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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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Knöchel knüpft:
    Lösezauber
    will deinem Gelenk ich sprechen,
    dann springt das Band vom Bein.
     
    11
    Das sing ich dir zum sechsten,
wenn See auf dich eindringt,

gewaltiger, als man weiß:
Wind und Wellen
sollen dir willig sein
und dir friedliche Fahrt geben.
     
    12
    Das sing ich dir zum siebenten,
wenn versehrender Frost
dich heimsucht im Hochgebirg:
des Todes Kälte
bleibe deinem Körper fern,
unverletzt sei dein Leib!
     
    13
    Das sing ich dir zum achten,
ereilt dich draußen
Nacht auf Nebelpfaden,
daß kein totes
Christenweib dir
übles antun kann.
     
    14
    Das sing ich dir zum neunten,
unternimmst du mit speerstolzem
Riesen Redestreit:
Rat und Rede
sei dir reichlich für Herz
und Lippen verliehn!
     
    15
    Niemals fahr nun,
wo Vernichtung droht,
nichts wehre deinem Wunsch!
Auf erdfestem Stein
stand ich im Tor,
da ich die Sprüche dir sprach.
     
    16
    Der Mutter Worte
bewahre nun, Sohn,
und behalt im Herzen sie!
Vollgemessen Heil
soll dir folgen stets,
solang du dessen gedenkst.
     
    Anmerkungen
     
    3 1-3 Die Stiefmutter hat mir ein übles Los angewunschen. 5 Menglöd »die Halsbandfrohe«. 6 von Rinda, einer Riesin, wissen wir sonst, daß sie durch Odins Zauber berückt wurde. Dies würde hier nicht passen. 7 Die Riegel (?) des Schicksals oder der Norne Urd, ein dunkler Ausdruck. 8 4 Diese zwei Namen begegnen anderwärts für Flüsse, die vom Menschenland nach der Hel fallen. Unserm Dichter braucht also keine Unterweltsfahrt vorzuschweben. 13 4-6 Gemeint ist eine nächtliche Wiedergängerin. 15 4 Das Stehn auf dem festwurzelnden Steine gibt den Sprüchen Bestand.

28. Der Fluch der Busla
    Ü ber den Verwünschungsspruch, wie ihn das Leben übte, wachsen diese neun Strophen weit hinaus. Das ist nicht mehr Zweckdichtung; es erinnert denn auch, freilich in niedrigerer Tonart, an dichterische Flüche in alten Eddaliedern (Nr. 8 Str. 26 ff., Nr. 49 Str. 27ff.). Zugleich hat es doch Fühlung mit Sprüchen des spätmittelalterlichen Hexenwesens. Die Runen am Schluß verstärken den Eindruck des Zauberischen. Buslas Fluch entstand als Einlage eines jungen Wikingromans, sucht aber die heidnische Tracht, so gut es geht, zu wahren und fällt nur am Schluß in den Höllenglauben der Kirche.
    Heusler
     
    Der junge Held Bosi war von Hring, dem König von Gautland, geächtet worden und hatte dann zur Rache den ältern Sohn des Königs erschlagen. Der jüngere Sohn des Königs, Herraud, war sein Ziehbruder und trat gegen seinen Vater für Bosi ein. Sie wurden beide in den Kerker geworfen, und König Hring wollte sie am nächsten Morgen hinrichten lassen. Bosi hatte eine alte, zauberkundige Pflegemutter namens Busla. Die kam in der Nacht in die Kammer, worin der König schlief, und stimmte eine Verwünschung an, die der Fluch der Busla heißt und weitberühmt geworden ist. Und als sie zu Ende war, schwor ihr der König zu, die beiden Jünglinge freizugeben; dann sollte sich der Fluch nicht an ihm erfüllen. Von dem Fluche der Busla ist dies bewahrt:

     
    1
    König Hring liegt hier,
der Herrscher der Gauten,
aller Menschen
eigenwilligster:
deinen Sohn willst du
selber morden;
so unerhörtes
wird allbekannt.
     
    2
    Hör Buslas Fluch!
Er ist bald gesungen,
daß die weite Welt
ihn wohl vernimmt,
niemand nützlich,
der ihn vernimmt,
doch heilloser ihm,
dem ich heut ihn sage!
     
    3
    Weichet, Wichte,
Gewaltiges komme,
wanket, Klippen,
Welt erbebe,
Wetter brich an,
Gewaltiges komme,
begnadigst du, Hring,
den Herraud nicht,
tust du Böses
dem Bosi an!
     
    4
    Böses wünsch ich
in die Brust dir an,
daß giftige Nattern
nagen dein Herz,
daß deine Ohren
für immer ertauben
und deine Augen
sich auswärts drehn,
tust dem Bosi
du Böses an,
läßt du den Haß
wider Herraud nicht!
     
    5
    Segelst du,
versage das Tauwerk,
sollen reißen
die Ruderangeln,
sei zerfetzt das Tuch,
fliege das Segel,
sollen brechen
die Brassen alle,
läßt du den Haß
wider Herraud nicht,
bietest du Frieden
Bosi nicht an!
     
    6
    Reitest du,
reiße dein Zügel,
strauchle dein Pferd,
stürze dein Roß,

soll jede Gasse
grades Weges
in der Trolle Hand
dich hinführen,
tust dem Bosi
du Böses an,
läßt du den Haß
wider Herraud nicht!
     
    7
    Im Bett sei dir
wie in brennendem Stroh,
auf dem Hochsitze
wie in hohen Wellen;
doch Schlimmeres noch
geschehe dir dann:
willst du bei Mädchen
Manneslust haben,
komm nie zum Ziel!
Soll ich erzählen noch mehr?
     
    8
    Zwerge, Thursen
und Zauberinnen,
Bergtrolle, Wichte
sollen brennen dein Haus;
Riesen sollen dich

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