Die Edda - Die Edda
seines
sonnigen Weibes
(der lichten Herwör),
daß sie heimkäme.
7
Das hörte Nidud,
der Njarenkönig,
daß Wölund einsam
in den Wolfstälern saß.
Nächtlich ritten Mannen,
genagelt die Brünnen;
ihre Schilder blinkten
im Schein des Halbmonds.
8
Sie stiegen aus den Sätteln
am Saalgiebel,
gingen hinein
durch den ganzen Saal.
Sie sahen die Ringe
gereiht auf dem Bast,
die der Schmied besaß,
die siebenhundert.
Sie streiften sie ab,
sie streiften sie auf,
außer einem,
der abgestreift blieb.
9
Vom Weidwerk kam
der wetteräugige
Wölund gewandert
gar langen Weg.
Bärenfleisch ging er
zu braten im Feuer:
es flammte Reisig,
Föhrengeäst,
winddürres Waldholz,
vor Wölund auf.
10
Er ruht auf dem Bärenfell;
die Ringe zählt’ er,
der Alben entstammte:
einer fehlte.
Er glaubte, ihn habe
Hlödwers Tochter,
die junge Herwör:
sie sei heimgekehrt.
11
Er saß lange;
dann sank er in Schlaf.
Doch er erwachte,
der Wonne beraubt:
Er fühlte die Arme
in engenden Banden
und seine Füße
von Fesseln umspannt.
12
»Wer sind die Fürsten,
die mich in Fesseln warfen
und mich banden
mit Bastseilen?«
13
Da rief Nidud,
der Njarenkönig:
»Wo fandest du, Wölund,
in den Wolfstälern,
Albenherrscher,
unser Gold?
Nicht gab’s dort Gold
auf Granis Wege:
Fern ist dies Land
den Felsen des Rheins.«
14
»Ich meine, wir bargen
beßre Kleinode,
als wir Gatten heil
daheim noch weilten:
Hladgud und Herwör
entstammten Hlödwer;
bekannt war Ölrun,
Kjars Tochter.«
15
Draußen die kundige
Königin stand
und ging hinein
durch den ganzen Saal.
Sie stand auf der Diele,
dämpfte die Stimme:
»Nicht geheuer ist er,
der vom Holze kommt.
16
Seine Augen gleichen
dem gleißenden Wurm;
die Zähne fletscht er,
zeigt man ihm sein Schwert,
erblickt er den Ring
an Bödwilds Arm.
Der Sehnen Kraft
an den Knien durchschneidet!
Er sitze hinfort
in Säwarstad!«
17 Wölund:
»Es schimmert dem Nidud
mein Schwert am Gürtel,
das ich geschärft,
so geschickt ich’s konnte,
und ich gehämmert,
bis es hart mich dünkte.
Nun bleibt sie mir fern,
die funkelnde Wehr:
Nicht wird sie Wölund
zur Werkstatt gebracht;
nun trägt Bödwild -
Buße erwart ich nicht -
meiner Gattin
goldne Ringe!«
18
Stets saß er, nicht schlief er
und schwang den Hammer:
Listige Werke
schuf Wölund dem König.
19
Es trollten die Knaben,
des Königs Söhne,
zu sehn die Schätze,
nach Säwarstad.
20
Sie gingen zur Truhe,
begehrten die Schlüssel;
offen war das Unheil,
als hinein sie sahn:
viel Kleinode gab’s da,
die die Knaben schauten,
reiche Geschmeide
und rotes Gold.
21 Wölund:
»Kommt einsam her!
Kommt andern Tags!
Das ganze Gold
gebe ich euch!
Nicht sagt’s dem Gesinde
noch im Saal den Mägden,
keinem Menschen,
daß zu mir ihr gingt!«
22
Der Bruder rief
bald den andern,
der Knabe den Knaben:
»Komm zu den Ringen!«
23
Sie gingen zur Truhe,
begehrten die Schlüssel;
offen war das Unheil,
als hinein sie sahn:
Die Köpfe hieb er
den Knaben ab;
Die Füße warf er
in die Fesselgrube.
24
Doch unter den Haaren
die Hirnschalen
faßte er in Silber
und sandte sie Nidud.
Doch aus den Augen
Edelsteine
gab er der kundigen
Gattin Niduds.
Doch aus der beiden
Brüder Zähnen
schlug er Brustschmuck
und schickte ihn Bödwild.
25
Ihres Ringes
rühmte sich Bödwild,
(des besten Kleinods:)
er brach ihr entzwei.
(Weinend trat sie
vor Wölund hin:)
»Nur dir, Wölund,
wag ich’s zu sagen.«
26
»Ich beßre so
den Bruch im Golde,
daß deinem Vater
es feiner scheint
und deiner Mutter
nicht minder gut
und dir von gleichem
Glanz wie zuvor.«
27
Er brachte ihr Bier,
der es besser wußte;
da sank sie bald
auf dem Sitz in Schlaf.
28
»Nun hab ich gerochen
an den ränkefrohen
all mein Unheil;
nur eines nicht.
Wohl mir«, sprach Wölund,
»gewinn ich die Sehnen,
die mir Niduds Schergen
durchschnitten haben!«
29
Lachend Wölund
in die Luft sich hob;
weinend Bödwild
vom Werder ging,
in Furcht ob dem Buhlen
und des Vaters Zorn.
30
Draußen die kundige
Königin stand
und ging hinein
durch den ganzen Saal
er saß auf dem Zaun
zu säumen nieder -:
»Wachst du, Nidud,
Njarenkönig?«
31
»Immer wach ich,
der Wonne beraubt;
nicht kommt mir Schlaf
seit der Kinder Tode.
Kalt ist mein Haupt;
kalt war dein Rat!
Das wünsch ich nun,
mit Wölund zu reden.
32
Das sag mir, Wölund,
Walter der Alben:
Wo blieben meine
blühenden Söhne?«
33
»Erst sollst du alle
Eide
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