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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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das heißt eben nicht entsprungen, denn Irmi / Kerstin habe sie abgetrieben. Wenn sie jetzt aber die Zwillinge aus der »Bauernschenke«... wieso keine Flüge mehr nach und von Island?...wieder dieser Vulkan?
    Sie biss in ihr Brötchen, die Gedanken flackerten munter. Suffnachwirkungen. Das Radio murmelte vor sich hin wie der indische Jogi am Strand von Goa damals... Goa... Goa... für einen sehr flüchtigen Moment lag man zugedröhnt unter Palmen, im Evaskostüm... ja genau, kostümiert mit Nacktheit und jetzt am Frühstückstisch angezogen nackt, kleinbürgerlich ein Brötchen verzehrend... ja, is gut, sprich, Erinnerung, aber nein, halt besser die Fresse.
    Ping-pong, ping-pong. So wanderte der erloschene Feuerball zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, über das Netz des Bewusstseins geprügelt, von einem unbekannten Land ins andere und wieder zurück. Zwillinge. Aschewolken über den Gedanken, in den Gedanken, isländische Verhältnisse und das eigene Island eine einsame Insel im eierlikörklebrigen Meer des Erin nerns. Zwillinge... keine Zwillinge... Ein Mädchen und ein Junge. Zweimal hatte Irmi abtreiben lassen, auf einer schmutzigen Liege im Hinterzimmer eines Kurpfuschers das Mädchen, in der Gelecktheit einer holländischen Klinik den Jungen. Sie dachte nur noch selten daran, sie wusste auch nicht wirklich, ob ein Mädchen und einen Jungen, aber sie glaubte es schon. Weiß man als Mutter instinktiv, oder? Aber hallo, nicht mit mir. Nicht in diese Welt hinein.
    Ich glaube, der Typ heißt Jürgen, dachte Irmi. Sie beschloss, ihr Frühstück zu beenden, schenkte sich Kaffee nach, lauschte dem Radioraunen, Wutbürger in Stuttgart, Wutbürger in Athen, Wutbürger in Madrid, Wutbürger in Reykjavik. Und dazwischen die akustische Fratze eines Jungpolitikers, der davon sprach, die Maschen des sozialen Netzes strangulierten die Mittelschicht. An diesem Bild stimmte gar nichts, an dieser Fratze noch weniger, eines dieser alerten Jungchen – und hätte ihr Sohn sein können. Nein, war schon gut gewesen, was sie damals gemacht hatte. Nicht noch mehr von denen in die Welt setzen. Und jetzt hör auf, Irmi, handele.
    Sie war aufgeregt, als sie die Nummer der Kommune Antonio Gramsci wählte. Die hatten tatsächlich Telefon! Es ging auf halb eins zu, Essenszeit. Der Rainer nahm ab, meldete sich mit einem endlosen »Jaaaaaa....« und freute sich so übertrieben über Kerstins Anruf, dass es einfach falsch sein MUSSTE. Verdammt, wie heißt der Typ? »Kannst du mir mal den... den... deinen Mitbewohner geben, den... du weißt schon, wen ich meine?« »Jau«, lachte der Rainer, »den Konrad willst ans Rohr, har, har, ich weiß schon Bescheid, duuuuuuu!« Konrad auch noch; so was Bescheuertes. Aber da musste sie jetzt durch. »Konrad«, meldete sich jetzt Konrad, im Hintergrund feixte der Rainer. »Ja, also ich bins, die... Kerstin.« »Hm«, machte der Konrad, als habe er sich das irgendwo abgehört, »warst ja gestern bei uns draußen, ne?« Irre intelligente Feststellung, dachte Irmi. »Ja, genau, war ich. Du....« Sie hörte, wie der Konrad am anderen Leitungsende die Luft anhielt. Gut so. Dich lass ich ein bisschen zappeln. »Ich hab dir doch... du weißt schon...damals.« Der Konrad röchelte ein brüchiges »Äh joar« und räusperte sich. »Na ich hab heute Nacht... also ich konnte kaum schlafen, wenn ich ehrlich bin... also wegen...also wegen den Zwillingen.« »Hm«, machte es wieder. »Ja, ich meine... du bist ja... der Vater?« Das Fragezeichen war natürlich eine Gemeinheit. »Äh, ja, ich bin«, sagte der Konrad, »das heißt...ich wäre der äh...Vater?« Fragezeichen berechtigt. »Nein«, sagte Irmi. »Das ist es ja. Du BIST es. Die Zwillinge leben nämlich. Zwei hübsche Mädchen.«

224
    Hermine grinste sich eins. »Irmi kommt bös auf Touren«, sagte sie, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte. »Sie hat diesem Typen aus der Kommune – frag mich nicht mehr, wie der heißt – weisgemacht, dass sie zusammen Zwillingsmädchen haben, du ahnst vielleicht wen.« Ich schaute wie das sprichwörtliche Auto, Hermine winkte ab. »Ja, ja, so ganz verstanden hab ich jetzt auch nicht, was da läuft, ob die wirklich mal in der Falle waren und wieso und weshalb und überhaupt. Jedenfalls: Sie wollen sich mal treffen und alles bequatschen und dabei will Irmi den Burschen – hat sie nicht gesagt, er heißt Kai? Egal – so richtig ausfragen, was in dieser komischen Kommune alles abgeht. Find ich aufregend.« Ich

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