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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Baumwolle tragen und die knistert ja nicht.
    Es knisterte, das hatte Irmi sofort gemerkt. Als junge Frau hatte sie Sex riechen können, jetzt konnte sie ihn nur noch hören. Der Geruch war ver blassende Erinnerung: nach Veilchenpastillen, nassen Handtüchern, Männerschweiß und der Tränenflüssigkeit trächtiger Meerschweinchen, nichts war davon geblieben, nur dieses Knistern in den Ohren, als zerknülle jemand eine Papiertüte aus dem Fleischwarenfachgeschäft.
    Irmi trug, weil sie fror, einen grünen Trainingsanzug im Bett, den mit den drei Streifen. Alt zu werden war scheiße. Du sitzt unter Mädchen, denen das Verlangen aus den Poren trieft und du riechst es nicht mehr. Es hatte ganz schlicht nach Schnittchen gerochen, nach Aufschnitt und Käse und Gewürzgurken. Schön arrangiert hatten das die Sisters. Schön bürgerlich, als treffe man sich zum Diaabend, dabei gab es nur diesen Videoclip. Drei Frauen und ein Mann beim Picknick (mit Schnittchen) und die stockenden Stimmen von Helga und Monika, den anschließenden sexuellen Exzess betreffend.

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    Wovon weder die einen noch die anderen träumten

    Es war tiefe Nacht in St. Malo und nur das Meer hatte noch Schicht. Es ebbte, es flutete, es spülte den Leichnam Osama bin Ladens an die Gestade, es nahm ihn bei der nächsten Flut wieder mit und schickte ihn weiter auf mythische Tour, demnächst auch an ihrem Badestrand. Oder war es die Leiche von Youssef L., Tunesier, über Bord eines maroden Kahns vor Lampedusa gegangen und von den launenhaften Strömungen der See ohne gültiges Visum in den Ärmelkanal transportiert?
    Keine Ahnung, spielt keine Rolle, interessiert doch niemanden, denn alles schläft und alles träumt. Borsig in den Armen seiner Anja, in seinen Schlafbildern laufen sie nackt durch eine Fußgängerzone, was bedeutend angenehmer ist als sich vorzustellen, eine Livree zu tragen und dickliche Konsultypen durch die Gegend zu kutschieren, was er aber wird tun müssen, der arme Borsig, ab morgen und umziehen wird er auch, ein Zimmerchen unterm Dach der Protzvilla. Anja hat ihm gesagt, in welchem Hotel ihr Verflossener, Regitz, residiert. »Les Saints« heißt die bescheidene Absteige. Die Nachricht war sogleich an Oxana übermittelt worden, hätte noch Zeit gehabt, denn Oxana schlummerte längst in anderen Armen, de nen des Morpheus und träumte von Sonja Weber und träumte nicht von den kasachischen Steppen, die so herrlich ohne Meer dahinwogten, dass keine Leichen als lästiges Strandgut zu befürch ten waren. Auch Sonja Weber dürfte gerade träumen, allerdings wissen wir weder wo noch was, aber sie träumte nicht von Leichen und wenn, dann erwachte sie sofort, wischte sich den Schweiß von der Stirn, ging ins Badezimmer und erschreckte sich mit dem Anblick ihrerselbst im Spiegel im schlechten Licht der Glühbirne.
    Moritz Klein träumte von alledem, von dem er nicht träumte. Von einer besseren Welt, in der junge Mädchen auf blühenden Wiesen Blumen pflückten, was so langweilig gewesen wäre, dass Moritz – hätte er wirklich davon geträumt – sogleich das große Gähnen überkommen hätte und er im Traum eingeschlafen wäre, um von der wirklichen Welt zu träumen, in der junge Mädchen mit Sprengstoffgürteln in U-Bahnen Leben pflückten und gleich wieder wegwarfen. Davon wachte er für einen Moment auf, orientierte sich - erfolglos – in der Dunkelheit seines Hotelzimmers, griff neben sich und spürte Hermines Weichheit – er träumte also nur, er sei aufgewacht – und legte sich beruhigt zurück aufs Bett, schlief weiter oder dachte, er würde weiterschlafen und tat es doch schon die ganze Zeit.
    Hermine schlief traumlos. Und dabei merkte sie nicht, wie die Welt um sie herum träumte, was ein Albtraum gewesen wäre, aber da sie es nicht merken konnte, war es gar nichts, nicht einmal ein Zucken der Nervenenden. Sie würde am Morgen aufwachen und sich fragen, von was wohl Moritz geträumt hatte, sie würde den Computer hochfahren, ihre Mails checken – er hatte ihr tatsächlich eine geschickt, in der er lapidar mitteilte, Oxana – inzwischen auch erwacht – habe ihm das Hotel genannt, in dem Regitz wohnte, er werde sich nun anziehen, irgendwo frühstücken – das Frühstück im Hotel war frugal, viel zu teuer, langweilig – und zunächst das Hotel, sodann jene Firma aufsuchen, in der .... usw, er hoffe jedenfalls, ihr, Hermine, ginge es gut und »erzähl doch mal, wie das bei den Sisters so war und ich denke an dich, ich vernasche

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