaten wir
sollen nennen genau.
Da trat Sif beran, reichte Loki in einem Kristallkelch Met und sprach:
53
Heil dir nun, Loki!
Nimm hin den Eiskelch,
mit Firnmet gefüllt!
Eine laß
unter den Asensöhnen
mit Schmähreden verschont!
54 Loki:
Als einzige wärest du,
wärest du’s eben,
andern unzugänglich;
einen kenn ich,
den ich zu kennen glaube,
mit dem du auch Thor betrogst.
55 Beyla:
Es zittern die Berge,
nun zog, mein ich, aus
vom Hofe Hlorridi;
den bringt er zur Ruh,
der ruchlos schmäht
die Asen und Irdischen.
56 Loki:
Schweig doch, Beyla!
Du bist Byggwirs Weib
und von Falschheit erfüllt;
kein eklerer Auswurf
kam zu den Asensöhnen,
ganz voll Mist bist du, Magd!
Da kam Thor herein und sprach:
57
Schweig, arger Wicht!
Dir soll mein Wuchthammer,
Mjöllnir, den Mund schließen!
Das Haupt hau ich
dir vom Halse ab,
verloren ist dein Leben dann.
58 Loki:
Der Sohn der Jörd
ist in den Saal gekommen:
warum tobst du so, Thor?
Dann wagst du nichts,
sollst du den Wolf bestehn;
und er verschlingt den Schlachtengott.
59 Thor:
Schweig, arger Wicht!
Dir soll mein Wuchthammer,
Mjöllnir, den Mund schließen!
Nach oben werf ich dich
und nach dem Ostlande;
nie wieder gewahrt man dich.
60 Loki:
Deine Ostfahrten
ließest den andern du
besser verborgen sein,
seit du, Held, hocktest
in des Handschuhs Däumling
und dich nicht trautest, Thor zu sein.
61 Thor:
Schweig, arger Wicht!
Dir soll mein Wuchthammer,
Mjöllnir, den Mund schließen!
Meine Hand trifft dich
mit Hrungnirs Töter,
daß dein Gebein zerbricht.
62 Loki:
Zu leben denk ich
lange Zeit,
hebst du den Hammer auch;
rauh schienen
dir die Riemen Skrymirs,
nicht kamst du zur Kost.
63 Thor:
Schweig, arger Wicht!
Dir soll mein Wuchthammer,
Mjöllnir, den Mund schließen!
Hrungnirs Töter
wird dich zur Hel senden
hinter des Totenreichs Tor.
64 Loki:
Ich sprach vor den Asen,
sprach vor den Asensöhnen,
was meinem Herzen behagt;
einzig vor dir
will ich abziehen,
denn mich dünkt, du schlägst drein.
65
Äl brautest du, Ägir;
nicht noch einmal sollst du
geben ein Gastgelage:
all dein Eigen,
das hier innen ist,
erfasse die Feuersbrunst
und verbrenne den Buckel dir!
Anmerkungen
2 4-6 Nach Str. 28 hatte Loki damals schon den Tod des allgeliebten Balder verschuldet. 9 Loki hält seine Zunge noch im Zügel, bis er förmlich in den Kreis aufgenommen ist. 2 Blutsbrüderschaft eingingen. 10 2 Loki. 12 1-3 Zur Buße für die Kränkung in Str. 8. 13 Von dem Dichtergott Bragi erzählte man keine Waffentaten. Z. 1-3 meinen: über solche Gaben verfügt nur ein siegreicher Held. 16 Die wahren Söhne Odins sind die Asen, die Wunschsöhne die anderen in die Gemeinschaft der Götter Aufgenommenen. 17 4-6 Wir kennen keine derartige Geschichte. Auch die Anspielung Str. 20 bleibt uns dunkel. 23 4-6 Ein unbekannter Mythos. Loki, der wandlungsfähigste der Götter, erscheint mehrmals in weiblichem Geschlecht, vgl. Nr. 5 Str. 11. 24 3 Seidwerk, eine besonders gefürchtete Art des Zaubers. 26 2 Wir kennen sonst nur eine weibliche Fjörgyn, als Mutter Thors. 4 We und Wili bilden mit Odin eine anscheinend junge Dreiheit an Stelle der ältern Odin-Hönir-Lodur. 5 Widrir, der Wetterer, ist Odin. Ein Mythos in junger Überlieferung weiß, daß Frigg, als einst Odin lange fern war, einem oder zwei andern Göttern zufiel. 32 2 Frevlerin, eigentlich Zauberin. Als solche gilt die Wanengöttin auch bei Snorri. 4 Der Inzest zwischen Bruder und Schwester wird sonst von den Eltern von Freyja-Freyr berichtet, s. u. Str. 36. 33 6 Vgl. zu Str. 23. 34, 35 Anderwärts erfahren wir, daß die Wanen, nach dem Krieg mit den Asen, diesen den Njörd als Geisel stellten. Hier aber muß eine Vergeiselung
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