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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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deutscher Leistungsträger, die dereinst unsere Renten bezahlen und unsere Banken retten. Selber schuld. Man musste das wie einen Film im Fernsehen betrachten, da juckt es einen ja auch nicht, wenn jemand übel und volle Kanne in die Fresse bekommt. Regitz lehn te sich zurück. Und jetzt? Tür auf und der Held erscheint mit gezogener Knarre? Na ja, fast. Es war eine Heldin, die Knarre vorhanden, mit beiden Händen in den Raum gestreckt, dessen Tür mit Karacho gegen die Wand krachte. Emma Peel oder was? Lara Croft, die Tussie aus dem Internet? Die beiden Haltejungen jedenfalls ließen ihren Moritz sofort auf den Beton fallen, Filliac spuckte in fünf Sekunden zwanzig Mal »Merde!«, Regitz war aufgesprungen und sagte deplazierter Weise »Hallo?«
    Hallo? ER war hier die Judikative. Und die Legislative und die Exekutive auch noch. ER war der Filialleiter und SIE die kleine stramme Kassiererin, die ihn verarscht hatte, indem sie – wir fassen für alle mit Gedächtnisproblemen zusammen – statt Spaghetti Unmengen Bandnudeln geordert hatte, also wohl die Bestellformulare manipuliert, und jetzt war der Zeitpunkt der Inquisition gekommen und was passiert? Er hat noch nicht einmal die Anklageschrift verlesen, da scheißt sie ihn auch schon verbal derart zu, ja echt, fünfzig Mal »Scheiße!« in zehn Sekunden, aus ihrem Mund fontänen Spuckeperlen und treffen ihn im Gesicht, sie verlagert ihr Gewicht auch schon auf das linke Bein – er registriert es schaudernd und irgendwie fatalistisch – und gleich wird sie mit dem rechten ausholen und jene Apparatur in Schutt, Asche und sonst was legen, die seine Freundin ziemlich ordinär »den Sahnespender« tituliert. Man soll sich mit Frauen nicht anlegen, alter Ratschlag seines Vaters, zu spät.

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    Die Männer im Raum waren inzwischen einem Zustand der Erstarrung anheimgefallen, wie ihn nur eine Rede der Bundeskanzlerin oder eine geladene und offensichtlich arbeitswillige Schusswaffe bewirken können. Die beiden dunklen Burschen hatten mechanisch die Hände gehoben, der Hausmeister sein Fluchen vorübergehend eingestellt, Regitz stand vor dem Stuhl und Moritz Klein kauerte auf den Knien, die Hände an den von der Gewalt heimgesuchten Genitalien.
    Meine armen Eier, dachte der Filialleiter. Gleich wird sie mir reintreten. Doch Hermine neigte nicht zum physischen Vandalismus gegen Einfaltspinsel und ihren Besamungsapparat. Zumal es ihr prinzipiell undankbar erschien, männliche Gehänge zu zertrümmern, denen sie – als Ganzes betrachtet – durchaus Augenblicke des Entzückens verdankte. Sie hatte eine Kiste mit Mangos im Visier, den exotischen Klimbim kaufte eh kaum jemand und am Ende würde doch das meiste davon bei der »Tafel« landen und in den Mägen von Sozialschmarotzern verschwinden. Die Kiste war deshalb interessant, weil sie das Fundament eines ziemlich labilen Turmes bildete, dessen höchsten Punkt eine Kiste mit dem aktuellen Wochensonderangebot einnahm, »Formschöne Obstschalen aus ugandischem Kristallimitat mit aufgeprägtem Relief eines Eingeborenenkrals, 14 Euro 25, 25 Cent für die Welthungerhilfe«. Ein gezielter Tritt gegen die Mangokiste – und dann mal schauen, was passiert.
    Einige quälend unvergängliche Momente lang passierte gar nichts. Das konnte nicht so bleiben und Vika, die Pistole auf Regitz gerichtet, rief Klein zu, er solle seine Hodenschwellung Hodenschwellung bleiben lassen, den Arsch lüften, aufstehen und herkommen. Klein versuchte es. Er war mehr als verwirrt. Von den Schmerzen, der unvermutet aufgetauchten Vika, von allem eben. Breitbeinig schwankte er zur Pistolenfrau, darum bemüht, nicht in die potentielle Schusslinie zu kommen. An deren fatalem Ende harrte immer noch Regitz, in dessen Kopf es arbeitete. Bliebe er hier, wäre ihm die Wut von Filliac und Konsorten gewiss. Also spontaner Entschluss: »Nehmt mich mit, Leute, ich bin doch auf eurer Seite.« Blödsinn, aber es verfehlte seine Wirkung nicht. Eine Sekunde lang war Vika unschlüssig. Dann nickte sie und wies mit einer knappen Kopfbewegung Richtung Tür. Regitz setzte sich in Bewegung, die Pistolenmündung folgte ihm.
    Borsig folgte ihr. Sie brauchte einen Tütenträger, soviel war klar. Zuerst shoppte Katharina Schuhe, von latschigen Ballerinas bis zu hormontreibenden High Heels. Borsig hielt den Schuhlöffel und trug die beträchtliche Ausbeute durch das Labyrinth der »Mall«. Das Mädchen behandelte ihn wie Luft, nein, schlechtes Bild, sie atmete an ihm vorbei. Noch

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