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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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schlechteres Bild. Aber Borsig war es gleichgültig. Das hier war Geldverdienen, das Aufschnappen von Informationen. Dafür konnte man sich ruhig einmal erniedrigen lassen. Mal sehen, was noch folgte.
    Eine unendliche Zahl von Boutiquen natürlich. Katharina zog wahllos Kleiderbügel mit exklusiver Ware von den Ständern, hieß Borsig – gottlob hatte er vorher die Schuhe im Kofferraum des Benz verstauen dürfen –, ihr die Klamotten hinterher zu tragen. So näherten sie sich der Umkleidekabine, die Verkäuferin im Schlepptau, durch einen winzigen Augenaufschlag Katharinas je doch zur lästigen Gefolgschaft degradiert und alsbald im Dickicht der haute couture verschollen.
    »Bleiben Sie hier stehen«, befahl Katharina, als Borsig mit der Nasenspitze den Stoff des Vorhangs fast berührte, hinter den sich seine Chefin begab. Stoffrascheln, Schuhe wurden nachlässig auf den Boden gekickt. »Jetzt das kleine Grüne.« Borsig schob das kleine Grüne hinter den Vorhang, darum bemüht, nicht auf eine Siebzehnjährige in Unterwäsche schauen zu müssen. Was natürlich misslang, denn Katharina öffnete den Vorhang ein Stück, nahm die Ware entgegen, grinste, ein Teeny in String und Minimal-BH. Schön, dachte Borsig. Scheiße, dachte Borsig.

190
    Ortsbestimmungen

    Irmi orientierte sich. Sie musste die Linie 26 nehmen, in die 43 umsteigen, an der Endstation zum Bahnhof hechten, den Zug nach N. besteigen, in P. aussteigen und zwanzig Minuten südwärts wackeln, bis sie das Anwesen der Landkommune Antonio Gramsci erreicht hätte. Wen kannte sie dort noch? Den Baron zu Wittgendorf, aber nenn ihn bloß nicht Baron, sonst flippt er aus, nenn ihn »den Rainer«. Sie stieg in die 26, ließ sich durch einen graukalten Nochmorgen chauffieren und dachte an gar nichts.
    Weil, dachte Borsig, wenn du an so was auch nur denkst, bist du verratzt. Die Kleine machte einen auf Lolita und Domestikenversucherin, schon klar. Die würde ihn sowieso nicht ranlassen, die hielt das Händchen nur bis knapp über die heiße Herdplatte, aber nicht voll drauf. Er fuhr sie jetzt in die noblen Vororte, wo sich die kleinen feinen Fachgeschäfte für die Frau jenseits der 500.000 Euro Jahreseinkommen etabliert hatten, »la Lune - Desssous, zu denen Sie nichts weiter tragen müssen als die Erotik Ihrer Haut«. Da dürfte sie ihre besten Karten ausspielen, ganz logo, zwei stramme Möpse und eine rasierte Muschi, nur nicht schwach werden, Borsig.
    Sie war schwach. Nein, Plural: Sie waren beide schwach. Ihre Blicke sogen sich auf, jedes Geräusch der anderen ließ wie unter einer unerwarteten Berührung zusammenzucken. »Wo warst du gewesen?«, fragte Oxana endlich und ihre Stimme kam ihr fremd vor. Sonja wandte den Blick von ihr ab, er zerschellte am eigelben Schleiflack der Anbauküche, kehrte zertrümmert zu Oxana zurück. »Daheim«, sagte sie und lächelte, als müsse sie sich dafür entschuldigen. »Daheim«, wiederholte Oxana.
    Daheim. Daheim wird mir das keiner glauben, dachte Hermine und holte aus. Wenn sie die Mangokiste traf, bedeutete das die Arbeitslosigkeit und, hey, sie freute sich darauf. Sie musste die Kiste genau treffen.
    Sie hatten sich verlaufen. Waren bemüht gewesen, so viel Strecke wie möglich zwischen sich und die Typen in der Firma zu bringen, jetzt standen sie in einer verwinkelten Schlucht aus Fabriken und Lagerhallen, irgendwo fernab des Meeres, fernab der Postkarte St. Malo. »Ihr hirnweichen Spackos«, schimpfte Regitz, nachdem er sich vom ordnungsgemä ßen Verstauen der Waffe in Vikas Umhängetasche überzeugt hatte, »ihr habt mir die Chance meines Lebens versiebt, ihr...« Weiter kam er nicht. Vika hatte ihn einfach an der Brust berührt, ganz beiläufig, und Regitz, dieses Drum von einem Körper, war mit einem furchtbaren Ächzen nach hinten gekippt und arschlings auf dem Asphalt gelandet. »Halt einfach nur die Fresse, Fettwanst. Aufstehen und dann weg von hier.« Vika zündete sich eine Zigarette an, Klein stand immer noch breitbeinig und gekrümmt daneben, er wollte ebenfalls rauchen, konnte es aber nicht.
    Hier durfte man sogar rauchen. Es roch nach synthetischen Textilien, aus unsichtbaren Lautsprechern strömte windelweiche Instrumentalmusik, die Verkäuferin war ein aufgebrezeltes Etwas mit schlecht geölten Ersatzteilen. Sie kannte Katharina, ließ sich nicht übersehen. Dollarzeichen auf den Augäpfeln. Den kleinen Chauffeur musterte sie schnippisch, hämisch, auch das nun folgende Spielchen schien sie zu kennen,

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