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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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leistet
    ewigen Treuschwur,
den man immer soll halten,
solange Marken stehn
und Menschen leben.
    Nun sind Thorodd und Thorbjörn
    geeint und ausgesöhnt,
wo zusammen sie sind,
auf Haff oder Heide,
Schiff oder Schneeschuh
auf See oder im Sattel,
sollen Riemen teilen
und Ruderbank,
Schöpflkelle

und Schiffsdiele,
wo es dessen bedarf,
     
    so ausgesöhnt miteinander
wie Vater und Sohn
oder Sohn und Vater
in allem Umgang.
    Nun legen sie ihre Hände ineinander, Thorodd und Thorbjörn:
    haltet wohl den Treueid
nach dem Willen Christi
und aller Männer, die da hörten den Urfehdebann!
    Gottes Huld habe,
wer hält den Treuschwur,
seinen Zorn, wer zerreißt
gerechten Treuschwur,
doch Huld, wer ihn hält!
Seid zum Heil versöhnt!
Wir alle sind Zeugen,
die um euch stehen.

    Anmerkungen
     
    Das Eigentümliche an diesem urwüchsigen Versbau ist die große Freiheit in der Silbenzahl und der völlige Mangel an Strophenbildung: es wechseln beliebig Verse, die nur in sich staben, mit Verspaaren, die durch den Stabreim verknüpft sind. z. 1 - 9 drücken in Formeln aus »nach aller Form Rechtens«. 13 Die christlichen Züge hier und an vier weiteren Stellen konnte man leicht in eine ursprünglich ganz heidnische Fassung einsetzen. 23 Wölfisch: der Friedlose hieß bei den alten Germanen »Wolf«, weil er wie ein Raubtier gehetzt und bußlos erschlagen wurde. 43 Es ist der »durch den Frühsommer sich erstreckende Tag« der Nordlande.

Heldengesänge

31. Das Wölundlied
    D ie Rugierkönigin Giso hielt zwei Schmiede in strenger Haft und ließ sich von ihnen Schmucksachen anfertigen. Eines Tages kam ihr Söhnchen zu ihnen gelaufen. Sie ergriffen das Kind und drohten, es zu töten, wenn man sie nicht freiließe. Die Königin gab nach, und die Schmiede konnten abziehen. Das ist um 500 geschehen.
    Diese weit bekannte Geschichte scheint einen Germanen angeregt zu haben, mit Hilfe griechisch-römischer Sagen eine kleine Saga zu formen. Am ehesten konnte das bei den Burgunden geschehen, weil diese schon früh viel von spätrömischer Gesittung übernommen hatten. Der römische Schriftsteller Servius erzählt gegen Ende des vierten Jahrhunderts in seinen Erläuterungen zu Virgil, der lahme Schmiedegott Volcanus, dessen Name er irrtümlich von volare, fliegen, herleitet, habe die Göttin Minerva vergewaltigt, als sie zu ihm gekommen sei, um seine Kunst in Anspruch zu nehmen. Im Zusammenhang hiermit berichtet er auch von dem Schmied Dädalus, der aus der Gefangenschaft des Königs Minos mit Hilfe selbstgefertigter Flügel entfloh, für die ihm ein bestochener Wächter die Federn geliefert habe. Aus diesen Sagengliedern bildete unser Germane die Geschichte von einem Schmied, dem er den Namen Weland (von wel, Geschmeide, listiges Kunstwerk) gab, der in jüngerer Sprachform Wieland lautet. Das mag in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts geschehen sein.
    Über den genaueren Inhalt dieser Geschichte von Wieland können wir aus dem angelsächsischen Runenkästchen von Clermont (um 700 oder früher) und aus der allerdings sehr jungen Thidrekssaga einiges erschließen. Wieland, der das Schmiedehandwerk bei Zwergen gelernt
hat, aber selbst kein Albe ist, ist zu dem König Nidhad oder Nidung (Haßfeind oder Hasser, ebenso wie Wieland ein »redender Name«) gekommen. Dort wird er aus irgendeinem Grunde gelähmt, vermutlich auf den Rat der Königin (vgl. die Königin Giso), indem ihm die Sehnen an den Knien durchschnitten werden. Er sinnt auf Rache. Sein Bruder Egil, der berühmte Meisterschütze, der an denselben Königshof gekommen ist, erlegt für ihn Vögel. Aus deren Federn schmiedet er sich Flügel. Dann ermordet er den kleinen Sohn oder die beiden kleinen Söhne des Königs, die zu ihm in die Schmiede gekommen sind. Aus ihren Schädeln und Knochen schmiedet er allerhand Gegenstände, die er der Königsfamilie schickt. Die Königstochter Baduhild, die zusammen mit ihrer Dienerin oder auf den ausdrücklichen Wunsch Wielands nach dieser allein zu ihm kommt, um ihren zerbrochenen Armring ausbessern zu lassen, vergewaltigt er. Dann schwingt er sich auf seinen Flügeln davon, nachdem er dem König und der Königin seine Rachetaten kundgetan hat. Der König befiehlt Egil, ihn niederzuschießen; aber Egil fehlt absichtlich oder trifft auf heimliche Verabredung Wieland so, daß ihm kein Schaden geschieht.
    Aus dieser Kleinsaga hat ein niederdeutscher Dichter ein episches Lied geschaffen. Wieland hat er zum Alben gemacht. Die Dienerin hat er

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