Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)
schnäuzte sich auf die ordinärste nur denkbare, also die Regitzart. Musterte Klein, zischte: »Grüß Gott? Wenn es einen gibt, wirst du das gleich selber tun. Das steht schon mal fest, ne?«
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Ein peinliches Geheimnis wird endlich gelüftet
Marxer hatte schon immer mit größter Lust an Türen gelauscht, besonders an solchen, die nach außen aufgingen. Steigerte das Risiko, fügte dem Element des Entdecktwerdens das des physischen Schmerzes hinzu, war also purer Sex. Natürlich frönte er als Kriminalschriftsteller auch dem Voyeurismus. Die Nachbarin damals, immer nackig Situps auf der Terrasse vollführend, oh la la, sie ahnte ja nicht (oder doch?), was sie dem 14jährigen Marxer damit bescherte. Der Ecouterismus indes erschien ihm reizvoller, gerade jetzt, da er sein linkes Ohr (das rechte war infolge Rockmusikmissbrauchs ein wenig verdorben) an das kühle Holz der Gästezimmertür drückte (ging leider nach innen auf), hinter der sich Oxana und Sonja flüsternd austauschten.
Oder gar mehr taten? Erotische Handgreiflichkeiten? Das Produzieren diverser Flüssigkeiten? Ekstatische Ringkämpfe nasser Zungen? Das Stimulieren von G-Punkten und anderen dunklen Mythen der Lust? Hörte sich so an. Müsste man jetzt sehen. Nein, das war es eben: Durfte man nicht sehen, musste man sich vorstellen, um es hernach in Worte zu gießen. Wozu war man Kri miautor und impotent, eine Kombination übrigens, die gar nicht so selten vorkommt.
Oxana hatte er schon nackt gesehen, noch nie aber in Aktion. Da war sie furchtbar katholisch, hegte eine geradezu lächerlich kleinbürgerliche Moral. Dabei war es der Traum eines jeden Mannes, zwei Frauen beim Sex zu beobachten. Vielleicht tat er das gerade. Akustisch und halt nur vielleicht, das war der besondere Reiz, der Kick, der ihn veranlassen würde, bei Facebook auf »Gefällt mir« zu klicken. Nichts Genaues wissen, es sich im wahrsten Sinne des Wortes zusammenreimen, so entstehen Verschwörungstheorien.
Marxer lauschte angestrengt. Oxanas gutturales Organ, sie lachte auf und Sonja gab ein Geräusch von sich, das man als Stöhnen interpretieren konnte. Worüber sprachen sie? Was taten sie, während sie sprachen? Warum war Oxana überhaupt in Sonjas Zimmer geschlichen, hatte diese geweckt – und wie? Eine zärtliche Berührung, gar ein sanfter Kuss auf die Brustwarze? Verschwörungstheorie. Was führte Oxana im Schilde? Hatte nicht sie begeistert genickt, als ihr Marxer seine Idee von dem Privatdetektiv wider Willen vorgetragen hatte? Ein Plot, der seit Jugendzeiten in seinem Gehirn nistete, völliges Neuland für das Genre. Jemand erwacht nach durchzechter Nacht, seine »Freunde« haben ein Schild »Privatdetektiv« angefertigt und neben seinen Hauseingang gehängt – und bevor der Düpierte erkennt, dass man ihm übel mitspielt, steht auch schon die erste Klientin auf der Matte.
Hm, gut, das hatten sie nicht vorhersehen können. Kein Problem, Lüdemann, Inhaber von »Beschriftungen aller Art« zu überreden, das böse Spiel mitzumachen. »Den übernehme ich«, hatte Oxana gelacht. Aber Sonja Webers Erscheinen? Zufall? Ein Gottesurteil? Oder steckte doch Oxana hinter alledem, dirigierte im Verborgenen, Sonja ihre Komplizin? Doch wozu? Verschwörungstheorie. Ehemalige Sowjetunion, internationaler Finanzmarkt, die Chinesen nicht weit (gemeinsame Grenze mit Kasachstan!), gelbe Gefahr, Weltherrschaft der Asiaten, siehe FDP, siehe European Songcontest, wo Aserbaidschan mit einer Tüte Schmalz gewonnen hatte. Und war nicht jüngst Dominique Strauss-Kahn, Chef des Internationalen Währungsfonds, wegen angeblicher versuchter Vergewaltigung festgenommen worden? Wie vor ihm schon Julian Assange von Wikileaks und Jörg Kachelmann vom Wetterbericht? Alles Zufall? Hing nicht miteinander zusammen? Ok, was Kachelmann damit zu tun hatte, erschloss sich Marxer auf die Schnelle nicht. Vielleicht ein Ablenkungsmanöver. Passte.
Mein Gott, raschelte da die Bettwäsche? War ganz deutlich zu hören. Und jetzt war es eindeutig Stöhnen, was von jenseits der Tür süß und belebend in Marxers Ohr kroch. Sie trieben es miteinander. Noch ein wenig zuhören und dann aufschreiben. Literatur, das war eben Orgasmus auf andere Art. Nichts weiter.
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Ein Abgrund an Verschwörung
Die offene Tasche locker über der linken Schulter, damit die rechte Hand, falls es nötig werden sollte, in einer einzigen schnellen Bewegung hingreifen und die Waffe herausziehen konnte. Das ging so schnell, dass Vikas
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