Die Edda - Die Edda
geben,
klirrende Gere
und goldene Steven,
strahlende Kleinode,
die Gestade des Danp,
den mächtigen Wald,
den sie Myrkwid heißen.«
6
Das Haupt wandte Gunnar,
und zu Högni sprach er:
»Was sagst du, jüngrer Bruder,
da wir solches hören?
Nicht wüßte ich Gold
auf der Gnitaheide,
daß wir andres nicht hätten,
ebensovieles.
7
Saalhäuser haben wir,
sieben, voll Schwerter,
ein Griff von Golde
glänzt an jedem;
herrliche Bogen,
Brünnen von Golde,
mein einer ist besser
als alle der Hunnen;
mein Kampfroß ist das beste,
meine Klinge die schärfste,
mein Helm und Schild die hellsten
aus der Halle des Kjar.«
8 Högni:
»Was, dünkt dich, riet die Frau,
da sie uns den Ring sandte,
umwunden mit Wolfshaar?
Mich dünkt, daß sie Warnung bot!
Des Heidegängers Haar fand
ich haften am Goldring:
wölfisch wird der Weg uns
zur Wohnung Atlis.«
9
Es schwiegen die Schwäger
und die Schwertmagen alle,
die Berater und Vertrauten
und die Reichen des Landes.
Wie dem König gebührt,
gebot da Gunnar,
der hehre in der Methalle,
hohes Mutes:
10
»Erhebe dich, Fjörnir!
Laß durch die Halle wandern
von Hand zu Hand
der Helden Goldschalen!
11
Genießen sollen Wölfe
des Nibelungenerbes,
grimme Grauröcke,
wenn Gunnar ausbleibt;
braunzottige Bären
sollen beißen mit den Hauern,
beglücken die Grauhunde,
wenn Gunnar nicht kommt!«
12
Den Landherrn geleiteten
Leute ohne Tadel
aus dem Hof der Helden,
um den Heerkühnen weinend.
So sagte da der jüngere
Sohn des Högni:
»Wo Beherztheit euch hinführt,
fahret heil und klug!«
13
Ausschreitend ließen sie
laufen übers Bergland
die kauenden Pferde
durch den pfadlosen Myrkwid.
Die Hunnenmark bebte,
wo die Hartgemuten zogen;
sie spornten die Renner
über sprießende Felder.
14
Das Hunnenland sahn sie
und die hohen Zinnen,
Budlis Krieger stehn
auf der Burg, der hohen,
den Saal der Südvölker,
mit Sitzen erfüllt,
mit verbundenen Reihen
blinkender Schilde,
die eschenen Speere.
Doch Atli trank dort
Wein in der Walhalle.
Wächter saßen draußen,
Gunnar zu begegnen,
falls man zur Gastung käme
mit klirrendem Gere,
zu wecken Kampf dem Fürsten.
15
Ihre Schwester sah es,
daß sie in den Saal traten,
ihre beiden Brüder -
das Bier hatte sie gemieden -:
»Verraten bist du, Gunnar!
Du Reicher, was vermagst du
wider hunnische Hinterlist?
Aus der Halle geh eilend!
16
Besser tätst du, Bruder,
in der Brünne zu reiten,
als mit ringgeschmückten Helmen
zu hausen bei Atli.
Dann säßest du im Sattel
sonnenhelle Tage;
fahle Fesseln
ließest du Frauen beweinen,
hunnische Heermaide
Harm erdulden,
und schicktest Atli
in den Schlangenhof.
Der Schlangenhof ist nun
beschieden dir selbst!«
17 Gunnar:
»Versäumt ist’s, Schwester,
zu sammeln die Niblunge,
zu weit ist’s, die Helden
zur Heerfahrt zu entbieten
von des Rheines Rotgebirg,
die Recken ohne Tadel!«
18
Sie griffen Gunnar,
begannen ihn zu knebeln,
den Burgundenfreund,
und banden ihn fest.
19
Sieben erschlug
mit dem Schwert Högni,
in heiße Flamme
flog der achte.
So besteht ein Held
im Streit die Feinde,
wie Högni bestand
(der Hunnen Überzahl.
20
Sie fesselten Högni
mit harten Banden;
es gingen die Hunnen)
zu Gunnars Haft.
Sie fragten den Kühnen,
ob er kaufen wolle,
der Goten Herr,
mit dem Gold sein Leben.
21 Gunnar:
»Högnis Herz soll
in der Hand mir liegen,
blutig geschnitten
aus der Brust dem Helden
mit schlimmbeißendem Sachsschwert,
dem Sohne des Volkskönigs.«
22
Sie schnitten dem Hjalli
das Herz aus der Brust;
blutig auf der Schüssel
brachten sie es Gunnar.
23
So rief da Gunnar,
der Goten König:
»Hier hab ich das Herz
Hjallis des feigen,
ungleich dem Herzen
Högnis des kühnen:
nicht schwach bebt es,
da auf der Schüssel es liegt;
es bebte zwiefach,
da in der Brust es lag.«
24
Da lachte Högni,
als zum Herzen sie schnitten
dem lebenden Helmschmied:
zuletzt dacht er an klagen.
Blutig auf der Schüssel
brachten sie es Gunnar.
25
Jetzt rief Gunnar,
der Gernibelung:
»Hier hab ich das Herz
Högnis des kühnen,
ungleich dem Herzen
Hjallis des feigen:
gar schwach bebt es,
da auf der Schüssel es liegt;
es bebte minder,
da in der Brust es lag.
26
So wenig wird, Atli,
ein Auge dich sehen,
wie du selber, König,
die Kleinode schaust!
27
Einzig bei mir
ist allverhohlen
der Hort der Niblunge:
nicht lebt mehr Högni!
Immer war mir Zweifel,
da wir zwei lebten:
aus ist er
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