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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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hassen,
Rosse sollen dich schänden,
Stroh soll dich stechen,
Sturm soll dich verwirren,
Weh soll dir werden,
tust meinen Willen du nicht!
     
    9
    Sechs kommen hier:
sag ihre Namen,
entziffre alle!
Ich zeige sie dir.
Rätst du sie nicht,
wie ich’s richtig heiße,
so fahr hin zur Hel,
von Hunden zerfleischt,
deine Seele aber
sinke zur Hölle!
     
    Anmerkungen
     
    Der Sagaschreiber stellt es so hin, als ob er die ärgsten Teile des Gedichts unterdrücke; denn es sei vieles darin, das ein Christenmensch nicht in den Mund nehmen dürfe und das verboten sei nach Sonnenuntergang herzusagen. 9 Die »Sechs« sind Runen, hier nicht in der gewöhnlichen Verwendung als Verkörperung des gesprochenen Zaubers, sondern als geheimnisvolle Zeichen, mit deren Unratbarkeit der Unhold sein Opfer bedrängt.

29. Die Wölsistrophen
    V on der Bekehrung Norwegens, um das Jahr 1000 herum, erzählten die Isländer des 13., 14. Jahrhunderts allerlei Anekdoten, geschichtliche und gefabelte. Eine der gefabelten hat als Schmuck diese elf losen Strophen.
    Ein treues Abbild heidnischen Hausgottesdienstes gibt dieser Schwank uns nicht. Der Erzähler wird einen abergläubischen Brauch seiner eigenen Zeit beobachtet haben: der barg einen heidnischen Kern, das Herumreichen einer Opfergabe, einer Spende an ein Fruchtbarkeitswesen. Die so eigenartigen Strophen 1 - 9 mit ihrer Anrede an das verehrte Wesen setzen wohl wirklich einen Ritus fort. So sprechen hier zu uns, wenn auch durch Scheidewände, heidnische Opfersprüche.
    Die Prosa, von der hier nur ein Auszug folgt, stellt es so hin, als habe der Wölsi selber den Bauersleuten als Gottheit gegolten; aber die Strophen zeigen deutlich, daß er Opferspende war: das göttliche oder elbische Wesen steckt in dem - sonst unbekannten - Namen Mörnir.
    Heusler
     
    Der heilige König Olaf erfuhr, daß die Leute auf einem abgelegenen Hof im Nordlande noch heidnischen Brauch übten. Als sein Schiff einmal dort in der Nähe anlegte, nahm er zwei seiner vertrauten Mannen, den Norweger Finn Arnason und den isländischen Skald Thormod, mit sich: sie gingen, alle drei in unscheinbarer Verkleidung, nach dem Hofe hin. Dort nannten sie sich alle drei Grim und setzten sich mit den Hausgenossen - Bauer und Bäuerin, Sohn und Tochter, Knecht und
Magd - zum Essen. Die Bäuerin trug in einem Leintuch den Wölsi herein; das war das Glied des Lasthengstes, das sie nach dem Schlachten im Herbst aufgehoben und durch Kräuter vor dem Faulen geschützt hatte: allabendlich hatte ihm die Familie ihre Verehrung bezeigt. Die Bäuerin nahm den Wölsi aus dem Tuche, legte ihn dem Bauer in den Schoß und sprach:
     
    1
    Gehegt bist du, Wölsi,
und gehütet wohl,
in Linnen gehüllt
und mit Lauch gestärkt.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Hier nun, Bauer,
nimm hin den Wölsi!
Den Bauer ließ das ziemlich
gleichgültig; er nahm ihn jedoch
und sprach:
     
    2
    Nicht weiter würde,
wenn mein Wunsch gölte,
dieses Opfer
abends gebracht.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Sohn des Bauern,
sieh den Wölsi!
Der Bauernsohn ergriff den
Wölsi und hob ihn hoch; er
schwenkte ihn seiner Schwester
zu und sprach:
     
    3
    Bringt den Stößel
vor Brautjungfern!
Die sollen abends
ihn anfeuchten.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Du Haustochter,
nimm hin den Wölsi!
Ihr behagte das recht wenig; sie
mußte sich aber doch der Haus-
sitte fügen, faßte ihn ganz zag-
haft an und sprach:
     
    4
    Das schwör ich bei Gefjon
und den Göttern allen:
ich fasse den roten
Rüssel nicht gern.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Knecht meiner Eltern,
nimm an den Wölsi!
Der Knecht ergriff ihn und
sprach:

     
    5
    Ein Brot däuchte
viel besser mich
als dieser Wölsi
an Werktagen.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Dienstmagd des Hofs,
drücke den Wölsi!
Die Magd faßte ihn sehr zärt-
lich, drückte ihn an sich, tät-
schelte ihn und sprach:
     
    6
    Nicht wollt ich mich
dawider sperren,
lägen wir zwei
zur Lust vereint.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Grim, unser Gast,
ergreif den Wölsi!
Finn nahm ihn und hielt ihn vor
sich; darauf sprach er:
     
    7
    Ich lag gar oft
vor Landzungen,
zog behende
hoch das Segel.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Grim, Genosse,
ergreif den Wölsi!
Er gab ihn darauf Thormod; der
nahm ihn und sah sich sehr ge-
nau an, wie der Wölsi gestaltet
war; darauf lächelte er und
sprach:
     
    8
    Nie sah ich zuvor,
ob fern ich zog,
solch Gebilde
über Bänke wandern.
Nimm an, Mörnir,
die Opfergabe!
Du, Hauptgrim, auch
nimm hin den Wölsi!
Der König nahm

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