Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
schreien
vor grimmem Schmerz.«
     
    10
    Sie reizte vor Haß
sich zur Rache auf:
»Ganz entbehren,
Gunnar, wirst du
meine Lande
und mich selber;
Glück genieß ich
nie beim König.
     
    11
    Will heimfahren,
woher ich kam,
zu nahen Verwandten
wieder ziehen.
Da will ich liegen,
das Leben verschlafen,
wenn du Sigurd
nicht sinken läßt
und aller Herrscher
höchster wirst.
     
    12
    Es fahre der Sohn
dem Vater nach:
Wer Wolfsbrut nährt,
hat wenig Dank.
Hat je ein Recke
den Rachedurst
leichter versöhnt,
wenn ein Sohn lebte?«
     
    13
    Harmvoll ward Gunnar
und neigte das Haupt,
versank in Sinnen,
saß bis zum Abend.
Er wußte das
wahrlich nicht,
was ihm wäre
zu wählen das klügste
und ihm wäre
zu wählen das beste:
Sigurds sah er
sich beraubt
und wußte, daß schwer
des Wölsungs Verlust.
     
    14
    Er sann um beides
dieselbe Zeit:
Sitte war es
sonst doch nicht,
daß Frauen entsagten
der Fürstenwürde.
     
    15
    Er rief Högni
zu heimlichem Rat -
ihn hatte er
als engsten Freund:
»Einzig Brünhild

ist mir die beste,
Budlis Tochter,
das trefflichste Weib.
Lieber laß ich
das Leben mein,
als zu entraten
des Reichtums der Frau.
     
    16
    Sollen wir ums Gold
Sigurd verraten?
Gut ist’s, zu erringen
des Rheines Erz
und behaglich
des Hortes zu walten
und dann glücklich
das Gut zu genießen.«
     
    17
    Eins gab Högni
zur Antwort drauf:
»Dies zu begehn,
dünkt mich nicht recht,
mit dem Schwert zu brechen
geschwornen Eid,
geleisteten Eid,
gelobten Frieden.
     
    18
    Uns gleich kennen wir
keinen an Glück,
fünren wir vier
das Volk vereint,
lebt der Heerfürst,
der Hunnenrecke,
und schätzbarer
ein Geschlecht auf Erden,
wenn wir fünf Söhne
hinfort pflegen,
edler Abkunft,
aufziehn könnten.
     
    19
    Ich weiß gar wohl,
welchen Weg es kommt:
Zu viel fordert
die Fürstin von uns.«
     
    20 Gunnar:
    »Wir müssen Guttorm
zum Mord reizen,
den jüngeren Bruder,
den jähzornigen:
Ihn umschließt nicht
geschworener Eid,
geleisteter Eid,
gelobter Friede.«
     
    21
    Der rasch entschloßne
war schnell gereizt.
Es stand Sigurd
der Stahl im Herzen.
     
    22
    Zur Rache erhob sich
der Held im Saal
und warf das Schwert
dem schnellen nach:
aus des Fürsten Faust
flog gewaltig
auf Guttorm Grams
gleißender Stahl.
     
    23
    Nach zwei Seiten
sank der Mörder:
Hände und Haupt
sanken hin nach vorn;
rückwärts fielen
die Füße zu Boden.
     
    24
    Entschlummert lag
uf dem Lager Gudrun,
sorgenlos
in Sigurds Arm.
Doch sie erwachte
der Wonne beraubt:
Im Blut von Freyrs
Freunde schwamm sie.
     
    25
    Zusammen schlug sie
so sehr die Hände,
daß der starke Held
sich hob im Bett:
»Nicht weine, Gudrun,
so gramerfüllt,
blutjunge Maid:
Deine Brüder leben.
     
    26
    Mein Erbe ist
noch allzu jung;
nicht kann er fliehn
vom Feindeshof.
Schwarz und schändlich
schmiedeten sie
nun einen neuen
Neidesplan.
     
    27
    Nicht reitet, ob sieben
Söhne du gebierst,
ein Schwestersohn,
ein solcher, zum Thing.
Ich weiß genau,
welchen Weg es kommt:
Alles Böse
ist Brünhilds Werk.
     
    28
    Die Maid liebte mich
mehr als alle;
doch gegen Gunnar
verging ich mich nie:
Ich hielt dem Schwager
geschworne Eide;

nie ward ich Freund
seiner Frau genannt.«
     
    29
    Der Frau schwand der Sinn,
dem Fürsten das Leben.
So sehr schlug sie zusammen
die Hände, daß hell erklirrten
die Kelche auf dem Bord
und gellend schrien
die Gänse auf dem Hof.
     
    30
    Da lachte Brünhild,
Budlis Tochter,
hell noch einmal
aus Herzensgrund,
als sie hin zum Bett
hören konnte
den gellenden Schrei
von Gjukis Tochter.
     
    31
    Dies sprach Gunnar,
der Degen Fürst:
»Nicht lachst du drum,
Leidstifterin,
hell in der Halle,
weil du Heil erfährst!
Warum verlorst du
die lichte Farbe,
Unheilvolle?
Dein Ende ist nah!
     
    32
    Recht geschäh dir,
ruchloses Weib,
fällten wir Atli
vor Augen dir,
sähst du am Bruder
blutige Male,
strömende Wunden,
die du stillen könntest.«
     
    33 Brünhild:
    »Dich tadelt keiner:
Gekämpft hast du gut.
Nicht fürchtet Atli
die Feindschaft dein.
Länger wird er
leben als ihr
und mehr Stärke
stets bewähren.
     
    34
    Sagen will ich dir, Gunnar -
du selbst weißt es wohl -,
wie ihr euch zuerst
Arges wirktet.
Nicht war ich zu jung
noch wehbedrückt,
an Erbgut reich,
auf Atlis Bank.
     
    35
    Nicht wollte mein Mut,
daß mich ein Mann nähme,

bis ihr Söhne Gjukis
vor den Saal rittet,
drei Fürsten zu Roß,
Volkskönige.
Kein Bedürfnis war
nach dieser Fahrt.
     
    36
    Atli sagte
dies einzig mir,
er gäbe nicht zu,
das Gut zu teilen,
nicht Gold noch Habe,
ließ ich mich geben

Weitere Kostenlose Bücher