Die Edda - Die Edda
13. 33 Das Schwurverlangen kann man so auffassen, daß Wölund seine Rache dadurch vollenden will, daß der König den Sprößling der Schande bei sich aufwachsen sehen solle. Die Ausdrücke »Wölunds Weib« und »Gattin« weisen aber darauf hin, daß sich hier, wie schon in Str. 6 und 10, einer der weicheren, angelsächsischen Züge Wölunds auswirkt. Vielleicht kannten die Angelsachsen auch schon Witege (Widga, Wudga) als Wielands Sohn, und den wollte Wieland nicht verlieren. Daß der König die geforderten Eide leistet, brauchte der Dichter nicht ausdrücklich zu sagen.
32. Das Hunnenschlachtlied
D ie Personen dieses sehr altertümlichen Liedes sind uns in geschichtlichen Quellen nicht überliefert; doch werden Heidrek, Angantyr, Hlöd und Sifka in dem alten angelsächsischen Gedicht Weitfahrt (Widsid) genannt; auch von unserem Ormar (Wyrmhere) hören wir dort, daß er zusammen mit Ulfhar (Wulfhere) am Weichselwalde den alten Erbsitz mit scharfen Schwertern gegen die Hunnen (Aetlas Leute) verteidigt habe. Ein nordischer, in der Übersetzung zur Wiederherstellung der Eingangsstrophe benutzter Splitter sagt uns außerdem, daß Heidrek bei den Harwadabergen, d. h. den Karpathen, erschlagen worden sei. Hiernach können wir diese geschichtliche Grundlage für unser Lied vermuten: Nachdem Ermanarichs großes Reich, das von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte, im Hunnenansturm zusammengebrochen war und die Westgoten nach Süden und Westen abgedrängt, die Ostgoten unter die Oberherrschaft der Hunnen gekommen waren, hielt sich nördlich von den Karpathen im Weichselgebiet noch ein kleineres, unabhängiges Gotenreich; ein Angriff der Hunnen von Süden her, also wohl über die Karpathenpässe oder westlich an diesem Gebirge vorbei, wurde auf der Dunheide im Dyngjatal (vielleicht der Ebene am Unterlauf des Dunajetz) zurückgeschlagen.
Leider ist das Lied sehr zerbröckelt: ältere Strophen sind teils durch jüngere ersetzt, teils in ungebundene Rede aufgelöst. Versucht ist hier, einzelne von ihnen wieder aus der Prosa zurückzugewinnen.
Genzmer
Hlöd, der Sohn König Heidreks, wurde aufgezogen bei seinem Muttervater, dem König Humli. Er war der allerschönste der Männer von Ansehn und der tapferste. Das war alte Redeweise in jener Zeit, daß ein Mann mit Waffen und Rossen geboren wäre. Aber dies war so gemeint, daß von den Waffen gesprochen würde, die in der Zeit hergestellt waren, wo der Mann geboren war. Und ebenso Vieh, Lebewesen, Ochsen und Pferde, wenn diese damals geboren waren; und es wurde alles zusammengezählt, um angesehene Männer zu ehren, wie hier von Hlöd, dem Sohne Heidreks, gesagt ist:
1
Hlöd war da geboren
im Hunnenlande
mit Schwert und Sax
und schimmernder Brünne,
mit ringgeschmücktem Helme
und harter Klinge,
mit wohlgezähmtem Hengste
in heiligem Walde.
Nun erfährt Hlöd von dem Fall seines Vaters und gleichzeitig, daß sein Bruder Angantyr zum König über das ganze Reich genommen war, das ihr Vater Heidrek gehabt hatte. Nun wollen sie, König Humli und Hlöd, von seinem Bruder Angantyr sein Erbteil fordern, zuerst mit guten Worten, wie es hier heißt:
2
Hlöd ritt von Osten,
Heidreks Erbe.
Zum Gut kam er,
wo die Goten hausen,
nach Arheim hin,
sein Erbteil zu fordern;
dort trank Angantyr
das Erbmahl Heidreks.
3
Er sah einen Mann
vor dem Saal, dem hohen.
Zu dem spät Weilenden
sprach er also:
»Hinein geh, Mann,
in die mächtige Halle!
Ruf Angantyr,
daß er Antwort gebe!«
Der ging hinein vor den Tisch des Königs, begrüßte König Angantyrt geziemend und sagte darauf:
4
»Hier ist Hlöd gekommen,
Heidreks Erbe,
der Bruder dein,
der Degen kühn.
Auf Rosses Rücken
ragt der Jüngling;
er kam, mit dir,
König, zu sprechen.«
Aber als der König das hörte, da warf er das Messer auf den Tisch, stand vom Tisch auf und tat die Brünne an. Einen weißen Schild nahm er in die Hand und das Schwert Tyrfing in die andre Hand. Da erhob sich großer Lärm in der Halle, wie es heißt:
5
Lärm ward in der Halle -
Man erhob sich mit dem Edling:
Jeder wollte hören,
was Hlöd sagte
und was Angantyr
zur Antwort gäbe.
Da sprach Angantyr: »Sei willkommen, Bruder Hlöd! Geh hinein mit uns zum Trunk, und trinken wir Met zum Gedächtnis unseres Vaters, zuerst zur Eintracht und uns allen zur Ehre, die wir alle uns zubilligen!« Da sprach Hlöd: »Zu anderm Zweck ritten wir her, als um unsern Bauch zu füllen.« Sodann sprach Hlöd:
6
»Die Hälfte will ich
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