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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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schlecht, hilflos, erniedrigt. Was tun? Sich wehren? Sie war wehrlos, das wusste sie. Wehrlos wie alle, wehrlos gegenüber der blanken Gewalt, der zynischen Erpressung. Draußen war die Welt, hier drinnen war Hermine, und es war dasselbe, irgendwie.

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    Das Gute an diesem Job ist, dass du einfach nicht groß zum Denken kommst. Monika schlief noch und Helga räumte das Geschirr in die Maschine, waren sie gestern nicht mehr zu gekommen vor lauter Trubel. Während sie das tat, hatte sie Zeit zum Denken in kleinen Dosen, homöopathisch, gewissermaßen, der Kaffee war noch nicht ganz durch, er würde dann, das wusste Helga aus Erfahrung, die letzten trüben Morgengedanken aufmischen, umdrehen, bis sie zu ganz normalen Gedanken geworden waren. Also das Denken. Du hast einfach zu viel zu tun, ständig auf dem Sprung, ständig liegt was an, ständig hat einer Ansprüche an dich. Lebte man so nicht am Leben vorbei? – Jetzt war höchste Zeit für einen Kaffee, jetzt wurde es existentiell. Helga schloss die Maschine und stellte sie an, der Kaffee hatte es auch, Gott sei gepriesen und gepfiffen.
    Als es oben in Monikas Schlafzimmer zu poltern, zu rumoren begann, hatte Helga das Denken schon sausen lassen und drehte das Münzgeld des gestrigen Abends in das Rollpapier. Hermine rechnete sich. Auch sonst sehr angenehm. Mit dem Fotografen in Großmuschelbach war ein Vertrag besprochen worden, tolles Projekt, wenn es denn klappen sollte, »Bergwerkserlebnistage«, bisschen knarzig das Wort, als Provisorium aber in Ordnung. Die Schwestern waren für die Organisation und Durchführung stimmungsvoller Abende in den Tiefen der Mine vorgesehen, Romantik bei Kerzenlicht, der Großmuschelbacher Kinder chor krächzt, Krause zeigt Daguerreotypien von früher – nein, alles nur in klei nen, leichtverdaulichen Häppchen zwischen den Gängen eines erlesenen Menüs, das ist wie wenn du gerade die Tagesschau einschaltest, du sitzt beim Essen und die Hirnis bringen ausgerechnet jetzt die Bilder aus den afrikanischen Flüchtlingslagern, wo sie tausendfach verrecken wie immer... Schwamm drüber, Denken einstellen. Hermine also war ein Gewinn, eine selbstständige Frau, die mit den Alten in der Kneipe fertig wurde und überhaupt.
    Monika taumelte in die Küche, Helga hatte ihr eine Tasse Kaffee eingeschenkt. Das »Guten Morgen« kam wie immer schwer, auch die Schwester brauchte ihr Koffein, sie dachte wohl auch ihre düsteren Gedanken. Helga schaltete den Fernseher ein, wegen dem Wetterbericht. Der Finanzminister sprach von der Grieche in Krisenland, äh... er korrigierte sich, die Schwestern grinsten kurz und bündig, machten sich über Kaffee und Brötchen und einen Rest Käse her.
    Früher, dachte Monika und blinzelte zu ihrer Schwester hin, wollte ich unbedingt anders aussehen als die da. Nur Zwillinge wissen, wie grausam es ist, sich selbst in einer anderen zu erblicken, zu wissen, das bin nicht ich, aber das bin ich doch. Sie hatten versucht, sich optisch voneinander zu entfernen, andere Frisur, andere Klamotten, die eine ein Piercing im Nabel, die andere ein Stück darunter, die eine frisst sich Übergewicht an, die andere... aber wenn die eine fraß und dicker wurde, fraß die andere nicht und wurde trotzdem dicker. Schließlich hatten sie resigniert, sich da mit abgefunden, sich gegenseitig Spiegel zu sein. Das war nun einmal die Ungnade der gemeinsamen Geburt.
    Es klopfte an die Hintertür. Erwarteten sie jemanden? Einen frühen Lieferanten, den Bierfritzen? Sie sahen sich an. Nein, eigentlich erwarteten sie niemanden. »Ich geh schon«, sagte Helga und stand auf. Manchmal stellte einer der nächtlichen Zecher am Morgen fest, dass er im Suff sein Gebiss ausgezogen und neben den Teller mit den Buletten gelegt hatte, vergessen, es wieder einzusetzen. Dann kamen sie verschämt an die Hintertür und nahmen das Teil, hübsch in eine Serviette eingewickelt, in Empfang. Ab und zu handelte es sich auch um vergessene Regenschirme, Geldbörsen, Rentenbescheide.
    Helga öffnete. Sie kannte die beiden Männer nicht, die vor ihr standen und grinsten. Etwas in ihr löste Alarm aus. Bevor sie die Tür schließen konnte, hatte sich der erste der beiden an ihr vorbeigeschoben, der andere sie leicht am Arm gefasst, ein paar Schritte zurückgedrängt. »Ist Fräulein Schwester auch zufällig daheim?«, fragte der erste und grinste. Dann schloss er die Tür und drehte den Schlüssel um.

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    Krause sah Frauen gerne, obwohl er doch notgedrungen sein ganzes

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