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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Geldregen müsste doch drin sein. Einmal im Leben reich, das wäre es doch.
    »Sei mir nicht böse, Rainer, aber eure Tauscherei ist doch eine ziemlich exklusive Veranstaltung, ja?« Der Rainer war nicht böse. »Hast schon Recht. Nur die reichen Leute können es sich leisten, ein Leben ohne Geld zu führen. Die Dialektik der Vision, wie ich zu sagen pflege.« »Hm«, machte Irmi und streichelte Mathilde, »1A Milchkuh, Jersey-Linie. Du kennst vielleicht die berühmte Jersey Cow?« Nein, kannte sie nicht. Sagte: »Ihr seid also die harmlose Variante der Geldlosigkeit. Ihr setzt auf sukzessive Ablösung, das Geld wird irgendwann obsolet und dann... Aber es gibt doch auch eine aggressive Variante, ja? Die des Grafen Strontium. Lebt die noch immer?«
    Jetzt wurde der Rainer ernst. Kratzte sich am Kopf, machte »tjatjatja«. Streichelte seinerseits Mathilde, die ein »Muh« spendierte. »Gibt es, Kerstin. Idioten, Verblendete, die die Welt ins Chaos stürzen wollen. Denen geht es gar nicht um die Ablösung der Geldwirtschaft, im Gegenteil. Denen geht es um Macht und GELD. Seit über 200 Jahren sucht man auf Jersey nach den Aufzeichnungen des Grafen Strontium und seiner Hel fershelfer, keine Ahnung, ob man schon irgendetwas entdeckt hat. Aber diese Leute sind überall. Sie lassen auch unsereinen nicht aus den Augen. Sie haben ihre Verbindungen bis hinauf in die höchsten Kreise. Sie tauchen eines Tages auf – und dann gute Nacht.«
    Sie tauchten einfach so auf. Die beiden Jungs, die Moritz Klein festgehalten hatten in der Firma, sie standen plötzlich vor ihnen. Grinsten, lehnten sich an die Wand des Turms, sondierten die Lage. Keine Zeugen. Perfekt. Und Mauri ce Filliac? Vika tastete vorsichtig nach ihrer Handtasche, ganz langsam. Hörte sie es hinter sich atmen? Sie hörte es. Wollte sich umdrehen, tat es halb. Genug, um Filliac zu erkennen, dessen schiefe Fresse hämisch grimassierte. Genug auch, um die Waffe in seiner Rechten wahrzunehmen.

198
    Das Leben der anderen

    Während sich in St. Malo die Ereignisse zuspitzten, als hingen sie an einem Kliff, und Irmi nach einer ermüdenden Stunde Führung durch die geldlose Kommune Antonio Gramsci an Eierlikör dachte und nichts als Eierlikör, hatte Jonas das uralte Problem der Geldlosigkeit für sich gelöst. Wenn auch nicht zu seiner Zufriedenheit. Er war pleite, soeben sagte das letzte Eurostück im Einwurfschlitz des Spielautomaten leise Servus, Laura drückte ganz fest die Daumen, aber, da Frauen sowieso Unglück bringen, ohne Erfolg. »Ich hab noch nen Fünfer«, sagte Laura, »aber ich hab auch Hunger.« Jonas seufzte. Frauen brachten nicht nur Unglück, sie waren auch noch total egoistisch und verfressen. Aber na schön. Sie verließen den Salon, um gleich durch die nächste Tür zu verschwinden, wo Kaffee und belegte Brötchen zu zivilen Preisen warteten. Andere hätte, wer hier einkehrte, auch gar nicht mehr bezahlen können.
    »Na, ihr Zwerge, ausgezockt?« Katharina Bruggink zwinkerte Borsig schelmisch zu. Der nickte nur wissend und zwinkerte seinerseits Jonas und Laura schelmisch zu. Eine einladende Handbewegung Katharinas, schon hockten Jonas und Laura am Tisch. Sehr ruhig im Raum, bankrotte Zocker reden nicht viel. Sie grübelten und mampften billige Schnitten, tranken billigen Kaffee und suchten nach dem Kaffeesatz, der ihnen die Zukunft voraussagen konnte, von der man schon wusste, sie konnte nur noch besser werden, doch damit war nicht zu rechnen.
    »Hol uns mal vier Pötte von dem schwarzen Zeug, BO« – BO! Irgendwann dreh ich dir den Hals um, Tusse, dachte BO grimmig – »und ein Dutzend heiße Wiener und Wecken und so. Du machst das schon.« Steckte ihm einen Fünfziger in den Arschsack, BO trollte sich.
    »Das ist unser neuer Chauffeur. Endlich mal einer, dem meine Titten egal sind.« Jonas schaute verwirrt. Dem? Egal? Er begann Borsig zu bewundern. Dachte an die Silvesterparty und wie diesem BO alles Mögliche egal war, nur nicht die hervorstehendsten Teile des anderen Geschlechts. Aber wurscht. Er hatte andere Probleme, massive Geldprobleme. So lange er eine Mutter hatte, die Geld verdiente, würden sich die lösen lassen.
    Wenn man frei ist, sich diese Freiheit jedoch durch zukünftige Armut erkaufen muss, dann ist das wie Süßsauer beim Chinesen. Hermine fühlte sich gut, sie fühlte sich mies. Hatte ihr Zeug aus dem Spind geholt, sich von den Mädels – die alles mitbekommen hatten – knapp verabschiedet, war auf die Straße gewankt und von

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