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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ferne.«
     
    10
    (Das sagte Hamdir,
der hochgemute,
der kühne in der Halle,
heftiges Sinnes:
»Das Heergewand hole
der Hunnenfürsten!
Gereizt hast du uns
zum Rachewerke.«
     
    11
    Die Brust mit der Brünne
die Brüder deckten,)
sie schnallten die Schwerter fest,
schüttelten die Loden,
die Edeln schlüpften
in die schmucken Gewande.
     
    12
    Sie schritten vom Hofe,
schnaubend schier vor Zorn;
(doch lachend ging
Gudrun zur Laube.)
Sie fanden am Tore
den vielschlauen,
(den jüngsten Bruder,
den braungelockten.)
     
    13
    Die ruhmfrohe rief,
ob den Recken stehend,
zu diesem Sohne
sagte die schlanke:
(»Rüste auch du dich,
zu reiten mit ihnen!)
Sie verheißen mehr,
als sie halten können:
sollen zwei Männer
zehnhundert Goten
binden oder töten
in der Burg, der hohen?«
     
    14
    (Das sagte Hamdir,
der hochgemute:)
»Was nützt uns Brüdern
der braune Knirps?«
     
    15
    Der Stiefbruder sprach:
»Stützen will ich,
wie der Fuß den Fuß,
fest euch beide.«
     
    Hamdir:
    »Was soll der Fuß
dem Fuße helfen,
die festgewachsene
Faust der andern?«
     
    16
    (Sie legten den Rossen
das Reitzeug auf;
bald saßen im Sattel
die Söhne Gudruns.)
Sie führten da, die jungen,
über feuchtes Gebirg
die hunnischen Rosse,
zu rächen den Mord.
     
    17
    Da sagte Erp
mit einem Male,
tänzeln ließ
der tapfre sein Roß:
»Nicht ziemt mir’s, Zagen
den Weg zu zeigen.« -
Der Brüder kühnsten
den Bastard man nannte.
     
    18
    Aus den Scheiden rissen sie
scharfe Klingen,
harte Schwerter,
Hel zur Freude;
um ein Drittel schwächten
die Degen die Kraft:
der junge Bruder
zu Boden sank.
     
    19
    Frei lag der Pfad,
sie fanden den Unheilsweg,
den windkalten Wolfsbaum
im Westen der Burg:
am Galgen schwebte
der Schwester Stiefsohn;
der Leichnam schwankte -
nicht lind war der Ort.
     
    20
    Tosen war im Saale,
trunkfroh die Männer,
niemand vernahm
das Nahen der Rosse,
bis das Horn erscholl
des beherzten Spähers.
     
    21
    Es jagten die Wächter,
Jörmunrek zu melden,
sie hätten Helden
in Helmen gesehn:
»Wahrt euch! Wehrt euch!
Gewaltige kommen;
mächtigen Männern
habt ihr die Maid zerstampft!«
     
    22
    Da lachte der Gotenfürst,
griff in den Bart,
nicht rief er zu den Waffen:
gereizt war er vom Weine;
er schaute auf den Schild,
er schüttelte das Braunhaar,

er schwenkte in der Hand
die Schale von Golde.
     
    23 Jörmunrek:
    »Glücklich däucht ich mich,
wenn ich grüßen dürfte
Hamdir und Sörli
in der Halle mein!
Die Buben wollt ich da binden
mit Bogensehnen,
Gudruns Heldensöhne,
an den Galgen sie knüpfen.«
     
    24
    Getöse war im Saal,
die Trinkschalen fielen:
im Blute lagen Streiter,
entströmt aus Gotenbrust.
     
    25
    Das sagte Hamdir,
der hochgemute:
»Du begehrtest, Jörmunrek,
Gudruns Söhne
in deiner Burg
beide zu sehen:
sieh deine Füße,
sieh deine Hände,
Herrscher, geworfen
ins heiße Feuer!«
     
    26
    Grimmig schrie auf
der göttliche Sproß,
als brüllte ein Bär,
der brünnenbewehrte:
»Steinigt die Streiter,
da Stahl nicht beißt,
nicht Erz noch Eisen,
die Erben Gudruns!«
     
    27 Sörli:
    »Schlimmes tatst du, Bruder,
da du diesen Schlauch löstest:
oft aus diesem Schlauch
kam schlimmer Rat!
Kühnheit hättest du, Hamdir,
hättest du Klugheit nur:
gar manches fehlt dem Manne,
fehlt ihm Manneswitz.«
     
    28 Hamdir:
    »Ab wäre das Haupt,
wenn Erp lebte,
der streitkühne Bruder,
den wir beide erschlugen,
der ruhmreiche Recke -
uns reizten Nornen -
der friedheilige Held -
verführten uns zum Morde.
     
    29
    Gut haben wir gekämpft:
wir stehn auf Gotenleichen,

aufrecht, ob schwertmüden,
wie Aare im Gezweig;
Heldenruhm gewannen wir,
sterben wir heut oder morgen:
niemand sieht den Abend,
wenn die Norne sprach.«
     
    30
    Da sank Sörli
am Saalende,
und Hamdir fiel
am Hausgiebel.
     
    Anmerkungen
     
    Die Prosaeinleitung steht in der Eddahandschrift vor Gudruns Sterbelied. Das Alte Atlilied geht von der Auffassung aus, daß Gudrun sich selbst den Tod gibt, nachdem sie ihre Söhne und Atli ermordet hat. Aber schon die niederdeutsche Vorstufe des Hamdirliedes hatte sie zur Mutter Schwanhilds und Aufreizerin zur Rache für diese gemacht. Ihr Freitod mußte daher zu einem mißlungenen Selbstmordversuch abgeschwächt werden. - Nach Str. 15 des Hamdirliedes ist Erp nur ein Halbbruder Hamdirs und Sörlis. 3 Waldverwüster: Feuer. 19 WindkalterWolfsbaum: Galgen. 26 Jörmunrek allein erkennt, daß scharfe Waffen den Rüstungen der Brüder nichts anhaben konnen. 30 Wie die Brüder hinsinken, bricht auch der Taktfall zusammen.

36. Das

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