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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Das letzte Wort war wie eine große Resignation, das sich Einfinden in Unveränderbares gesprochen worden – und es war das einzige vernünftige Wort des ganzen Abends gewesen. Borsig nickte nur und kramte den Autoschlüssel hervor.

222
    Jonas hatte uns mit der Souveränität des künftigen Formel 1 – Weltmeisters in die Nähe unserer Bettchen gebracht, den arg zerzausten, vom Alkohol gebeutelten ältlichen Leutchen wie ein Kavalier die Treppen hochgeholfen, wenn auch nicht ohne das berechtigte Kopfschütteln der Jugend ob solcher Dekadenz der Erwachsenen. In Hermines Wohnung hockten Laura und Katharina, die ihre Frauengespräche beendet hatten, und entspannten sich bei »Stripp-Po ker 2.0«, dem Spiel für die vorurteilsfreie junge Dame von heute. Unser Eintreffen nötigte sie zu einem doppelmündigen »Hi« und der Information, gleich hätten sie dem geilen Typen auch den Slip ausgezogen, sie bräuchten nur noch einen Herzkönig. Jonas vergaß uns sofort und begann bei den Mädels zu kiebitzen.
    Wir lagerten Borsig auf der Wohnzimmercouch, wo er sanft entschlief und auf seinen Weitertransport in die Konsulvilla wartete, machten uns rasch bettfein, ich schob Jonas im Vorübergehen zwei Zwanzig-Euroscheine zu, die er mit der Noblesse eines wahren Weltmannes einkassierte, die rechte Augenbraue ironisch-überrascht hochgezogen. Zwei Zwanziger? Der Alte überschätzt sich. Ich nickte bitter, denn mir schwante Schlimmes.
    Angeblich sind ja Frauen, wenn sie von der Arbeit kommen, zu müde für Sex, und Männer, sie können besoffen sein bis zum Anschlag, allzeit bereit. In dieser Nacht erfuhr ich die ganze Wahrheit über diese irrwitzige Umkehrung der Tatsachen. Hermine war hellwach, Moritz hingegen... aber es half ihm nichts. Unter den Händen – schweigen wir von allem anderen – einer fordernden Frau kam ich einigermaßen zu Kräften und leistete soliden Dienst nach Vorschrift. »Nicht schlecht«, lobte Hermine. Da graute schon der Morgen. Ich schleppte mich aufs Klo, warf auf dem Rückweg einen Blick ins Wohnzimmer, Borsig war verschwunden, nur noch seine Chauffeursmütze lag vor der Couch. Die Tür zu Jonas’ Räumlichkeiten stand einen Spalt offen, das Bett lag jungfräulich. »Die sind zu Katharina weiterzocken«, gähnte Hermine.
    Es war dies die beste Gelegenheit, ihr meinen Seitensprung mit Vika zu gestehen und natürlich ließ ich sie ungenutzt verstreichen. Wir kuschelten uns aneinander, tauschten Atemluft und entschlummerten in den frischen Tag. Es war wieder kälter geworden und mit Schnee zu rechnen. Gegen zehn heulte der Wecker und schaltete das Radio an. Nachrichtenfetzen bollerten gegen die Papierwände meines Bewusstseins, ich hörte »Island, Island, Island«, dachte an Vulkanausbrüche und, leider zu spät, an Konsul Bruggink, der doch gerade auf Island weilte, öffnete die Augen und Ohren, doch letztere empfingen bereits die neuesten Hitmelodien und zogen sich, von akustischem Brechreiz geschüttelt, angewidert zusammen.
    »Auf Island liegt der Flugverkehr lahm«, sagte Hermine beim Frühstück, sie hatte die Zwölf-Uhr-Nachrichten im Fernsehen verfolgt. »Hm«, machte ich, mein Brötchen zermalmend, »scheiß Vulkane. Was wären wir als Kinder froh gewesen, unsere Schule hätte neben einem Vulkan gestanden. Tat sie aber nicht. Wenn man die Dinger mal braucht, sind sie nicht da.« »Hm«, machte auch Hermine, »blöd nur, dass auf Island gar kein Vulkan ausgebrochen ist.« »Hm«, machte ich zurück, »dann haben die keine Kohle für Sprit mehr.« »Hm«, machte Hermine, »die sind ja auch ganz schön von den Finanzheinis gebeutelt worden.« »Hm«, bestätigte ich, »und jetzt sollen die kleinen Leute das zurückzahlen, was die Gangster längst in der Schweiz gebunkert haben.« »Hm«, nickte Hermine, »aber wollen sie nicht. Ich glaube, wenn man mit ausbrechenden Vulkanen klarkommt, dann wird man auch mit solchen Schweinen fertig.«
    Ich setzte zu einem abermaligen »Hm« an, kam aber nicht dazu, denn das Telefon klingelte. Es war Irmi. Sie klang aufgeregt.

223
    Die Idee hatte selbst der Eierlikör nicht aus Irmis Kopf spülen können. Der eine Typ bei Rainer in der Kommune, wie hieß er doch noch mal? Egal, würde ihr wieder einfallen. Mit dem sie angeblich...völliger Blödsinn natürlich, die verwechselten sie ja mit einer Kerstin. Aber diesem Typen – Georg? Nee. Rüdiger? Auch nicht. – hatte sie scherzhaft von Zwillingen erzählt, die dem damaligen Beisammensein entsprungen seien,

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